Abbruchhaus: Anzeige der Baupolizei

Nach dem Stopp der Abbrucharbeiten bei Gründerzeithäusern gibt es Schäden in den Wohnungen, besonders im Mietshaus Radetzkystraße in Wien-Landstraße. Dort hat die Baupolizei einen Strafantrag gestellt.

„Es ist schrecklich, das Wasser kommt runter, die Mauer ist feucht und das ist dann natürlich auch für die ganze Bausubstanz schlecht. Es tropft die ganze Nacht“, schilderte ein Mieter gegenüber „Wien heute“. In der Wohnung einer 94-jährigen Frau ist in der Nacht Wasser durch die Decke gekommen. Ihre Nachbarn mussten die Feuerwehr rufen.

TV-Hinweis:

„Wien heute“, 27.7.2018, 19.00 Uhr, ORF2 und danach online unter tvthek.ORF.at.

Die Mieterhilfe der Stadt hat am Freitag erneut Rechtshilfe zugesichert. „Der Eigentümer ist nicht aus seiner Erhaltungspflicht dem Haus gegenüber entlassen, auch wenn er das Haus schon zu einer halben Ruine reduziert hat“, erklärte Ronald Schlesinger von der Mieterhilfe gegenüber „Wien heute“.

Baupolizei: Firma muss Schäden beheben

Von der Baupolizei wurde ein Strafantrag gestellt. Die Abdichtungsarbeiten am Dach seien unsachgemäß durchgeführt worden, so der Befund der Beamten. Jetzt ist die Baufirma angewiesen, alle Schäden zu beheben. Auch den Schimmel, der im Zimmer der 94-jährigen Frau vermutlich nicht lange auf sich warten läßt.

In dem Haus Ecke Radetzkystraße und Franzensbrücke wohnen neun Menschen mit unbefristeten Mietverträgen. Der Eigentümer des Hauses wollte offenbar vor Inkrafttreten der neuen, strengeren Bauordnung vollendete Tatsachen schaffen. Er ließ das Dach des Hauses abreißen. Weil aber die historische Fassade des Hauses das Wiener Stadtbild prägt, erließ die Baupolizei einen Baustopp - mehr dazu in Hilfe für Mieter ohne Dach in Radetzkystraße?.

Abbrucharbeiten wegen neuer Bauordnung

Laut Baupolizei gab es 70 Adressen, an denen noch vor der neuen Bauordnung Abbrucharbeiten begonnen worden waren. Bei etwa 20 Häusern war der Abbruch schon so weit fortgeschritten, dass die Gebäude nicht mehr erhalten werden können. Nach Kontrollen der übrigen Häuser wurde in einer Zwischenbilanz festgestellt, dass 23 von 48 Gebäuden erhalten bleiben müssen - mehr dazu in Abrisshäuser: Hälfte gilt als erhaltenswert und Baupolizei prüft Baustopp laufend.

Die strengeren Regeln beim Abriss von Gründerzeithäusern gelten seit Anfang Juli. Eigentlich hätte die Bauordnung mit diversen anderen Punkten erst im Herbst beschlossen werden sollen. Weil einige Hauseigentümer die Zeit bis zu den angekündigten Verschärfungen laut Stadt Wien für „Last-Minute-Abrisse“ nutzten, wurde die Novelle vorgezogen - mehr dazu in Lautstarker Eklat im Landtag.