Architekten fordern Eislaufverein-Planungsstopp

Das Areal um das Hotel Intercontinental, den Wiener Eislaufverein und das Konzerthaus soll umgestaltet werden. Im Februar wurde der Plan dafür präsentiert. Architekten üben Kritik am bisherigen Verfahren und fordern einen Stopp der Weiterplanung.

Unter den Projektkritikern finden sich zahlreiche bekannte heimische Architekturexperten - darunter Marta Schreieck als Vorsitzende der Zentralvereinigung der Architekten, der Architekturpublizist Otto Kapfinger, der Präsident der Architektenkammer, Walter Stelzhammer, Andreas Vass von der IG Architektur oder Hans Puchhammer. Auch die Österreichische Gesellschaft für Architektur steht dem Bauvorhaben skeptisch gegenüber.

Hunderte Millionen Euro-Projekt

Es gibt zwar noch keine konkreten Pläne für die Gestaltung und Bebauung des Areals, für die der Investor Michael Tojner mit seinem Unternehmen Wertinvest 200 bis 300 Millionen Euro in die Hand nehmen will. Auch der Wettbewerb wurde noch nicht ausgeschrieben, dennoch machen sich die Experten Sorgen - konkret geht es darum, in welche Richtung es bei der baulichen Neugestaltung gehen könnte. In der Pressekonferenz legten sie ihre Standpunkte dar.

Modell Eislaufverein

ORF

Modell zur Planung des Areals

Sie bemängeln das bisherige Verfahren: drei Expertenteams hätten beim Planungswettbewerb mitgemacht. Deren Ergebnisse seien aber in die vom Investor präsentierten Pläne gar nicht eingeflossen. „Die Mehrheit der teilnehmenden Architekten hat gesagt, dass sie mit dem Resultat nichts zu tun hat“, berichtete Kapfinger. Es sei nicht bekannt, welche Jury die Auswahl getroffen habe. Es habe keine Transparenz bei der Ergebnisfindung gegeben.

Signalturm

Die ausgewählten Varianten empfahlen jedenfalls eine Turmkonstruktion mit Signalwirkung neben dem Hotel. Ob das Intercont renoviert oder durch einen kompletten Neubau ersetzt wird, ist noch offen. Kritik gab es dabei auch für die Flächen- und Höhenvorgaben für das Projekt, da von den Verantwortlichen zunächst behauptet worden sei, dass das Verfahren ergebnisoffen ist.

Man müsse sich die Frage stellen, wie viel Volumen der Standort vertrage beziehungsweise ob es nicht möglich wäre dieses zu reduzieren, forderte Schreieck. Auch in einem offenen Brief an die Stadträtin Maria Vassilakou (Grüne) ist zu lesen: „Ist es mit grüner Stadtplanung zu vereinen, für Luxuswohnhäuser Widmungen so drastisch zu erhöhen?“

Wiener Kunsteisbahn

Wiener Eislaufverein

Wiener Eislaufverein soll bestehen bleiben

Verpflichtung der Stadt

Die Experten wollen nun Vassilakou in die Pflicht nehmen, denn: Es sei die Verantwortung der Stadt, nicht Flächenvorgaben umzusetzen, die „eins zu eins den Interessen des Investors“ dienen, so Vass. Die öffentlichen Interessen müssten zumindest einen gleichwertigen Stellenwert haben wie jene des Investors.

Nun wird eine „Nachdenkpause“ gefordert. „Als Voraussetzung für alle weiteren Überlegungen sehen wir die Veröffentlichung einer kompletten und detaillierten Dokumentation sämtlicher Verfahrensschritte, inklusive aller relevanten Programmvorgaben, Projektvarianten, Kostenkalkulationen und sonstigen Argumentations- und Entscheidungsgrundlagen, sowie den beauftragten externen Stellungnahmen“, hieß es dazu in dem Brief, der auch auf der Webseite der Österreichischen Gesellschaft für Architektur publiziert wurde.

„Kein Tribunal“

Stelzhammer hoffte jedenfalls, dass die politischen Entscheidungsträger „hier auf uns reagieren“ - wobei er beteuerte: „Wir sind kein Tribunal.“ Man handle im Sinne der Öffentlichkeit. Für diesen Nachmittag sind laut Vass die Kritiker von Vassilakou zu einem „ersten Gedankenaustausch“ eingeladen worden.

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