Wien Museum: Abschiedsbilanz von Wolfgang Kos

Bilanz über seine Amtszeit hat Wolfgang Kos gezogen. Der scheidende Direktor des Wien Museums, seit 2003 Hausherr am Karlsplatz, verwies auch auf die angespannte Budgetlage und forderte von der Stadt Mut für den Neubau ein.

Kos, vor zwölf Jahren vom nach wie vor amtierenden Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) - und gegen den Vorschlag der Jury - zum Direktor des damals alles andere als zeitgemäßen und kaum bekannten Ausstellungshauses ernannt, erinnerte sich an die ersten „besonders intensiven“ Jahre seiner Tätigkeit. Damals sei es darum gegangen, das Potenzial und somit die Plausibilität des Museums aufzuzeigen.

Er sei froh, nach diesem „inhaltlichen Galopp“ auch programmatisch im 21. Jahrhundert angekommen zu sein. Wobei er schon große Sorge gehabt habe, ob ihm die Stadtpolitik nicht „ins Museum hineinintervenieren“ würde - was aber nicht der Fall gewesen sei.

Wien Museum am Karlsplatz

APA/Herbert Pfarrhofer

Wien Museum am Karlsplatz

Bauliche Beschränkungen als konstantes Hindernis

Der frühere Ö1-Journalist und Programmmacher machte aus dem Oswald-Haerdtl-Bau einen vielfältigen wie niederschwelligen Publikumsmagnet, der mit Ausstellungen wie „Kampf um Wien“, die die Hauptstadt in der Ausnahmesituation um 1930 zeigte, oder „Experiment Metropole“ rund um Weltausstellung, Urbanisierung und Modernisierung teils aus den Nähten zu platzen drohte. Kos nannte auch heute die „baulichen Beschränkungen bei allem, was man hier tut“, eine Konstante in seiner Cheffunktion.

Abhilfe soll die Generalsanierung sowie ein Zubau schaffen. Für letzteren läuft gerade der Architekturwettbewerb - mehr dazu in Wien Museum Architekturwettbewerb gestartet. Er hoffe, dass die Entscheidungsträger den Mut haben, der Verführung eines Kompromisses zu widerstehen, äußerte Kos nicht zuletzt in Richtung des anwesenden Kulturstadtrats. Und er machte kein Hehl daraus, dass die langjährige Debatte um den Standort des künftigen Wien Museums eine „schwierige Phase“ gewesen sei.

Matti Bunzl

APA/Roland Schlager

Matti Bunzl, designierter Direktor

Kos: „Jammern auf heiklem Niveau“

Hinter seiner Ausstellungspolitik sei stets ein „pädagogischer Geist“ gestanden: „Ich habe nie auf Spektakel gesetzt.“ Vielmehr sei das Ziel gewesen, „festgezurrte Bilder der scheinbar vertrauten Stadt zu destabilisieren“. Nachfolger Matti Bunzl könne diesen Zugang „vielleicht noch verschärfen“.

Wobei es für den designierten Museumsleiter zumindest im Hinblick auf die monetären Rahmenbedingungen nicht unbedingt leichter wird, meinte Kos. Die Jahresmittel von zwölf Mio. Euro seien seit 2008 nicht angehoben worden. „Es wird schwer werden, in den nächsten Jahren ein ausgeglichenes Budget zu schaffen. Und das ist nicht Jammern auf hohem Niveau, das ist Jammern auf heiklem Niveau“, unterstrich der scheidende Direktor. Zum Abschluss ist ein reich bebildertes Buch erschienen, das die Ära Kos auf gut 400 Seiten Revue passieren lässt.

Museum als „Labor der Auseinandersetzung“

Ähnliches besorgte heute Mailath-Pokorny. Er streute Kos u.a. dafür Rosen, das Haus in die Mitte des kulturellen und gesellschaftspolitischen Lebens Wiens gerückt und mit mehr als 100 Ausstellungen ein „Labor der Auseinandersetzung mit der eigenen Stadtgeschichte“ etabliert zu haben. Mit dem neuen Depot in Himberg (NÖ), dem umfangreichen Kulturvermittlungsprogramm und dem Gratis-Eintritt am Sonntag seien weitere wichtige Schritte unternommen worden. Die Finanzen betreffend gestand der Ressortchef ein, dass „die Vorgaben von uns nicht immer leicht“ gewesen seien.

Kos habe außerdem mit seinem „validen Grundkonzept“ gewissermaßen den Weg für das Wien Museum Neu mitgeebnet. „Ich würde mir sehr wünschen, dass du uns auch in den nächsten Jahren mit Rat und Tat zur Verfügung stehst“, adressierte Mailath-Pokorny an den Noch-Direktor - um mit Blick auf die bevorstehende Wien-Wahl zu ergänzen: „Wobei ich noch nicht weiß, was ich dann machen werde.“

Wien Museum

ORF

Neues Depot in Himberg

Neues Zentraldepot in Himberg

Aus acht Depots wurde eines: Das Wien Museum hat die Übersiedlung seiner knapp 500.000 Objekte in das neue Zentraldepot in Himberg abgeschlossen. Dort bricht ein neues Zeitalter für die Wissenschaftler an, die mit den Objekten arbeiten. In neun verschiedenen Klimazonen - mehr dazu in Wien Museum hat neues Depot.

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