Burgtheater: Kritik an überhöhten Gagen

An der Finanzmisere am Burgtheater sollen auch überhöhte Führungsgagen schuld sein. Laut „profil“ wurden besonders Produktionen von Direktor Matthias Hartmann kritisiert. Das Burgtheater hat dies in der Vorwoche zurückgewiesen.

Im Juni 2013 hielt der Aufsichtsrat fest, dass ein Soll/Ist-Vergleich der Produktionen der vergangenen zwei Geschäftsjahre ergeben habe, „dass die Budgetüberschreitungen auf höhere Gagen (‚Kosten für das Leading Team‘)“ zurückzuführen seien, so „profil“ (Onlineausgabe). Besonders hoch sind demnach die Kosten für Regie, Bühne, Kostüm, Licht und Co. bei Produktionen gewesen, die Burgtheater-Chef Matthias Hartmann als Regisseur betreute.

Bei Hartmanns Eröffnungsinszenierung „Faust 1“ gingen über 400.000 Euro an das Leading Team, bei „Faust 2“ waren es 417.000 Euro - bei Gesamtkosten von 650.000 Euro. Bei „Das trojanische Pferd“ seien es 211.000 von rund 376.000 Euro gewesen, bei „Krieg und Frieden“ 205.000 von 413.000 Euro.

Weniger Ausgaben bei Gastregisseuren

So seien Hartmann-Inszenierungen im Kasino mitunter teurer gewesen als jene von renommierten Kollegen wie Stephan Kimmig und Barbara Frey auf der Burg-Bühne oder im Akademietheater. Auch verdiente das Leading Team unter Gastregisseuren prozentuell meist deutlich weniger.

Burgtheater weist Vorwürfe „schärfstens“ zurück

Das Burgtheater hat die Vorwürfe „schärfstens“ zurückgewiesen. Laut den Wirtschaftsprüfern von KPMG lägen die Ausstattungskosten der Direktion Hartmann schließlich im Schnitt bei 3,6 Mio. Euro - gegenüber 4,1 Mio. Euro als Mittelwert der Spielzeiten vor seiner Intendanz.

Die Kosten für die Leading Teams seien deshalb vermeintlich explodiert, weil sowohl fest angestelltes Personal als auch Gäste nicht im Personalaufwand verbucht, sondern bilanztechnisch in das Anlagevermögen verschoben wurden.

„Dadurch steigen auf dem Papier die Leading-Team-Kosten und können über mehrere Jahre abgeschrieben werden, während die realen Leading-Team-Kosten leicht gesunken sind“, so das Burgtheater in einer schriftlichen Stellungnahme. Das sei jetzt nach den neuen Erkenntnissen im Zuge fortschreitender Transparenz am Burgtheater deutlich geworden und werde von KPMG als Bilanztrick scharf kritisiert.

Ostermayer schaltet Rechnungshof ein

Zuvor hatte Grünen-Kultursprecher Wolfgang Zinggl im Ö1-„Kulturjournal“ kritisiert, dass nach seinen Informationen Hartmann zusätzlich zu seinem Jahresgehalt von 220.000 Euro weitere 250.000 Euro für künstlerische Tätigkeiten beziehen könne. NEOS-Kultursprecherin Beate Meinl-Reisinger hatte in diesem Zusammenhang gegenüber der APA eine Rückkehr zu etwa jener Vereinbarung mit Hartmanns Vorgänger Claus Peymann gefordert, in dessen Vertrag bereits zwei Regiearbeiten inkludiert gewesen seien.

Im Finanzdebakel um das Burgtheater hat Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) zuletzt eine Prüfung durch den Rechnungshof angekündigt. Dabei soll geklärt werden, ob tatsächlich nur die frühere kaufmännische Direktorin Silvia Stantejsky für den Schaden verantwortlich ist - mehr dazu in Rechnungshof soll Causa Burgtheater klären (wien.ORF.at; 5.3.2014).

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