Zweiter „Wienerwald“: Einige Fragen offen

Mit dem „Norbert-Scheed-Wald“ soll eines der größten Naherholungsgebiete der Donaustadt entstehen. Von einem zweiten „Wienerwald“ war die Rede. Bisher sind fünf Prozent öffentlich zugänglich. Wie viel Wald am Ende kommt, ist ungewiss.

Das bisher als „Wienerwald Nordost“ bekannte Projekt wurde im Oktober 2014 nach seinem Ideengeber in „Norbert-Scheed-Wald“ umbenannt. Der verstorbene SPÖ-Bezirksvorsteher hatte das Projekt in der Donaustadt 2013 ins Leben gerufen. Mit der schrittweisen Aufforstung wollte er den Grünraum für die Bewohner sichern und der Verbauung entgegenwirken. Nachdem Scheed vergangenen Sommer unerwartet gestorben ist, hat mit Ernst Nevrivy (SPÖ) sein Nachfolger das Projekt übernommen - mehr dazu in Bezirkschef Nevrivy für „Wienerwald Nordost“.

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„Wir müssen jetzt die Grenzen besprechen“

Zwischen 700 und 1.000 Hektar soll das geplante Erholungsgebiet umfassen. Das entspräche einer Fläche von über tausend Fußballfeldern. Genaue Zahlen zur Größe des Gebiets gebe es derzeit aber noch nicht. „Wir müssen jetzt die Grenzen besprechen und fixieren“, sagte Nevrivy gegenüber wien.ORF.at. „Etwa fünf Prozent der angedachten Fläche ist derzeit öffentlich zugänglich“, ergänzte Gabriele Boleloucky-Bolen, Sprecherin der Bezirksvorstehung.

Denn rund vier Fünftel sind privates Ackerland, das sich noch im Besitz von Landwirten befindet. „Wenn die Bauern von sich aus aufhören wollen, dann übernehmen wir die Flächen“, sagte Nevrivy. Aber die Finanzierung des Projektes ist noch unklar. Das Budget sei noch nicht definiert, heißt es auf Anfrage aus dem Büro der Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ).

Bauern vermissten „konkrete Angaben“

Die Unsicherheit war bei den ansässigen Bauern zu Projektbeginn 2013 groß, sagte Gerhard Schön, der einen Gemüsevertrieb in der Donaustadt führt. „Scheed machte keine konkreten Angaben, was er genau vor hat“, sagte Schön.

Der jetzige Bezirksvorsteher will aber beruhigen. „Niemand muss seinen landwirtschaftlichen Betrieb einstellen“, so Nevrivy. „Die Sicherung der landwirtschaftlichen Produktionsflächen wurde in einem Zusatzvertrag im Gemeinderat berücksichtigt“, bestätigte auch Martin Flicker, ÖVP-Abgeordneter und Vizepräsident der Wiener Landwirtschaftskammer.

„Das ist ein Jahrhundertprojekt“

Bisher wurden im Rahmen der Aktion „Wald der jungen WienerInnen“ im Oktober 2014 eine viereinhalb Hektar große Fläche beim Telephonweg aufgeforstet. 16.000 Bäume und Sträucher wurden dabei im ersten Teil des Waldes gepflanzt. „Wir wollen jährlich ein Projekt starten und der Stadt Stück für Stück mehr Wald zurückgeben“, sagte Nevrivy.

„Die Flächen sollen nach und nach aufgeforstet werden. Das ist ein Jahrhundertprojekt“, sagte Boleloucky-Bolen. „Die Stadt Wien hat nie die Möglichkeit auf einmal so einen riesigen Wald aufzuforsten. Es geht darum für die künftigen Generationen Grünflächen zu sichern. Wir stellen sicher, dass dort künftig nicht mehr gebaut wird“, sagte Nevrivy. Neben den Waldflächen sollen auch Erholungsräume, Radwege, Spielplätze, Landwirtschaft, Streuobstwiesen, Gewässer und ein Windschutzgürtel Teil des „Norbert-Scheed-Waldes“ werden.

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