Neue Attacke: Bim-Fahrer haben genug

Nicht zum ersten Mal ist heuer ein Fahrer der Wiener Linien bei einem Überfall verletzt worden. Am Dienstag traf es einen Fahrer der Linie 60 in Rodaun. Der Betriebsrat fordert mehr Sicherheit. Die Wiener Linien verweisen auf laufende Programme.

„Es reicht uns“, stellte Kurt Wessely, Betriebsratsvorsitzender der Wiener Linien nach dem neuerlichen Überfall fest. Als Konsequenz kündigte er Betriebsversammlungen für die kommende Woche an. Mitarbeiter der Wiener Linien sollen demnach am Mittwoch, den 23. April, den Betrieb mit zweistündiger Verspätung aufnehmen. In den Morgenstunden soll es bis 6.30 Uhr zu Beeinträchtigungen des U-Bahn-, Straßenbahn- und Busverkehrs kommen.

Betriebsrat formuliert Liste an Forderungen

Der Zentralbetriebsratsvorsitzende der Wiener Linien, Michael Bauer, formulierte zudem auch eine Liste an Forderungen, die die Sicherheit für die Fahrerinnen und Fahrer erhöhen sollen: „Wir wollen eine flächendeckende Videoüberwachung in allen Fahrzeugen, Stationen sowie Endstellen. Gleichzeitig muss das Personal für die Sicherheit aufgestockt werden“, so Bauer. Weiters sollen zu Tagesrandzeiten und bei Nachtfahrten nur mehr Fahrzeuge mit Fahrerkabinen eingesetzt werden.

Genau das ist laut Wiener Linien in der Praxis bereits zu 80 Prozent umgesetzt. Sprecher Answer Lang sagte gegenüber wien.ORF.at, es sei Ziel der Wiener Linien, bis Jahresanfang 2016 nachts und zu Tagesrandzeiten ausschließlich Fahrzeuge mit Fahrerkabinen einzusetzen. Außerdem sollen mehr Fahrzeuge mit Videoüberwachung ausgestattet werden.

Garnitur der Straßenbahnlinie 60 in Rodaun

ORF

Straßenbahn in Rodaun

Die angekündigten Betriebsversammlungen seien auch ein Zeichen dafür, dass sich die Fahrer solche „feigen Angriffe“ nicht gefallen lassen.

Fahrer erlitt Prellungen

Im laufenden Jahr ist es bereits mehrmals zu Überfällen auf Mitarbeiter der Wiener Linien gekommen. Zuletzt, nach einem Bericht des „Standard“ am Dienstag, als ein Straßenbahnfahrer an der Endstation der Linie 60 in Rodaun angegriffen und verletzt wurde. Kurz bevor der Straßenbahnfahrer aus der Station fahren wollte, beschimpfte laut Polizei ein junger Mann den Fahrer und schlug mehrmals mit einem Schlagstock auf das Opfer ein.

Der Fahrer erlitt dabei Prellungen und Platzwunden. Er versuchte noch, die Tür zur schließen, damit der Täter nicht weglaufen konnte. Die Tür ging jedoch wieder auf, der Jugendliche konnte mit einem weiteren Unbekannten die Flucht ergreifen. Der Fahrer konnte nach der medizinischen Behandlung in häusliche Pflege entlassen werden. Das Motiv und die Identität der Täter sind laut „Standard“ unbekannt. Die Attacke ereignete sich in einem Hochflurwagen der Generation E2 mit offenem Fahrerstand.

Schon mehrere Überfälle in diesem Jahr

Im Jänner schwebte ein Fahrer der Linie 31 in Lebensgefahr, nachdem er in Floridsdorf von einem 52-Jährigen von hinten niedergestochen worden war - mehr dazu in Attacke auf Bim-Fahrer: Angreifer schweigt (wien.ORF.at; 27.1.2014).

Nur kurz darauf wurde in der Leopoldstadt ein Fahrer der Linie 5 Opfer einer Attacke, ein Fahrgast schlug auf den Fahrer ein - mehr dazu in Wieder Straßenbahnfahrer attackiert (wien.ORF.at; 1.2.2014). Im März wurde ein Busfahrer von zwei Männern bei einer Straßenbahnhaltestelle am Reumannplatz in Favoriten attackiert - mehr dazu in Wieder Angriff auf Busfahrer (wien.ORF.at; 12.3.2014).

Zahl der Übergriffe laut Wiener Linien rückgängig

Laut Wiener Linien geht die Zahl der Übergriffe auf Mitarbeiter aber zurück. 2013 hat es 77 Zwischenfälle gegeben, 2012 waren es noch 112, damit gab es einen Rückgang um 23 Prozent. Auch heuer gäbe es bis jetzt keine Steigerung, so ein Sprecher der Wiener Linien gegenüber „Radio Wien“.

Verhindern könne man solche Attacken leider kaum, ein Beitrag sei aber die Neuanschaffung von Niederflur-Straßenbahnen, die eine geschlossene Fahrerkabine haben und dadurch sicherer seien, so der Sprecher. Auch die Videoüberwachung bringe zumindest einen gewissen Abschreckungseffekt, ebenso die erhöhte Polizeipräsenz.

Schließlich gibt es für die Mitarbeiter auch Deeskalationsseminare. Dabei wird das Verhalten bei Provokationen gelehrt. Bei einer Attacke von hinten wie beim Überfall in Rodaun am Dienstag nützt das allerdings leider nichts.

Links: