Mehr Wiener holen Lehrabschluss nach

Etwa 2.100 Menschen haben 2015 in Wien ihren Lehrabschluss nachgeholt. Laut Stadträtin Renate Brauner (SPÖ) sinkt die Nachfrage nach Absolventen nur mit Pflichtschulabschluss. Das Angebot an qualifizierten Arbeitsplätzen nimmt zu.

Die Zahl der Wiener, die den Lehrabschluss nachholen, steigt leicht an. Im Jahr 2011 waren es 1.734 Personen, 2015 immerhin 2.129 Menschen. „Der Qualifikationsplan Wien wirkt. Wir haben messbare Erfolge“, zog Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ) bei einer Pressekonferenz am Montag daher eine positive Zwischenbilanz über den Qualifikationsplan Wien 2020, der 2013 gestartet wurde.

PK Qualifikationsplan

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Bei der Pressekonferenz sah man die Entwicklungen positiv

Qualifizierte Arbeitsplätze nehmen zu

„Messbare Erfolge“ nannte Brauner auch bei den „early school leavers“: Die Zahl der Schul- und Ausbildungsabrecher sank von 11,9 Prozent (2011) auf 10,2 Prozent (2015). Auch die Zahl der Jugendlichen, die das Bildungssystem nach der Schulpflicht verlassen, ist von 9 Prozent (2008/2009) auf 8,4 Prozent (2013/2014) leicht gesunken. Der Qualifikationsplan Wien 2020 wurde im Jänner 2013 von der Stadt Wien, Bund, Sozialpartnern und Bildungs- sowie Arbeitsmarkteinrichtungen gestartet, um den Anteil jener Personen, die nur über einen Pflichtschulabschluss verfügen, zu reduzieren.

„Mehr als die Hälfte derer, die in Wien arbeitslos sind, haben nur einen Pflichtschulabschluss“, sagte Brauner. „Bei aller Sorge um die steigende Arbeitslosigkeit ist es trotzdem so, dass die Arbeitsplätze zunehmen, allerdings nur qualifizierte.“ Die Nachfrage nach Arbeitskräften, die nur einen Pflichtschulabschluss haben, werde dagegen weiter sinken. „Der Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und schlechter Ausbildung ist evident“, betonte Brauner. 38,5 Prozent der Menschen mit höchstens Pflichtschulabschluss sind arbeitslos, ein Lehrabschluss senkt diese Zahl auf 13,5 Prozent.

Fachkräftestipendium für 6.500 Menschen

Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) hob die Bedeutung des Ausbildungspflichtgesetzes in diesem Zusammenhang hervor. Er wies außerdem darauf hin, dass im Rahmen der Budgetverhandlungen zusätzliche Mittel in Höhe von 200 Mio. Euro für den Arbeitsmarkt zur Verfügung gestellt wurden. Die Wiedereinführung des Fachkräftestipendiums sichere 6.500 Menschen in den nächsten zwei Jahren für die Dauer einer Fachkräfteausbildung die finanzielle Existenz.

Bildungsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) sprach von einer „Trendumkehr“ durch die bisherigen Maßnahmen des Qualifikationsplans. „Unser Ziel ist es, dass Jugendliche ihr Bildungsziel erreichen und nicht nur ihre Schulpflicht absitzen“, sagte Frauenberger. Diese Chance müsse allen Jugendlichen offenstehen, auch Asylwerbern und Asylberechtigten, die nicht mehr schulpflichtig sind. Um das zu erreichen, wurde Anfang September das Jugendcollege für Flüchtlinge in Wien eröffnet - mehr dazu in Jugendcollege für Flüchtlinge eröffnet.

AK: Ausbildungspflicht für jugendliche Asylwerber

AK-Präsident Rudolf Kaske und IV-Wien-Präsident Wolfgang Hesoun, die den Qualifikationsplan ebenfalls unterstützen, sprachen sich für dessen Verlängerung aus. „Ich denke, es wird gut und notwendig sein, diesen Qualifikationsplan über das Jahr 2020 hinaus weiter fortzuführen und auch über 2030, 2040 nachzudenken“, sagte Kaske. Wenig nachvollziehbar ist für ihn, dass jugendliche Asylwerber von der Ausbildungspflicht ausgeschlossen sind. „Wir werden in dieser Frage weiterkämpfen“, betonte er.

70 Mio. Euro investieren das AMS Wien und die Stadt für das Ausbildungsjahr 2016/17 für rund 4.000 Jugendliche, die sonst keine Lehrstelle hätten. Im Vorjahr wurde außerdem der Qualifikationspass Wien als Pilotprojekt eingeführt, der die Menschen am Weg zum Lehrabschluss oder einem anderen Bildungsabschluss begleiten soll. Bisher besitzen 1.000 Wiener den Pass, in dem ihre Kompetenzen und Ausbildungsziele erfasst sind, ab November will das AMS Wien das Instrument verstärkt zum Einsatz bringen.

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