Speakers’ Corner zu Mariahilfer Straße

Die Pläne für die Umgestaltung der Mariahilfer Straße sorgen seit Monaten für Diskussionen. Nun will die ÖVP einen Speakers’ Corner einrichten, an dem Anrainer und Geschäftsleute ihre Meinung zur Umgestaltung der Einkaufsstraßen kund tun können - für SPÖ und FPÖ völlig unnötig.

„Wir planen für Mitte September an einem Tag mit Bürgern und Anrainern auf der Mariahilfer Straße Ecke Neubaugasse über die Umbaupläne zu sprechen“, kündigte ÖVP-Klubchef Fritz Aichinger an. Ganz nach dem legendären Vorbild in London sollen Anrainer und Geschäftsleute dabei die Möglichkeit haben, „ihrem Unmut freien Lauf lassen“ zu können, wie es laut ÖVP hieß.

Breite Front der Ablehnung

Hintergrund ist die von der Grünen Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou angedachte Umgestaltung der Mariahilfer Straße. Diese soll verkehrsberuhigt und teilweise zu einer Fußgängerzone umgestaltet werden. ÖVP und FPÖ lehnen die Pläne aber ab - mehr dazu in Mariahilfer Straße: Mehrheit gegen Umbau?.

Anfang August sprach sich auch die Wirtschaftskammer Wien (WKW) gegen eine „Filetierung der Mariahilfer Straße“ aus. Negative Auswirkungen auf Verkehr, Wirtschaft und Anrainer werden befürchtet. Vorstellbar wäre für die Wirtschaftskammer ein Modell, das die durchgängige Liefertätigkeit und Zufahrt zu Garagen erlaubt sowie den Bus- und Taxiverkehr ermöglicht. Der Charakter der Einkaufsstraße müsse erhalten bleiben, so WKW-Präsidentin Brigitte Jank - mehr dazu in Wirtschaft sorgt sich um Mariahilfer Straße.

Zu „chaotische“ Pläne

Die Umgestaltung der Mariahilfer Straße soll bis 2013 zur Verkehrsberuhigung beitragen. Die endgültigen Pläne liegen noch nicht vor. Die ÖVP betonte nun einmal mehr, dass die derzeit vorliegenden Pläne der Stadtregierung neu überdacht werden sollen. Aufgrund der vielen verschiedenen Teilabschnitte - von autofreien Bereichen über Abbiegemöglichkeiten bis hin zu reinen Fußgängerzongen - seien die Pläne zu „chaotisch“ für die Menschen, so die ÖVP.

Details zu den angedachten Maßnahmen, mit denen der Verkehr in der Mariahilfer Straße beruhigt werden soll, sind nicht bekannt. Im Juli sagte Vassilakou lediglich, es gehe darum, die Durchfahrt in der Mariahilfer Straße nicht mehr zuzulassen. Ein Teilstück solle primär für Fußgänger da sein, Shared-Space-Modelle könnten bei der Gestaltung der Endabschnitte beim Gürtel und der Zweierlinie zum Zug kommen - mehr dazu in Fußgängerzone soll erst 2013 kommen.

FPÖ und SPÖ ohne Verständnis

Ihm sei es „völlig unverständlich, was die ÖVP mit ihrem für Mitte September angekündigten ‚Speakers‘ Corner’ noch erreichen will“, sagte FPÖ-Landtagspräsident Johann Herzog. Anrainer und Geschäftsleute hätten schon in mehreren Umfragen klar gemacht, was sie sich für die Mariahilfer Straße wünschen würden: eine Verbesserung der Fußgänger-Situation, besser gestaltete Zugänge zur U-Bahn, einen besser geführten City-Bus und eine effektivere Beleuchtung.

Herzog kritisierte Verkehrsstadträtin Vassilakou, dass diese sich nicht um den Bürgerwillen kümmern wolle. Ihre Planlosigkeit offenbare sich in einem Ideen-Wirr-Warr aus Fußgängerzone, Teilfußgängerzone, Shares-Space-zone und einem Fleckerlteppich aus verschiedenen Varianten, so Herzog.

Die „schwarze Rednerecke“ sei eine „rein aktionistische Idee, die noch dazu viel zu spät kommt“, sagte der stv. Bezirksvorsteher von Neubau, Rainer Husty (SPÖ). Man sei seit mehr als einem Jahr mit der Bevölkerung im Gespräch. „Für uns gilt immer noch, dass ohne Bürgerbeteiligung dieses ambitionierte Projekt nicht zu realisierten ist, dazu braucht es keinen Speakers’ Corner.“

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