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Coronavirus

Wieder mehr Intensivbetten belegt

In Wien sind am Donnerstag 450 CoV-Neuinfektionen gemeldet worden. Laut aktuellen Prognosen beeinflussen die Mutationen das Infektionsgeschehen sehr stark. In Wiener Spitälern werden aufgelassene Covid-19-Stationen wieder hochgefahren. Experten warnen sogar vor einer Überlastung.

In der Klinik Hietzing werden derzeit 47 Covid-19-Erkrankte betreut, acht davon auf der Intensivstation. Damit ist man voll ausgelastet. „Wir haben den Eindruck die Patienten sind ein bisschen jünger, und die Verläufe sind etwas schneller, also die Patienten kommen etwas eher auf die Intensivstation. Und: Wir lernen jetzt, dass wir jetzt mit der britischen Variante scheinbar etwas mehr Intensivbetten brauchen, wie jetzt mit der ursprünglichen Wildvariante“, sagte Stephan Kettner, Vorstand der Anästhesie und Intensivmedizin der Klinik Hietzing, gegenüber „Wien heute“.

„Ein Spiel mit dem Feuer“

Diese um 30 Prozent ansteckendere Mutation bereitet auch dem Coronavirus-Krisenstab im Gesundheitsministerium zunehmend Sorgen. „Wenn uns es nicht gelingen würde, dass die Zahlen weiter gesenkt werden oder stabilisiert werden, dann droht uns eben eine dramatische Situation wie im Herbst“, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Die Belegung in den Intensivstationen ist österreichweit in der Vorwoche um 20 Prozent gestiegen.

„Gerade vor diesem Hintergrund ist es natürlich ein Spiel mit dem Feuer, wenn man den Leuten den Eindruck gibt, als könnten wir jetzt über weitreichende Öffnungen reden, wenn es uns einmal darum geht, dass wir in den Intensivstationen überhaupt mit den Kapazitäten im Gesundheitssystem jetzt sicher bis noch nach Ostern kommen müssen“, sagte Komplexitätsforscher Peter Klimek vom Complexity Science Hub Vienna gegenüber „Wien heute“.

Wieder mehr Intensivbetten belegt

„Wir stehen dort, wo wir Anfang Oktober bereits waren“, sagt Gesundheitsminister Anschober angesichts der Coronavirus-Zahlen. In Wiener Spitälern werden aufgelassene Covid-19-Stationen jetzt wieder hochgefahren.

„Besorgniserregend ist das auf jeden Fall“

In den Wiener Spitälern beteuert man, es gebe ausreichend Intensivbettenkapazitäten. Man habe die Lage gut im Griff, zu berücksichtigen ist aber dennoch: „Diese Intensivbetten fehlen für die Versorgung anderer Patienten, also besorgniserregend ist das auf jeden Fall. Weil wir jetzt dann unsere geplanten Operationen nicht so gut abarbeiten können“, so Kettner.

„Da kommt es jetzt zur Situation, dass es jetzt in drei Bundesländern zu einem Punkt kommen könnte, in dem eine optimale Versorgung von allen Patienten in den Intensivstationen nicht mehr gewährleistet werden kann. Eines von den drei Bundesländern ist leider auch Wien. Das heißt, da schätzen wir die Chancen leider circa bei 1:2, dass es innerhalb der nächsten zwei Wochen zu dem Punkt kommen kann“, so Klimek.

„Kipppunkt bei 700 bis 800 Betten“

Der Gesundheitsmanager und Regierungsberater Herwig Ostermann sagte im Ö1-Morgenjournal am Freitag, dass die Lage mit der zunehmenden Ausbreitung der Mutationen sehr dynamisch und schnell gefährlich werden könne. „Der Kipppunkt liegt irgendwo in der Größenordnung von 700 bis 800 Betten“, so Ostermann.

Klimek: Risikopatienten rasch impfen

Expertinnen und Experten appellieren, sich an die geltenden Maßnahmen zu halten. Anschober will die FFP2-Maskenpflicht ausweiten, genauso die Polizeikontrollen. Gleichzeitig müssten Impfungen an Fahrt zu nehmen: Komplexitätsforscher Klimek appelliert nun auch, Risikopatienten möglichst rasch zu impfen.

„Der nächste Punkt ist, dass es um den Schutz der Risikopopulation geht, um diese Hospitalisierungsrate zu senken“, sagte Klimek. Ob die angekündigten Öffnungsschritte Ende des Monats tatsächlich gesetzt werden können, wird laut dem Gesundheitsminister am 15. März nochmals evaluiert.