15 Bildungstests künftig verpflichtend

Ab 2013 sind in Wien 15 Bildungstests verpflichtend. Von ihnen soll auch abhängen, ob man in die nächste Schulklasse aufsteigt. Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl rechnet mit einer klaren Steigerung der Wiederholungen.

Die Ergebnisse müssen an den Stadtschulrat gemeldet werden und sollen - mit Ausnahme der Tests in der ersten Volksschulklasse, in der man nur freiwillig repetieren kann - ein Faktor sein, ob man aufsteigen kann. Ziel dieser Maßnahme sei, dass Schüler ihre Probleme nicht bis zum Ende der Schulpflicht mitschleppen, erklärte Brandsteidl (SPÖ).

Objektive Messung für Lehrer

Bisher haben laut Brandsteidl nur 20 Prozent der Lehrer jene Tests eingesetzt, die zwar empfohlen, aber nicht verpflichtend waren. Dabei gehe es auch um Notenwahrheit, da Lehrer zusätzlich zu ihren subjektiven Beurteilungskriterien eine objektive Messung zur Verfügung haben. „Die Tests sollen den Lehrern zeigen, wo die Probleme sind.“

Immerhin habe der schon jetzt verpflichtende „Wiener Lesetest“ gezeigt, dass in der vierten Klasse Volksschule 20 Prozent der Schüler ein „Sehr Gut“ oder „Gut“ erhalten haben, obwohl sie laut der Überprüfung des Bundesinstituts für Bildungsforschung (BIFIE) massive Probleme beim Lesen haben. „Es kann nicht möglich sein, dass jemand, der ein Risikoschüler ist, eine Berechtigung zum Aufstieg in die AHS erhält“, betonte Brandsteidl. Laut dem jüngsten „Wiener Lesetest“ vom vergangenen Frühjahr war das immerhin bei knapp 500 Schülern der Fall - mehr dazu in Einser trotz Leseschwächen.

Lesekoordinatoren im Einsatz

Für Schüler mit Problemen ist spezielle Förderung vorgesehen, so gebe es mittlerweile rund 20 dafür ausgebildete Lehrer, die ihr Wissen als Multiplikatoren weitergeben sollen. Außerdem seien an jeder Volks- und Hauptschule spezielle Lesekoordinatoren zu finden. Dass der Fokus auf das Lesen gelegt wird, begründet Brandsteidl damit, dass über diesen Hebel viele Schwierigkeiten in anderen Fächern ausgeräumt werden könnten.

Brandsteidl reagiert mit den Pflichttests auf das schlechte Abschneiden der Wiener Schüler bei den ersten Testungen der Bildungsstandards bei Schülern der vierten Klasse Hauptschule/Neue Mittelschule/AHS-Unterstufe im Fach Mathematik - mehr dazu in Schlechte Schulergebnisse überraschen nicht.

Sieben Tests in der Volksschule

Alleine in der Volksschule gibt es künftig sieben verschiedene Bildungserhebungen, bisher war es nur der „Wiener Lesetest“ in der vierten Klasse. Nun sollen auch bisher lediglich empfohlene Erhebungen verpflichtend werden: Im Dezember bzw. Jänner wird bei Einzeltests erhoben, ob die rund 16.000 Schüler der ersten Klassen die vorgegebenen acht Buchstaben beherrschen, bei der „Maiüberprüfung“ wird erneut deren Lesefähigkeit getestet. Ein Jahr darauf wird in Gruppen- und Einzeltests nachgecheckt, ob die vorgesehenen Lesefertigkeiten erreicht werden.

Wo liegt die Klasse im Österreich-Vergleich?

In der dritten Klasse müssen zwischen Oktober und November die „Informellen Kompetenzmessungen“, die das BIFIE als Vorbereitung für die Bildungsstandarderhebungen erstellt, in Deutsch und Mathematik durchgeführt werden. Dabei sollen die Schüler auch mit dem unbekannten Testformat vertraut gemacht werden. Zwischen November und März folgt in den dritten Klassen das „Salzburger Lesescreening“, bei dem Leseverständnis abgeprüft wird. Durch Vergleichstabellen können Schüler hierbei sehen, wie sie im Österreich-Vergleich dastehen.

In der vierten Klasse Volksschule wird zuerst zwischen Oktober und Jänner beim „Hernalser Lesetest“ im Gruppenverfahren das Textverständnis gemessen, im Februar findet dann der schon bisher verpflichtende „Wiener Lesetest“ des BIFIE statt, bei dem auch die Ergebnisse beim Test mit den von den Lehrern vergebenen Noten verglichen werden.

Eigener Test für Risikoschüler

Ebenfalls Pflicht wird zu Beginn der ersten Klasse Hauptschule/NMS der Einzeltest „ALEX“ - allerdings nur für jene, die beim „Wiener Lesetest“ in der vierten Klasse Volksschule als Risikoschüler ausgewiesen wurden (2012: 21 Prozent der Schüler). Im Februar wird dann die Wirksamkeit der Fördermaßnahmen bei dieser Gruppe überprüft.

Für Schüler der zweiten und dritten Klasse Hauptschule/NMS und AHS-Unterstufe stehen außerdem erneut Informelle Kompetenzmessungen - diesmal in Deutsch, Mathematik und Englisch auf dem PC - an. Und auch der „Hernalser Lesetest“ zur Überprüfung des Textverständnisses kommt in der dritten und vierten Klasse Hauptschule/Neue Mittelschule bzw. AHS noch einmal zum Einsatz.

Ausschließlich an den Wiener Mittelschulen - der Wiener Spezialform der NMS - müssen rund 2.000 Schüler in Deutsch, Mathematik, Englisch und Naturwissenschaften einen „Talente-Check“ absolvieren, der ihnen bei ihrer Berufswahl helfen soll. Wieder für alle 16.000 Schüler der achten Schulstufe verpflichtend ist der „Wiener Lesetest“.

ÖVP-Bildungssprecherin „erschüttert“

„Erschüttert“ hat sich die Wiener VP-Bildungssprecherin Isabella Leeb über die Ankündigung der verpflichtenden Bildungstestungen gezeigt. Wenn Brandsteidl glaube, dass mehr Tests die Ergebnisse verbessern könnten, sei es an der Zeit, dass Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) sie „aus dem Verkehr zieht. Besser heute als morgen, andernfalls sehe ich für die Bildungszukunft der Wiener Kinder kohlrabenschwarz“, so Leeb.

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