Grippewelle erreicht Höhepunkt

Rund 14.000 Neuerkrankungen an Influenza und grippalen Infekten hat es in der Vorwoche in Wien gegeben. Nicht nur für Wien, sondern für ganz Österreich und Europa wird die Virusaktivität derzeit als sehr hoch beschrieben.

Die Experten des Departments für Virologie der MedUni Wien mussten vergangene Woche erneut mehr positive Influenza-Befunde aus den eingesandten Proben erstellen. „Neben Influenza-B-Viren werden weiterhin auch Influenza-A(H1N1)pdm09-Viren nachgewiesen“, teilte das Diagnostische Influenza Netzwerk Österreich (DINÖ) mit.

Im Kurvenverlauf ähnelt die diesjährige Situation fast exakt jener in der Influenza-Saison 2012/2013. Damals wurde der Gipfel mit rund 17.000 Neuerkrankungen in der achten Kalenderwoche erreicht. Bei der ähnlich verlaufenen Krankheitswelle 2014/2015 gab es den Höhepunkt etwas früher mit in einer Woche knapp 16.000 Neuerkrankungen in Wien.

Offenbar nur mangelhafter Schutz gegen Influenza B

Derzeit am häufigsten waren Influenza-B-Befunde. In der dritten Kalenderwoche waren es nur etwa die Hälfte der positiven Befunde der vergangenen Woche gewesen. Ein Problem liegt in dieser Influenza-Saison darin, dass der Impfstoff offenbar nur mangelhaft gegen die Influenza B schützt.

Österreich ist nicht allein: „Auch im übrigen Europa ist die Influenzavirus-Aktivität weiterhin sehr hoch, hauptsächlich verursacht durch Influenza-A(H1N1)pdm09-Viren (‚Schweinegrippe‘). Einige Länder melden schwere Verlaufsformen von A(H1N1)pdm09-Infektionen vor allem in der Altersgruppe der 15- bis 64-Jährigen“, schrieb der Informationsdienst.

„Beschämende“ Durchimpfungsrate

Österreich liegt seit Jahren im internationalen Vergleich bei den Influenza-Impfungen auf den schlechtesten Rängen. 2005/2006 waren 1,137 Millionen Dosen der Vakzine ausgeliefert worden, 2006/2007 dann 1,174 Millionen. In der Saison 2010/2011 wurden nur noch 700.000 Dosen ausgeliefert, 2011/2012 waren es 680.000 und 2012/2013 laut der Wiener Sozialmedizinerin Ursula Kunze gar nur noch 621.000 Dosen. Die Durchimpfungsrate von unter zehn Prozent sei „beschämend und inakzeptabel“, so die Expertin bei der Publikation ihrer Studienergebnisse.

Impfung besser als nachträgliche Therapie

Die Impfung sei jedenfalls laut den Fachleuten viel besser als die nachträgliche Therapie. In der spezifischen antiviralen Behandlung der Influenza per Medikament können seit rund einer Woche die Neuraminidasehemmer (z. B. Tamiflu/Oseltamivir) in Österreich auch auf Kassenkosten verschrieben werden.

Bei Anwendung innerhalb von 48 Stunden nach dem Beginn der Symptome reduzieren die Medikament laut zahlreichen Studien die Krankheitsdauer um rund einen Tag, ebenso die Erkrankungsintensität. Dazu gibt es aber bisher einen heftigen internationalen Expertenstreit. In dieser Grippesaison sind jedenfalls noch keine gegen die Neuraminidasehemmer resistenten Viren aufgetreten.

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