Schönbrunn besorgt über „Alien“-Liste

Eine EU-Verordnung zu unerwünschten Tieren und Pflanzen bringt Probleme für europäische Zoos. Im Wiener Tiergarten Schönbrunn erwartet Direktorin Dagmar Schratter „massive Auswirkungen“, sollte es keine Ausnahmen geben.

Die EU-Verordnung will verhindern, dass sich insgesamt 37 invasive Tier- und Pflanzenarten ausbreiten. Auf der Liste finden sich etwa der nordamerikanische Waschbär, der Kleine Mungo, der Zwergmuntjak, das Fuchshörnchen, der Rote Amerikanische Sumpfkrebs, die Schwarzkopfruderente und der südamerikanische Nasenbär.

Einige dieser Tiere leben auch im Tiergarten Schönbrunn. Würde die Verordnung zur Gänze umgesetzt werden, so müssten diese künftig Schratter zufolge wieder „in Käfige gesperrt werden“, um einen Ausbruch zu 100 Prozent zu verhindern. Zudem müssten die Arten entweder nach Geschlechtern getrennt gehalten oder hormonelle Verhütungen bzw. Kastrationen durchgeführt werden. „Das widerspricht natürlich dem Tierschutzgedanken“, sagte Schratter.

Waschbär

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Dem Waschbären geht es an den Pelz

Neuanschaffungen werden riskanter

Probleme entstehen aber nicht nur bei der Haltung, sondern auch bei der wirtschaftlichen Planung, da die Liste in den kommenden Jahren weiter ausgeweitet wird, die Zoos aber nicht wissen, welche Arten betroffen sein werden. Neuanschaffungen oder Umbauten sind daher mit einem entsprechenden Risiko behaftet. In Schönbrunn wurde vor zwei Jahren etwa ein neues artgerechtes Nasenbärgehege gebaut, das nun obsolet werden könnte.

Zudem kritisierte Schratter, dass für die Entscheidungen der EU nicht ausschließlich der Naturschutz ausschlaggebend ist, sondern auch wirtschaftliche Interessen einfließen. „Bestes Beispiel dafür ist die Regenbogenforelle. Diese hat nachweislich die heimische Bachforelle verdrängt, findet sich aber nicht auf der Liste“, so Schratter.

Schönbrunn hofft auf Ausnahmeregelung

Die jetzt präsentierte EU-Liste komplettiert eine Verordnung von 2014. Diese beschränkt Haltung, Import, Verkauf und Zucht von Arten, die eigentlich von anderen Kontinenten stammen und sich in Europa schon mehr oder weniger ausgebreitet haben, ein. Die Regelung gilt der Kommission zufolge auch für Zoos: Die Tierparks dürfen ihre Tiere behalten, müssen aber dafür sorgen, dass sie sich nicht fortpflanzen oder ausbrechen - mehr dazu in Waschbären geht es an den Pelz (science.ORF.at).

Im Tiergarten Schönbrunn hofft man nun, eine Ausnahmeregel von der Verordnung zu erhalten. Denkbar sei auch, dass die Besucher anhand der Tiere über invasive Arten aufgeklärt werden. „Dann würden wir auch unserem Bildungsauftrag gerecht werden“, sagte Schratter.

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