Burgtheater: Ostermayer will vermitteln
Ostermayer will sich „so schnell wie möglich“ ein Bild von der aktuellen Situation des Burgtheaters verschaffen. Dazu habe er den nun vorgelegten Untersuchungsbericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG angefordert und werde mit Aufsichtsratsmitgliedern vertiefende Gespräche führen, so sein Sprecher gegenüber der APA. Erst danach werde er Stellung nehmen.
Für die kommenden Tage ist auch ein gemeinsamer Termin mit der Geschäftsführung und dem Ensemble des Burgtheaters geplant. Bei den durch ein Misstrauensvotum manifest gewordenen Spannungen zwischen den Schauspielern und der Leitung des Theaters werde Ostermayer gerne vermitteln.
Vertrauen in Hartmann und Springer
Der Minister hatte in den vergangenen Tagen mehrfach erklärt, er habe Vertrauen, dass Burgtheater-Direktor Hartmann und Holding-Chef Springer die Situation meistern würden. Mit einer Erhöhung der Bundesförderung sei jedoch in keinem Fall zu rechnen. Konkrete Einsparungsvorschläge der Holding werde er unterstützen, so Ostermayer am Dienstag: „Wenn wir das Kasino nicht mehr halten können, werde ich das mittragen.“
Erste Reaktion zu Vorwürfen
Hartmann stellte sich am Montag im ORF-„Kulturmontag“ erstmals den Vorwürfen. Es sei falsch, dass drei Viertel des Burgtheater-Ensembles ihm das Misstrauen ausgesprochen hätten, erklärte Hartmann: „Es war bei diesem Abstimmungstreffen nur ein Viertel der Belegschaft überhaupt da.“
Und davon habe eine große Mehrheit gesagt, dass sie nicht einverstanden seien, die entlassene kaufmännische Direktorin Silvia Stantejsky zur einzigen Beschuldigten zu machen. Hartmann: „Es ging gar nicht um mich und meinen Kopf und eine Personalentscheidung, sondern es ging um diesen Fakt, den ich sehr gut verstehen kann.“
Hartmann zu Mitverantwortung bereit
Er selbst sei immer bereit gewesen, Mitverantwortung zu übernehmen, sagte Hartmann. Von einem System geschönter Bilanzen und möglicherweise manipulierter Belege habe er aber nichts gewusst: „Es ist auch für mich ein Phänomen - und hätte ich es vorher erkennen können, dann hätte ich ja etwas gesagt.“
ORF
Die immer größer werdende Diskrepanz von vorhandenen Budgetmitteln und laufenden Kosten erklärte er damit, dass Stantejsky wohl gehofft habe, dass bald wieder Geld komme - und sie habe daher „wahrscheinlich sehr trickreich, sehr findungsreich“ versucht, den Betrieb am Laufen zu halten.
Rechnungshof prüft Burgtheater
Das Finanzdebakel im Burgtheater beschäftigte am Montag auch das Parlament. NEOS stellte eine Dringliche Anfrage an Kulturminister Ostermayer. Dieser kündigte in seiner Antwort an, den Rechnungshof um eine Prüfung der Gebarung des Burgtheaters ersuchen - mehr dazu in Rechnungshof prüft Burgtheater (wien.ORF.at; 24.2.2014).
Links:
- Hartmann: „Ziel heißt Transparenz“ (wien.ORF.at; 18.2.2014)
- Burgtheater: 8,3 Millionen Euro Verlust (wien.ORF.at; 10.2.2014)
- Burgtheater-Vizedirektorin: „Kein Parallelsystem“ (wien.ORF.at; 28.1.2014)