Ärztekammer gegen Primärversorgung

Die Wiener Ärztekammer sieht sich im Kampf gegen das geplante Primärversorgungsgesetz (PHC) durch eine Umfrage bestätigt. Demnach sind viele für den Verbleib des „klassischen Hausarzts“. Es gibt aber auch Kritik an der Kammer.

Für die Durchführung der Studie, die am Donnerstag präsentiert wurde, beauftragte die Ärztekammer das Institut Public Opinions Stategies von Peter Hajek. 1.000 Österreicher ab 16 Jahren wurden dafür im März befragt. Dabei ließ die Standesvertretung auch die Bekanntheit von PHC-Zentren - um eine rechtliche Grundlage für diese wird derzeit gerungen, in Wien gibt es ein Pilotprojekt auf Vertragsbasis von Gruppenpraxen - eruieren. 64 Prozent wissen nicht, was ein Erstversorgungszentrum ist - mehr dazu in Detailverhandlungen für Primärversorgung.

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In Mariahilf gibt es bereits eine Primärversorgungspraxis als Pilotprojekt

Hausärzte „unbedingt erhalten“

Vom restlichen guten Drittel stimmten wiederum 95 Prozent der Aussage sehr oder eher zu, dass der Hausarzt „unbedingt erhalten“ bleiben soll. Für Kammervizepräsident Johannes Steinhart ein Auftrag, weiterhin vehement gegen das Gesetzesvorhaben vorzugehen: „Ich frage mich, wie man ein solches Ergebnis ignorieren kann.“ Dass das PHC-Gesetz den Hausarzt ja nicht abschaffe, wollte Steinhart so nicht sehen. Denn „hinter den Kulissen“ werde sehr wohl darüber gesprochen, dass es bald nur noch Primärversorgungszentren geben solle - mehr dazu in Wien krempelt Hausarztmodell um.

Die Kammer stößt sich bekanntlich seit jeher am Vorhaben, da sie Direktverträge mit PHC-Ärzten anstatt eine Eingliederung in den bestehenden Gesamtvertrag - eine Art Ärztekollektivvertrag - fürchtet. Modelle wie das Pilotprojekt in Mariahilf auf Basis des Gruppenpraxenvertrags unterstützt man hingegen - mehr dazu in Primärversorgung: Zwei weitere Standorte.

Politik und Ärztekammer schuld an Abwärtstrend

Allerdings weist die Umfrage auch aus, dass 40 Prozent der Befragten der Meinung sind, das Gesundheitssystem entwickle sich in die falsche Richtung. Diese geben die Schuld für den Abwärtstrend vor allem den politischen Akteuren - allen voran der Bundesregierung (72 Prozent). 45 Prozent nannten in diesem Zusammenhang aber auch die Ärztekammer. „Das ist ein Handlungsauftrag für Verbesserungen“, sagte Steinhart. Wobei er den Wert so interpretierte: „Wenn wir Kritik einbringen, werden wir ja oft geradezu stigmatisiert.“ Den Ärzten selbst geben übrigens nur 18 Prozent der Umfrageteilnehmer die Schuld.

Grundsätzlich zeigten sich die Befragten mehrheitlich zufrieden, was Öffnungs- und Wartezeiten bei niedergelassenen Ärzten anbelangt. Überwiegend negative Beurteilungen gab es hier allerdings bei Wartezeiten in Ambulanzen und auf Operationstermine. Außerdem wünscht man sich offenbar mehr Budget für das Gesundheitssystem, mehr Ärzte - auch hier sieht sich die Kammer bestätigt - und eine höhere Berücksichtigung der Meinung von Ärzten im Zusammenhang mit gesundheitspolitischen Entscheidungen.

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