Wilhelminenberg: Aufarbeitung läuft

62 ausführliche Interviews hat die Kommission zur Klärung der Vorwürfe im früheren Kinderheim auf dem Wilhelminenberg bisher geführt, das geht aus einem ersten Zwischenbericht hervor. Weitere Zeitzeugen werden gesucht, zudem werden seit langem verborgene Akten gesichtet.

Schloss Wilhelminenberg, Archivaufnahme

ORF

Aufarbeitung der Vorfälle im ehemaligen Kinderheim läuft

Die Kommission Wilhelminenberg nahm ihre Arbeit am 1. Dezember 2011 auf. Bisher wurde vor allem recherchiert: Eine Vielzahl an Heimkindern und Zeitzeugen hat sich gemeldet, die Aussagen sind laut einer Aussendung der Kommission die zentrale Quelle der Forschungsarbeiten. 62 ausführliche Interviews wurden geführt, die rund 180 Stunden langen Aufnahmen werden nun ausgewertet.

Zudem sind in den ersten Monaten Archivakten gesichtet worden. Die Zeit vor 1967 ist allerdings nicht gut dokumentiert, was auch mit der Schließung des Heims 1977 und der darauf folgenden Übersiedlung der Akten zusammenhängt. Im Februar hat die Kommission eine Begehung am Wilhelminenberg durchgeführt, Medienrecherchen und die Sichtungen von Fotos, Briefen und weiteren Dokumenten zählten ebenfalls zu den bisherigen Tätigkeiten. „Keine Stimme soll ungehört bleiben, kein Hinweis übersehen werden“, hieß es in der Aussendung.

Respekt für Bemühen der Zeitzeugen

Auch vermeintlich uninteressante Details sind für die Aufarbeitung wichtig, so eine Erfahrung aus der bisherigen Arbeit. Die Kommission lobt vor allem die „Ernsthaftigkeit und Seriosität, mit der ZeitzeugInnen, und da vor allem ehemalige Heimkinder, die Kommission unterstützen“. Deshalb herrscht auch Optimismus, trotz der nicht optimalen Quellenlage einen inhaltlich fundierten Bericht liefern zu können.

Bis zum Sommer sind weitere 70 Interviews in Planung. Auch bei den Akten gibt es weitere Recherchen. Zeithistoriker haben zuletzt etwa 200 verschnürte Aktenbündel gesichtet, die seit etwa 40 Jahren nicht mehr geöffnet wurden. In diesen befanden sich neben Verwaltungsangelegenheiten auch personenbezogene Dokumente.

Für die weitere Arbeit sucht die Kommission Wilhelminenberg weitere ZeitzeugInnen. Interviews werden auf Wunsch vertraulich in der Wohnung oder im Büro der Kommission geführt. Auch bei der Recherche von Akten und Dokumenten will die Kommission helfen.

Massive Vorwürfe gegen Kinderheim-Personal

Die Kommission Wilhelminenberg war im Oktober nach massiven Vorwürfen gegen Personal des früheren Kinderheims Wilhelminenberg eingerichtet worden. Kinder sollen sexueller Gewalt und sexuellem Missbrauch, Vergewaltigung und Zwangsprostitution ausgesetzt gewesen sein - mehr dazu in Kommission vor dem Start.

Die Kommission hatte sich Ende November konstituiert. Richterin Barbara Helige leitet das Gremium mit vier Mitgliedern. Die Untersuchungen zu den Missbrauchsvorwürfen sollten Ende 2012 abgeschlossen werden - mehr dazu in Missbrauch: Ergebnisse bis Ende 2012.

In den ersten zwei Monaten hatten sich 50 Zeitzeugen bei der Kommission gemeldet, darunter waren Opfer, Nachbarn sowie Personen, die im Schloss Wilhelminenberg gearbeitet hatten - mehr dazu in 50 Meldungen bei Kommission Wilhelminenberg.

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