Burgtheater: „Duell“ Bachler-Hartmann

„Ich habe eine Verbindlichkeit von 15,3 Millionen geerbt, als ich hier anfing“, sagte Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann. „Das muss er mir beweisen, das wird ein böses Nachspiel haben“, erwiderte nun Ex-Burgtheater-Direktor Nikolaus Bachler.

„Das jetzige Burg-Defizit ist eine Mischung aus hausgemacht und strukturell. Herr Hartmann produziert sehr teuer und beschäftigt viele Gäste. Ein einzelner Gast ist teurer, als wenn ein Ensemble-Mitglied vier Rollen spielt, das ist doch bekannt“, wehrte sich Bachler gegen Vorwürfe Hartmanns im Ö1-Mittagsjournal von Dienstag - mehr dazu in Burgtheater und Holding begrüßen Prüfung (wien.ORF.at).

„Wenn Hartmann glaubt, er kann jetzt solche Lügen über die frühere Geschäftsgebarung verbreiten, dann soll er auf den Tisch legen, warum er das tut, fünf Jahre danach, das allein ist schon absurd. Der Mann ist in der Ecke und so benimmt er sich auch“, so der jetzige Intendant der Bayerischen Staatsoper in der Tasgeszeitung „Die Presse“.

Burgtheater

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Das Burgtheater - derzeit Brennpunkt mehrerer Auseinandersetzungen

Bachler: „Hatte noch ein Vorbereitungsbudget“

Es sei „ein Hohn“, wie Hartmann in der Causa Stantejsky agiere. Die Vizedirektorin des Burgtheaters, Silvia Stantejsky, ist im Dezember wegen Unregelmäßigkeiten bei der finanziellen Gebarung entlassen worden - mehr dazu in Burgtheater entließ Vizedirektorin (wien.ORF.at).

Trotzdem wolle er „fair bleiben. Ein staatseigener Betrieb wie das Burgtheater, der die Tarif- bzw. Gehaltserhöhungen nicht bekommt, hat irgendwann ein massives Problem. In unseren Jahren ging das noch halbwegs, ich hatte ja auch noch ein Vorbereitungsbudget, bei Hartmann gab es nicht einmal mehr das.“ Zuletzt hatte Hartmann vorgerechnet: „Wenn man die Summe, die Klaus Bachler bekommen hat, indexiert, wären wir jetzt bei 58,8 Mio. Euro - ich habe aber jetzt 46,3.“

Eigenüberweisungen und „Verzweiflungsbuchhaltung“

Bei der laufenden Prüfung der inkriminierten Buchhaltungsvorgänge im Burgtheater durch die Wirtschaftsprüfer von KPMG habe sich der dabei entdeckte Betrag von Eigenüberweisungen durch die entlassene Vizedirektorin Stantejsky etwa verdoppelt. Das berichtet das Magazin „News“ in seiner neuen Ausgabe. Ursprünglich war von „unter 20.000 Euro“ die Rede gewesen.

„Künstlern wären ohne Wissen des Direktors und ohne vertragliche Grundlage höhere Summen ausgehändigt worden - zum Teil in niederem fünfstelligem Bereich und zum Teil in bar. Die erforderliche Unterschrift Hartmanns wurde nicht eingeholt. Mit diesen Titeln könnten Überweisungen auf das Privatkonto zu tun haben“, schreibt „News“ unter Berufung auf „ungenannte Quellen“.

Immer größere Budgetnöte hätten dazu geführt, dass sie „erhebliche Summen, die für eine Folgesaison gebunden gewesen wären, widmungswidrig zur Deckung des laufenden Abgangs verwendet“ habe, schildert das Magazin „eine Art Verzweiflungsbuchhaltung, die nicht mehr restlos nachvollziehbar war“.

Budget ohne Subventionssteigerung?

Als eine mögliche „Gegenstrategie“ für den Fall des Ausbleibens der urgierten Budgeterhöhung der Bundestheater, gebe es Überlegungen, die Nebenspielstätte Kasino aufzulassen und stattdessen an „günstigeren Standorten“ wie der Arena zu spielen. Erwogen werde auch der Verkauf von Immobilien im Hanuschhof. Der designierte Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) hat zuletzt in mehreren Interviews betont, Vorschläge eingefordert zu haben, mit denen ein ausgeglichenes Budget auch ohne Subventionssteigerung zu erzielen wäre.

Silvia Stantejsky, die zwischen 2008 und 2013 Geschäftsführerin des Burgtheaters war, hat ihre Entlassung vom Dezember vor dem Arbeits- und Sozialgericht Wien angefochten. Die erste Verhandlung ist für den 11. Februar angesetzt - mehr dazu in Burgtheater-Konflikt: Prüfung bis Februar (wien.ORF.at).

Grüner Kultursprecher ortet Skandal

In der Debatte um das Burgtheater meldete sich auch der Kultursprecher der Grünen, Wolfgang Zinggl, zu Wort: „Niemand scheint zurzeit in der Lage, halbwegs seriöse Angaben zur finanziellen Lage des Hauses zu machen - allein das ist ein Skandal“, so Zinggl. „Es ist höchste Zeit, dass sich der Rechnungshof der Sache annimmt, um endlich für klare Verhältnisse zu sorgen.“

Zinggl stellte in den vergangenen Tagen eine aus 14 Einzelfragen bestehende parlamentarische Anfrage „betreffend Undurchsichtiges aus dem Burgtheater“. „Die meisten Fragen werden aber mit großer Wahrscheinlichkeit wie in der Vergangenheit unbeantwortet bleiben“, glaubte der Abgeordnete. Dabei hatte man sich stets darauf berufen, dass die Theater als Töchter der Bundestheaterholding dem Parlament gegenüber nicht auskunftspflichtig seien.

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