Kritik an AMS-Aktivierungsmaßnahmen

Für die steigende Anzahl an Über-50-Jährigen ohne Job bietet das Arbeitsmarktservice (AMS) spezielle Maßnahmen an. Diese fallen teilweise auch kurios aus: Ein Mann sollte kurz vor Ostern in einem Hasenkostüm Geschenke verteilen.

Ein 51-jähriger Arbeitsloser sollte in einem Hasenkostüm Schokolade verteilen. Diesen Job bekam der Mann vom Arbeitsmarktservice (AMS) vermittelt - obwohl er ein abgeschlossenes Studium vorweisen konnte: „Ich habe mich vorgestellt, die haben mich genommen und haben mir gesagt, dass es sich dabei – bei dieser PR-Maßnahme – um Kundenbesuche handelt. Im Hasenkostüm, weil es kurz vor Ostern war. Wir sollten – es waren insgesamt drei Hasen – den Kunden kleine Aufmerksamkeiten bringen.“

Arbeitslose über 50 haben es besonders schwer

Der 51-Jährige, der anonym bleiben möchte, kritisiert im Gespräch mit „Wien heute“ nicht nur die Job-Vorschläge sondern auch die Schulungen: „Das ist noch schlimmer geworden, weil es noch mehr Arbeitslose gibt und weil das AMS selbst auch keine oder kaum Jobs bekommt, die es vermitteln kann.“ Dieses Problem gibt es vor allem bei den Arbeitslosen über 50 Jahren - denn die haben es laut AMS besonders schwer. Das zeigt auch die aktuellste AMS-Studie: Im Vergleich zum September 2015 gab es im Vormonat um 5,2 Prozent weniger Arbeitslose unter 25 Jahren, aber um 4,8 Prozent mehr Über-50-Jährige - mehr dazu in Arbeitslose: Geringster Anstieg seit fünf Jahren.

Erol Holawatsch, Vorsitzender der GPA-djp/FCG Wien, ist der Meinung, „das sind Beschäftigungstherapien für ältere Personen und das ist nicht die Wertschätzung, die wir diesen Leuten entgegenbringen sollten. Das AMS hat die Aufgabe, die Menschen marktkonform auszubilden und das fehlt einfach.“

Zwiespalt beim AMS

Beim Wiener AMS kontert man die Kritik. Die umstrittenen Aktivierungsmaßnahmen seien bereits deutlich zurückgefahren. Job-Angebote müssten auch vermeintlich Überqualifizierte annehmen, erklärt der stellvertretende AMS-Landesgeschäftsführer Winfried Göschl: „Wir nehmen in der Regel schon Rücksicht auf die Wünsche der Leute, aber wenn Leute erstmal für lange Zeit beschäftigungslos sind und auf anderem Weg nicht mehr hineinfinden, dann sieht das Arbeitslosenversicherungsgesetz vor, dass jede zumutbare kollektivvertraglich entlohnte Stelle angenommen werden muss. In diesem Zwiespalt steht man als AMS.“

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