Berufsheer: Erster Probelauf in Wien

Auch wenn die Volksbefragung zur Wehrpflicht erst im Jänner ist, probt Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) für das von ihm favorisierte Berufsheer. In Pilotprojekten wird untersucht, wie eine Profi-Armee umgesetzt werden kann. Beteiligt sind auch vier Wiener Standorte.

In Wien geht es um die Grundwehrdiener. Derzeit werden sechs von zehn Wehrpflichtigen nicht in der Truppe, sondern als Systemerhalter in den Kasernen eingesetzt. Sie sind etwa als Küchengehilfen, Chauffeure von Offizieren oder Kellner im Offizierscasino im Dienst.

Vier Wiener Standorte müssen jetzt probeweise ohne solche Systemerhalter auskommen, hieß es gegenüber Radio Wien aus dem Verteidigungsministerium. Zu den vier Standorten zählen die Rossauer-Kaserne, die Starhemberg-Kaserne, das Kommandogebäude General Körner und das Amtsgebäude am Franz-Josefs-Kai. Weiters wurden für das Pilotprojekt der Truppenübungsplatz Seetaler Alpe in der Steiermark und die Khevenhüller-Kaserne in Klagenfurt ausgewählt.

Im Dezember gestartet

Verteidigungsminister Darabos will damit zeigen, dass ein Heer ohne Grundwehrdiener funktioniert. Das sei sogar billiger, hätten Berechnungen des Generalstabs ergeben. Im „neuen System“ würden kosten von 3,7 Millionen Euro anfallen, im „Alten“ 3,8 Millionen, hieß es aus dem Ministerium.

Bei dem im Dezember gestarteten Pilotprojekt werden in Wien vorerst 250 Funktionssoldaten eingespart und etwa durch Zeitsoldaten ersetzt. Nach drei Jahren soll evaluiert werden - egal, wie die Volksbefragung im Jänner ausgeht, betont man im Verteidigungsministerium. Denn denkbar wäre, dass die sogenannten Systemerhalter künftig nicht mehr mit Rekruten besetzt werden.

Auch Versuchsmiliz startet

Die Versuchsmiliz, die Darabos im Zuge seiner Berufsheer-Pilotprojekte erprobt, startete bereits im November auf dem Übungsplatz Allentsteig mit ihren Übungen. Das Ministerium konnte aber nur halb so viele Teilnehmer rekrutieren wie ursprünglich geplant - mehr dazu in Versuchsmiliz startet in Allentsteig.

Volksbefragung am 20. Jänner

Die Volksbefragung zum Thema Wehrpflicht oder Berufsheer findet am 20. Jänner 2013 stattn. Während sich die SPÖ für die Abschaffung der Wehrpflicht und eine Schaffung einer Berufs-Armee ausspricht, ist die ÖVP für die Beibehaltung der allgemeinen Wehrpflicht. Auch wenn die politische Diskussion um die Zukunft des österreichischen Bundesheeres teils heftig geführt wird, haben die Österreicherinnen und Österreicher offenbar keine gute Meinung von der Kompetenz der Parteien in Sachen Wehrpolitik.

Laut einer Umfrage der Karmasin Motivforschung für das Nachrichtenmagazin „profil“ traut die Hälfte der Befragten keiner der Parteien in Sachen Bundesheer Professionalität zu. Noch am besten schneidet die Wehrpflicht-Befürworterin ÖVP ab, der von knapp einem Viertel (24 Prozent) Expertise zugetraut wird. Dem Koalitionspartner und Wehrpflicht-Gegner SPÖ sprechen in dieser Hinsicht nur 14 Prozent Vertrauen aus.

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