Burgtheater: Wer folgt auf Hartmann?

Einen neuen Aufsichtsratsvorsitzenden gibt es mit Christian Strasser bereits. Doch zwei Top-Jobs im Burgtheater müssen nach der Entlassung von Matthias Hartmann neu besetzt werden. Die Münchner Abendzeitung titelt „Geht Martin Kušej nach Wien?“

Geht es nach der Münchner Abendzeitung gibt es einen „natürlichen Nachfolger“ für Burgtheaterchef Matthias Hartmann - „mit Posten in München“.

Regisseur Martin Kusej

APA/Hans Klaus Techt

Martin Kusej

Der 52-jährige Martin Kusej trat 2011 einen Fünf-Jahres-Vertrag als Intendant am Bayerischen Staatsschauspiel an. 2006 hatte er die Vorgänge rund um die Bestellung von Matthias Hartmann als „kulturpolitischen Eklat“ bezeichnet, als der damalige Kunststaatssekretär Franz Morak (ÖVP) keine Gespräche mit weiteren Bewerbern geführt hatte. Seit Oktober 2013 hat Kusej wieder vermehrt in Wien zu tun: Am Max-Reinhardt-Seminar hat er eine Regie-Professur übernommen - mehr dazu in Kusej wird Professor am Reinhardt Seminar.

Viele Namen kommen ins Spiel

In den nächsten Tagen wird das Namens-Karussell munter in Schwung kommen. Hartmanns Nachfolgerin in Zürich, Barbara Frey, wurde bereits auf dem Kurznachrichtendienst Twitter ins Spiel gebracht. Karin Beier hat gerade erst das Deutsche Schauspielhaus Hamburg übernommen.

Mit Sicherheit wird ganz rasch der Name von Frank Baumbauer ins Spiel kommen. Der ehemalige Intendant der Münchner Kammerspiele und Ex-Schauspielchef der Salzburger Festspiele hatte sich einst mit Klaus Bachler um die Peymann-Nachfolge ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert und ist ein echter Profi. Allerdings wäre der 68-Jährige nach dem 50-jährigen Hartmann wohl eher ein Signal für späteres Pensionsantrittsalter als für Jugend und Innovation.

Nachbesetzung aus dem Burgtheater?

Aus dem Ensemble des Burgtheaters war zuletzt Direktor Achim Benning (1976-1986) hervorgegangen, auch der künftige Salzburger Festspielchef Sven-Eric Bechtolf ist Ensemblemitglied der Burg.

Eine Haus-Besetzung „hielte ich für durchaus überlegenswert“, sagte auch Burgschauspieler Peter Simonischek. Er selbst halte sich allerdings „für so etwas nicht geeignet“. Im Ensemble könnte sich aber wohl der eine oder die andere finden, der bzw. die über sich anders denken. Die erste diesbezügliche Frage bei der Pressekonferenz betraf Maria Happel. Die Burgschauspielerin war zuletzt Mitglied der Findungskommission im Volkstheater, das 2015 von Anna Badora übernommen wird. Und längst meinen viele Beobachter, die Zeit sei reif für eine Burgtheaterdirektorin.

Es wartet kein leichter Job

Leicht werden beide Jobs, der eines interimistischen Künstlerischen Geschäftsführers und der des nächsten Burgtheater-Direktors, nicht - wobei ein erfolgreicher interimistischer Geschäftsführer bei einer allfälligen späteren Bewerbung mit einem Bonus ins Rennen gehen dürfte.

Sehr gut vorstellbar, dass die Interimsleitung im Haus selbst gesucht und gefunden wird. Schließlich gilt es, mit Geschick und Einfühlungsvermögen zahllose Brüche zu kitten und Beschädigungen zu heilen - der Kampf um die Burg hat tiefe Spuren hinterlassen. Gleichzeitig mit der Vergangenheitsbewältigung muss ein neues Selbstbewusstsein aufgebaut und auf den bestehenden Planungen für die kommende Saison aufgesetzt werden.

Ob sich die Pläne auch tatsächlich finanzieren lassen, dürfte sich erst herausstellen, ebenso wie die mögliche Notwendigkeit einer Spielstätten-Schließung. Und auch die Tatsache, dass man sich als Künstlerischer Geschäftsführer sehr wohl vollinhaltlich in kaufmännische Belange einzubringen hat, dürfte nun jedem potenziellen Bewerber - interimistisch oder nicht - klar gemacht worden sein.

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