„Mahü“: Zusätzliche Querung geplant

Die Pläne für die Querungen auf der neuen Mariahilfer Straße sind fertig. Künftig soll es für den Autoverkehr zwei Querungen geben, für den Lieferverkehr sind vier Querungen vorgesehen. Das Konzept tritt wahrscheinlich am 19. Mai in Kraft.

Zusätzlich zur bereits bestehenden Querung Stumpergasse/Kaiserstraße soll es künftig eine weitere Querung für den Autoverkehr geben. Diese wird über die Schottenfeldgasse und Webgasse vom 7. in den 6. Bezirk führen, also über die äußere Begegnungszone. Ausschließlich dem Lieferverkehr vorbehalten werden zwei zusätzliche Querungen sein. Jene vom 7. in den 6. Bezirk führt von der Neubaugasse in die Amerlingstraße bzw. in die Schadekgasse. Da hier die Fußgängerzone gequert wird, ist das nur zu den Lieferzeiten möglich.

Ganztägig befahrbar ist hingegen die Lieferquerung vom 6. in den 7. Bezirk. Hier kann man von der Capistrangasse kommend ein kleines Stück die Begegnungszone entlangfahren und dann in die Stiftgasse abbiegen. Die allgemeinen Querungen in Gürtelnähe können freilich auch von Lieferanten benutzt werden.

Keine Querung in innerer Begegnungszone

Beide Autoquerungsmöglichkeiten liegen in Gürtelnähe, in der Fußgängerzone bzw. der inneren Begegnungszone ist eine direkte Durchfahrt vom einen in den anderen Bezirk nicht möglich. Dafür gebe es aber gar keinen Bedarf, so die Begründung. Trotzdem habe das Team mehrere Möglichkeiten für die Durchfahrt nahe der Zweierlinie geprüft und festgestellt: „Alle Varianten hätten gravierende Nachteile“, resümierte der Verkehrsplaner Werner Rosinak. So würde etwa eine Querung über die Capistrangasse die Buslinie 13A behindern, jene bei der Königsklostergasse sei aus Sicherheitsgründen nicht möglich.

Grafik Mariahilfer Straße

Stadt Wien

Blau die Querungen für alle Autos, orange die Querungen ausschließlich für den Lieferverkehr, braun die Querungen vor der Umgestaltung

Verkehrs- und Planungsfachmann Rosinak, der gemeinsam mit den Kollegen Harald Frey (TU Wien) und Roman Molitor sowie Vertretern der städtischen Verkehrsabteilung (MA 46) das Konzept ausgearbeitet hatte, verwies dabei auf Verkehrszählungen im Vorfeld der Verkehrsberuhigung per Mitte August 2013. Diese zeigten, dass schon damals die „Mahü“ im unteren Bereich - im Gegensatz zum äußeren Rand nahe dem Gürtel - so gut wie nie gequert worden war.

Einbahnänderungen in Bezirken

Einige Änderungen beim Einbahnkonzept in den beiden Bezirken sieht der Vorschlag der Fachleute ebenfalls vor. So soll die Einbahn in der Stumpergasse zwischen Schmalzhofgasse und Liniengasse umgedreht werden. Zur Entlastung von Hugo-Wolf-Gasse/Loquaiplatz sollen die Einbahnrichtungen in der Hugo-Wolf-Gasse und in der Otto-Bauer-Gasse umgedreht werden. In Neubau ist die Änderung der Einbahn in der Schottenfeldgasse zwischen Lindengasse/Stollgasse und Seidengasse geplant.

Abgesehen vom Verkehrskonzept sind weiterhin noch einige Details in Sachen „Mahü“ offen - etwa Nachtparken und „Querungshilfen“ für Fußgänger in den Begegnungszonen. „Hier wird noch gearbeitet, aber Lösungen soll es noch im Mai geben“, kündigte Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) an. Was den 13A betrifft, wird er seine jetzige Route beibehalten. An Kreuzungspunkten mit der „Mahü“ werden künftig Ampeln wieder in Betrieb genommen. Sie sollen allerdings nur dann aktiviert werden, wenn ein Bus kommt - und die übrige Zeit „tot“ sein, hieß es.

Bezirke kündigen Okay an

Die Bezirke Mariahilf und Neubau, denen der Plan bereits am Montag präsentiert wurde, müssen der Sache nun noch zustimmen. Vassilakou zeigte sich jedenfalls zuversichtlich: „Erste Reaktionen lassen mich darauf schließen, dass es so umgesetzt wird.“

Grünes Licht kam dazu bereits vom neuen SPÖ-Bezirksvorsteher in Mariahilf. „Wir sind überzeugt, dass für Anrainer, Wirtschaft, Öffis sowie Autofahrer die bestmöglichen Lösungen erzielt wurden“, sagte Markus Rumelhart. Gleichzeitig räumte er ein: „Aufgrund der vielen Interessen war es einfach nicht möglich, für alle eine zur Gänze befriedigende Lösung zu finden.“

Ähnlich Neubaus Bezirksvorsteher Thomas Blimlinger (Grüne): Der Expertenvorschlag finde „im Großen und Ganzen“ seine Zustimmung, sagte er. Es handle sich um einen „ganz guten Kompromiss“. Allerdings gibt es auch aus seiner Sicht noch Bedarf, über einige „kleinere Dinge“ zu reden.

Kritik von Opposition und Handel

Das Querungskonzept stößt sowohl bei Opposition als auch bei Vertretern von Handel und Wirtschaft auf wenig Gegenliebe. „Inakzeptabel“ ist die Lösung mit einer weiteren Querung im Bereich der oberen Mariahilfer Straße für die Präsidentin der Wiener Wirtschaftskammer, Brigitte Jank. „Es fehlen echte Querungen für den Individualverkehr. Die Betriebe werden durch den geplanten Einbahnzirkus schikaniert, weil sie selbst und vor allem ihre Kunden kaum noch zu den Geschäftslokalen kommen“, schrieb sie in einer Aussendung.

Nur „eine halbe Lösung“ kann Stephan Mayer-Heinisch, Präsident des Handelsverbandes, im Gespräch mit der APA in dem neuen Querungskonzept erkennen. „Im oberen Teil hat man nun eine gute Durchblutung, aber im unteren Teil, wo sich auch viele umsatzstarke Unternehmen befinden, gibt es gar keine Querungen“, kritisierte er. Er will zurück an den Verhandlungstisch und den Entwurf für den unteren Teil noch einmal diskutieren. „Wir brauchen auch auf der Mariahilfer Straße nahe MuseumsQuartier mindestens eine Durchfahrtsmöglichkeit“, zeigte sich Mayer-Heinisch überzeugt.

Kritik hagelte es auch von den politischen Gegnern: Bei ÖVP-Wien-Chef Manfred Juraczka stößt vor allem die Einführung nur einer weiteren Durchfahrtsmöglichkeit auf Unverständnis. In einer Aussendung bezeichnete er das Konzept als „Verhöhnung der Bürger“. Die Öffnung für den Lieferverkehr ist für den Wiener ÖVP-Chef nur eine „Scheinlösung“.

Die Wiener FPÖ sorgt sich dagegen mehr um die Umsatzeinbußen der Unternehmer. „Die grüne Verkehrsstadträtin lehnt kategorisch ab, die Geschäftsleute auch nur teilweise zu entschädigen, was zu weiteren Betriebsschließungen führen wird“, so Verkehrssprecher Anton Mahdalik in einer Aussendung. Er forderte einen eigenen Fonds für die Rettung der gefährdeten Betriebe in Höhe von 27 Millionen Euro.

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