Fiaker-Pferde bekommen ab 35 Grad hitzefrei

Die Stadt Wien hat die gesetzlichen Maßnahmen zum Schutz von Fiaker-Pferden erweitert, ab 35 Grad werden die Tiere hitzefrei bekommen. Die Fiakerunternehmer zeigten sich überrascht und befürchten wirtschaftliche Einbußen.

Wiens 28 Fiakerbetriebe müssen sich auf strengere Regeln einstellen: Denn wenn am Stephansplatz zumindest 35 Grad gemessen werden, gibt es für ihre 375 Pferde hitzefrei. Im vergangenen Sommer wurde dieses Temperaturlimit in der Innenstadt an 18 Tagen überschritten, hieß es am Montag in einer gemeinsamen Aussendung der für Tierschutz zuständigen Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) und Rüdiger Maresch, Umweltsprecher der Grünen. Die Einhaltung der Vorgabe wird von der Polizei gemeinsam mit der MA 65 (Rechtliche Verkehrsangelegenheiten) kontrolliert.

Tiere nur mehr jeden zweiten Tag im Einsatz

Die Einstellung der Kutschenfahrten bei zu großer Hitze ist Teil eines Sieben-Punkte-Pakets, das SPÖ und Grüne zum Wohl der Pferde schnürten. So ist weiters vorgesehen, dass die Tiere nur mehr jeden zweiten Tag im Einsatz sein dürfen. Die Betriebszeit wird um eine Stunde reduziert und künftig nur mehr von 11.00 bis 22.00 Uhr möglich sein. Bodenmarkierungen bei den Stellplätzen sollen Lage und Anzahl definieren.

Auch die Dokumentations-Verpflichtungen für die Kutscher erhöhen sich: Vor jedem Fahrantritt haben sie die Einsatztauglichkeit - inklusive Gesundheitscheck - der Pferde zu überprüfen. Dies muss in das Fahrtenbuch eingetragen werden und einer stichprobenartigen Überprüfung durch die Behörde standhalten.

Weiters dürfen nur mehr Tiere als Zugpferde eingesetzt werden, die aufgrund ihres Wesens und ihres Ausbildungs- und Trainingszustandes mit dem Einsatz als Fiakerpferd gut zurechtkommen. Neue Pferde werden vor dem ersten Arbeitstag durch Spezialisten auf ihre Eignung geprüft.

Neue Regelungen sollen ab Sommer gelten

Weiters will die Stadt mehr Augenmerk auf „tierschutzrelevante Themen“ legen - also etwa auf die Auswirkungen vom Tragen eines Maulkorbs, auf das Schweifanbinden oder das regelmäßige Füttern. Dabei setzt man auf verstärkte Aufklärung und Kontrollen.

Das Maßnahmenpaket wurde von der Stadt gemeinsam mit Pferdeexperten ausgearbeitet, hieß es in der Aussendung. Die Novellierung des Fiaker- und Pferdemietwagengesetzes soll im Juni den Ausschuss passieren und dann im Landtag beschlossen werden, sagte einer Sprecherin der Stadträtin auf APA-Nachfrage. Die neuen Regelungen sollen bereits diesen Sommer gelten.

Unternehmer: Wirtschaftliche Grundlage entzogen

Die Fiaker-Unternehmer zeigten sich in einer Stellungnahme am Nachmittag von den geplanten Maßnahmen „schockiert“ und „überrascht“. "Niemand hat uns über eventuelle Änderungen informiert, wir wurden nicht zu Verhandlungen und Gesprächen geladen bzw. wurden unsere Erfahrungen und Kenntnisse nicht in der Reglung berücksichtigt. Durch die Neuregelung würde den Fiakerunternehmern die wirtschaftliche Grundlage entzogen bzw. würden diese in der Erwerbsausübung massiv beschränkt“, so Martina Michelfeit, Berufsgruppensprecherin der Fiaker-Unternehmer in der Wirtschaftskammer Wien.

Laut Michelfeit kommt es an Hitzetagen nicht zu einer signifikanten Belastungssteigerung für die Pferde, das würde eine Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien belegen. Auch derzeit haben Fiakerpferde an zwei nicht aufeinander folgenden Tagen dienstfrei. Die geplante Reduzierung der Einsatzzeiten von 9.00 bis 22.00 Uhr wird abgelehnt, da die Unternehmen diese Zeiten benötigen, um den Kundenwünschen nachzukommen, hieß es von Michelfeit.

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