Greißler probt Einkaufen ohne Verpackungen

Nahrungsmittel völlig unverpackt einkaufen, das ist seit einer Woche bei einem Wiener Greißler möglich. Die Ware kommt größtenteils von heimischen Bauernhöfen. Wer einkaufen möchte, kann dazu seine eigenen Gefäße mitbringen.

Alexander Obsieger, der Besitzer des Geschäftes „Der Greißler - unverpackt. ehrlich“ in der Albertgasse in der Josefstadt, engagiert sich schon länger für den Umweltschutz. Seine Idee war es, einen ethisch korrekten Einkauf auf allen Ebenen zu etablieren. „Bei mir bekommt man wirklich Produkte, wo man weiß, woher sie sind, hinter denen eine Person steht und man weiß, wie die Ware produziert wurde“, so Obsieger. Zusätzlich verzichtet er gänzlich auf die Verpackung der Ware.

Verpackungsfreier Greissler

Christina Weigl

Neben Grundnahrungsmitteln verkauft Obsieger auch Gewürze unverpackt

Eingekauft wird in seinem Geschäft mit eigenen Gefäßen. Durch die verpackungsfreie Ware ist es möglich, nur jene Mengen zu kaufen, die auch wirklich benötigt werden. „Wenn du zum Beispiel am Abend einen Bohneneintopf kochen möchtest und du brauchst dafür exakt 200 Gramm Bohnen, dann kommst du zu mir und füllst dir genau deine 200 Gramm ab“, so Obsieger. Wer ein geeignetes Gefäß zuhause vergisst, kann sich Pfandgefäße mitnehmen oder vorhandene Altpapiersackerl verwenden.

Ziel: Plastikfreie Ozeane

Die Idee zum eigenen verpackungsfreien Vertrieb entstand, um einen holländischen Studenten zu unterstützen. Dieser hat das Projekt „Ocean Cleanup“ gestartet, bei dem er mit Hilfe der Meeresströmung die Ozeane von Müll und Plastik befreien will. „Ich dachte mir, wenn kein Plastik mehr über die Theke geht, muss dieser Typ weniger auffangen. Man muss also quasi ganz unten anfangen: Dort wo das Plastik über die Theke geht - und das wäre nun mal bei mir“, so Obsieger.

Verpackungsfreier Greissler

Christina Weigl

Der Unternehmer setzt auf fairen Handel und transparente Produktion

Eröffnet wurde „Der Greißler - unverpackt. ehrlich“ vergangene Woche. Auch wenn Obsieger noch keine so breite Produktpalette anbieten kann, wie er wollen würde, zeigen sich die Kunden interessiert. Durchschnittlich fünf zahlende Kunden pro Tag kamen in der Eröffnungswoche in seinen Laden. „Die meisten Kunden erwarten natürlich noch mehr Produkte, ich bemühe mich da auch sehr, dem nachzukommen. Nur will ich eben nicht irgendwas kaufen. Ich suche mir meine Produkte gezielt von den Bauern aus“, so Obsieger.

Daher ist ihm der direkte Kontakt mit den Bauern sehr wichtig. „Es wäre natürlich sehr einfach, auch Bioprodukte beim Großhandel zu bestellen, aber das möchte ich nicht. Ich möchte wirklich eine Geschichte hinter jedem Produkt haben, den Arbeitsvorgang kennen und ich möchte jemanden direkt ansprechen können, wenn es Reklamationen geben sollte“, so der Unternehmer.

Verpackungsfreier Greissler

Christina Weigl

Auch Essig und Öl vom Bio-Bauern werden unverpackt angeboten

Mehrwegtransportverpackungen für weniger Müll

Neben der Minimierung von Müll im Kleinen, gibt es auch Projekte zur Mehrfach-Verwendung von Verpackungen beim Transport der Produkte innerhalb großer Betriebe. Eine Studie im Rahmen der Initiative „Natürlich weniger Mist“, hat die Entwicklung von Mehrweg-Transportverpackungen (MTV) im Gegensatz zu Einweg-Transportverpackungen (ETV) in Wien beobachtet.

Die von der Magistratsabteilung 22 (Umweltschutz) betreute Studie ergab, dass MTV bei den LGV-Frischgemüse-Produzenten, beim Fleischgroßmarkt und der fleischverarbeitenden Industrie sowie bei der direkten Belieferung der Filialen von Wiener Großbäckereien zu 100 Prozent zum Einsatz kommen. Im Gegensatz dazu erfolgt der Fischhandel zu 100 Prozent in Einweg-Transportverpackungen.

Dabei bringt die Verwendung von MTV - wie etwa zusammenklappbaren Kunststoffboxen - nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Vorteile. „Sie sind billiger und schützen die transportierten Waren besser vor Beschädigungen“, so Karin Büchl-Krammerstätter, Leiterin der Wiener Umweltschutzabteilung.

Christina Weigl, wien.ORF.at

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