Wien bekommt eine U5

Wien soll die lange diskutierte U-Bahnlinie U5 bekommen. Das hat am Freitag Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ) angekündigt. Frühestens 2020 soll mit dem Bau begonnen werden. Opposition und Verkehrsexperte Knoflacher sind nicht begeistert.

„Wien braucht die neue U5. Sie ist notwendig und es wird sie in dieser Stadt auch geben“, sagte Brauner bei der SPÖ-Klubtagung im burgenländischen Rust. Letztlich könnte die neue Linie U5 eine Verbindung von Hernals mit dem neuen Hauptbahnhof bilden. Vorerst soll aber ein Abschnitt zwischen altem AKH und Rathaus neu errichtet werden. Dann soll die U5 weiter bis zum Karlsplatz fahren, und zwar auf jenen Gleisen, auf denen jetzt die U2 fährt.

Die U2 soll im Gegenzug vom Rathaus Richtung Süden verlängert werden. Wahrscheinlich ist, dass sie die U3 bei der Neubaugasse und die U4 bei der Pilgramgasse quert, was unter anderem eine Entlastung des 13A-Busses, der auf diesem Abschnitt fährt, bringen soll. Endstation der neuen U2 im Süden soll der Matzleinsdorfer Platz werden. Insgesamt dürfte die neue U5/U2-Variante laut Stadt 950 Mio. Euro kosten. Wann das Vorhaben umgesetzt wird, ist noch offen. Eine Fertigstellung wird aber nicht vor Mitte der 2020er-Jahre erfolgen.

Grafik U5

APA/Wiener Linien

Unterstützung aus dem Verkehrsministerium

Brauner zufolge laufen derzeit Gespräche mit dem Verkehrsministerium. Von dort sei schon „sehr gute Unterstützung“ gekommen. Fertiggestellt soll das Projekt U5 aber erst in rund zehn Jahren werden. Bis mit dem Bau begonnen werden kann, seien noch einige Details zu klären, etwa die Finanzierung durch den Bund ebenso wie die Zustimmung des grünen Koalitionspartners.

Wenig überraschend begrüßten die Wiener Linien Brauners Vorstoß. Die zusätzliche U-Bahn-Linie werde nicht nur die U6, sondern auch die Straßenbahnlinien 43 und 44 entlasten, sagte Sprecher Answer Lang zu wien.ORF.at. Das Budget für den Bau ist laut Wiener Linien prinzipiell vorhanden, da projektierte und ausfinanzierte Verlängerungen wie der U1-Ausbau nach Rothneusiedl und die U2-Südverlängerung Richtung Favoriten nicht umgesetzt wurden.

Vassilakou: „Freude“ über neue Buslinien

Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) hatte sich wiederholt äußerst skeptisch hinsichtlich der U5 gezeigt und stattdessen den schnelleren Ausbau von Bus- und Straßenbahnlinien gefordert. Unmittelbar nach Brauners Ankündigung verkündete sie, dass „die Wienerinnen und Wiener eine neue U-Bahn bekommen werden und sich auch über neue Straßenbahn- und Busverbindungen freuen können“. Ihr Wunsch nach einem Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes habe nun Gehör gefunden, sagte Vassilakou weiter.

Baubeginn noch offen

Wann der Baubeginn erfolgen soll, ist noch offen. Die neue U5 ist auf den derzeitigen Plänen türkis eingezeichnet. Ob das tatsächlich die in den Stationen verwendete Farbe wird, sei aber noch offen, hieß es bei den Wiener Linien.

In einer möglichen weiteren Ausbaustufe könnte sie bis zum Wienerberg führen. Die U5 könnte nach Norden über den Gürtel - und damit über die U6 - Richtung Elterleinplatz in Hernals verlängert werden. Eine spätere Erweiterung nach Süden in Richtung Hauptbahnhofgelände ist auch nicht ausgeschlossen. Dafür wären aber tatsächlich neue Mittel vom Bund nötig, der den Wiener U-Bahn-Ausbau bisher immer zur Hälfte finanziert hat.

Opposition wenig begeistert

Bei der Opposition löste die Ankündigung der Wiener SPÖ keine Begeisterungsstürme aus. Der Landesparteiobmann der Wiener ÖVP, Manfred Juraczka, zeigte sich zwar grundsätzlich vom Bekenntnis zum Bau der U5 erfreut, bemängelte aber fehlende Details: „Leider sind nach wie vor die wesentlichen Detailfragen ungeklärt, angefangen von der genauen Routenführung, dem tatsächlichen Baubeginn, der Finanzierung bis hin zur Zustimmung durch den derzeitigen Koalitionspartner.“

Der Verkehrssprecher der Wiener FPÖ, Toni Mahdalik, ortete dagegen bereits die „x-te, meist in zeitlicher Nähe zur nächsten Gemeinderatswahl getätigte Ankündigung, die Phantomlinie endlich zu realisieren“. Denn die U5 sei eigentlich schon im rot-schwarzen Koalitionspakt 1996 festgehalten gewesen. „Nach Gratisnachhilfe und U5 fehlt eigentlich nur noch Häupls ‚Freibier beziehungsweise Gratisspritzwein für alle‘-Versprechen“, sagte Mahdalik.

Verkehrsexperte sieht „keinen Mehrwert“

„Ich kann keinen Mehrwert erkennen, weil da fahren Straßenbahnen. Man braucht nur am Jonasreindl umzusteigen, und hat da super Ringlinien an der Oberfläche“, hält Verkehrsexperte Hermann Knoflacher den Plänen der SPÖ entgegen. Eine so wie jetzt angekündigt verlaufende U5 vom Alten AKH zum Karlsplatz sei für Wien nicht wichtig. Knoflacher kritisiert generell, dass zu schnell entschieden wurde, ohne Alternativen ausreichend zu prüfen.

Er habe nichts dagegen, wenn man das Projekt U5 zur Diskussion stellt, „aber dann muss man es verantwortlich prüfen, bevor man eine Entscheidung trifft“, so Knoflacher. Außerdem sei zu beachten, dass die U-Bahn nicht nur bei der Errichtung viel Geld kostet, sondern auch im Betrieb: „Wenn man die Bau-, Erhaltungs- und Betriebskosten von U-Bahnen mit denen einer Straßenbahn vergleicht, dann schaut die U-Bahn gar nicht gut aus.“

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