Fischer bedankte sich bei Helfern

Rund 50 Busse sind am Freitag mit Flüchtlingen aus Nickelsdorf am Westbahnhof eingetroffen. Laut Polizei kamen damit mindestens 2.500 Migranten an. Bundespräsident Heinz Fischer bedankte sich bei den Helfern.

„Wir sind dabei, den Verkehr zu regeln und die Menschen aus den Bussen aussteigen zu lassen“, sagte Polizeisprecher Patrick Maierhofer am Nachmittag. Derzeit sei in Wien genug Platz zur vorübergehenden Notaufnahme der Flüchtlinge vorhanden. Es sei eine Fülle weiterer Quartiere eingerichtet worden - mehr dazu in Zahlreiche neue Notquartiere für Flüchtlinge.

Transport von Nickelsdorf nach Wien

Neben den ÖBB und dem Bundesheer sind auch private Unternehmen an Flüchtlingstransporten vom Grenzübergang Nickelsdorf nach Wien beteiligt - seit dem letzten Wochenende etwa Busse der Wiener Firma Dr. Richard. Am vergangenen Samstag, dem Tag mit dem bisher größten Flüchtlingsaufkommen, seien bis zu 1.500 Menschen transportiert worden, so Geschäftsführer Ludwig Richard am Freitag.

Busse am Westbahnhof

ORF

Dr.-Richard-Busse bringen Flüchtlinge zum Westbahnhof

„Züge sind das effektivere Verkehrsmittel“

Das Unternehmen sei mit rund 20 Fahrzeugen unterwegs gewesen, so Richard: „Wir haben versucht, das Unmögliche möglich zu machen.“ Dass derart viele Busse zur Verfügung gestellt werden konnten, sei auch Zufall gewesen. „Wir haben eine Niederlassung im Burgenland. Die Schulferien waren noch nicht beendet, aber bereits viele unserer Fahrer wieder aus dem Urlaub zurück.“

Nach wie vor sei das Unternehmen täglich an den Beförderungen beteiligt. Allerdings in deutlich reduziertem Umfang. „Züge sind für den Transport von derartigen Menschenmassen das effektivere Verkehrsmittel. Wie die ÖBB stoßen aber auch wir an unsere Grenzen. Die Schule hat begonnen, außerdem befinden wir uns mitten in der herbstlichen Reisebushochsaison“, so Richard.

Budapest - Wien: Bustransfer für Flüchtlinge

Die ÖBB haben den Zugsverkehr von und nach Ungarn eingestellt. Flüchtlinge werden nun mit Bussen zum Westbahnhof gebracht.

Drehscheibe Westbahnhof überlastet

Rund 20 Privatfahrzeuge brachten zudem in der Nacht auf Freitag 66 Flüchtlinge aus der Nähe von Györ in Ungarn zum Westbahnhof, wie ein Initiator der Organisation der APA mitteilte. Die Flüchtlinge wurden auf dem Westbahnhof von der Caritas und den Samaritern versorgt. Bereits am Sonntag war es zu einer ähnlichen Aktion gekommen - mehr dazu in 150 Autos im Konvoi nach Ungarn.

Der Zugverkehr nach Ungarn wird auch am Wochenende aufgrund von Überlastung ausgesetzt bleiben. Für Freitag sind zu den regulären Zügen sechs Garnituren vom Osten Österreichs nach Deutschland geplant. Die Shuttlezüge von Nickelsdorf zum Westbahnhof wurden am Freitag nicht mehr geführt, sagte ÖBB-Sprecher Michael Braun. Durch diese Maßnahme habe sich die Situation auf den Wiener Bahnhöfen stabilisiert. Tickets nach Ungarn werden aber auch weiterhin nicht verkauft - mehr dazu in Westbahnhof: Drehscheibe am Limit (wien.ORF.at; 10.9.2015).

Besuch des „president auf Austria“

Bundespräsident Heinz Fischer inspizierte am Freitag die Lage am Westbahnhof, wo sich seit Tagen unzählige Flüchtlinge auf der Durchreise befinden. Er dankte den zahlreichen Helfern und suchte auch den Kontakt zu den Flüchtlingen. Bei denen stieß der Besuch auf reges Interesse, als sich herumsprach, dass es sich um „the president of Austria“ handelt.

Fischer machte sich ein Bild von den Spendenannahmestellen der Caritas, der Krankenstation und sprach mit freiwilligen Helfern, Mitarbeitern der Polizei, Rettung und ÖBB. Vor den zahlreichen Medienvertretern erklärte er, er sei vor allem gekommen, „um Dankeschön zu sagen“ und um sich ein genaues Bild zu machen. Der Bundespräsident hob die Hilfsbereitschaft der Österreicher hervor: „Rot-Weiß-Rot zeigt sich hier von der schönsten Seite.“ Die Polizei agiere als wahrer „Freund und Helfer“, und auch auf die ÖBB sei er „sehr stolz“, so Fischer.

Begleitet wurde er bei seinem Besuch von Caritas-Präsident Michael Landau und der Wiener Stadträtin Sonja Wehsely (SPÖ). Der Pulk wurde auf den Bahnsteigen des Westbahnhofs von den Flüchtlingen mit großer Aufmerksamkeit bedacht. Viele von ihnen ließen sich die Gelegenheit für ein Selfie und einen Handshake mit dem Bundespräsidenten nicht entgehen. Selbst Applaus erntete Fischer von einigen Flüchtlingen. Mit gemischten Gefühlen nahmen indes einige Helfer den Medienrummel zur Kenntnis. Gerade im Wiener Wahlkampf nützten recht viele Politiker unterschiedlicher Couleurs den Westbahnhof als Bühne, so die kritischen Anmerkungen.

Links: