Wehsely: „Wienerin mit Leib und Seele“

Sonja Wehsely, nach eigenen Angaben „Wienerin mit Leib und Seele“, hat lange als Zukunftshoffnung der SPÖ gegolten. In den vergangenen Jahren hatte die scheidende Stadträtin für Gesundheit immer mehr Krisen zu bewältigen.

Zwischenzeitlich sogar als Kandidatin für das Amt des Bürgermeisters von Wien gehandelt, geriet die studierte Juristin im innerparteilichen Richtungsstreit ins Kreuzfeuer der Kritik. Die Themen waren vielfältig: Ärztearbeitszeit und -gehaltsregelung, Mindestsicherung, Krankenhaus Nord, angebliches Kontrollversagen bei islamischen Kindergärten.

Sonja Wehsely

Rigaud

Sonja Wehsely

Im innerparteilichen Streit wurde die Stadträtin, die als eine der Führungsfiguren des linken Parteilagers gilt, zuletzt immer wieder vor allem von Genossen aus den Flächenbezirken kritisiert - mehr dazu in SPÖ-Flügelkämpfe werden wieder heftiger.

In zahlreiche Konflikte geraten

Ärzte rebellierten gegen die neue Arbeitszeit- und Gehaltsregelung in den Spitälern und organisierten im September einen Warnstreik - mehr dazu in Wehsely will Absage des Ärztestreiks. In der Debatte üer die Mindestsicherung wurde die von Wehsely angedachte Wartefrist für Asylwerber sowohl vom grünen Koalitionspartner als auch von Teilen der SPÖ abgelehnt - mehr dazu in Rot-grüner Streit um Mindestsicherung.

Die Opposition schoss sich wegen des Kostenanstiegs beim Krankenhaus Nord, des angeblichen Kontrollversagens bei islamischen Kindergärten und des finanziellen Mehrbedarfs in Sachen Mindestsicherung auf Wehsely ein - mehr dazu in KH Nord wird Fall für Rechnungshof und in Kritik an Kindergartenkontrollen.

Auf positive Flüchtlingspolitik gesetzt

Für die resolute Politikerin mit der markanten Stimme sei „das Vertreten von Standpunkten, das Verändern von vermeintlichen Gegebenheiten und das Umsetzen von Interessen der Schwächeren“ maßgeblich für ihr politisches Schaffen, erklärt sie auf ihrer Homepage. Sie folgt dabei dem Leitspruch: „Das Bessere ist der größte Feind des Guten.“ Fortschritt sei das Ziel jedes politischen Handelns, davon ist Wehsely überzeugt.

Als Wien infolge der Flüchtlingsbewegungen vor der Aufgabe stand, Tausende Flüchtlinge kurzfristig zu beherbergen und vielen auch auf Dauer ein Zuhause zu bieten, meisterte Wehsely gemeinsam mit dem Flüchtlingskoordinator Peter Hacker - der nun als Nachfolger für ihr Ressort gehandelt wird - diese Herausforderung souverän. Neue Quartiere wurden beinahe im Tagesrhythmus geschaffen, minderjährige Flüchtlinge aus Traiskirchen geholt. Außerdem übernahm man vom Bund das Großquartier in Erdberg.

Rascher Aufstieg innerhalb der SPÖ

Bereits mit 14 Jahren begann die Leopoldstädterin, sich in der Sozialistischen Jugend (SJ) zu engagieren, ihr Aufstieg in der Partei verlief rasch: Nach ihrem Vorsitz der Wiener SJ (1992 und 1993) war sie von 1993 bis 1996 Bezirksrätin, danach wechselte sie in den Wiener Landtag. 2004 wurde sie Frauenstadträtin, 2007 Sozial- und Gesundheitsstadträtin. Seit 2013 ist sie Vorsitzende der SPÖ Leopoldstadt, die bei der Wahlwiederholung im September überraschend den Bezirksvorsteher an die Grünen verlor.

TV-Hinweis

„Wien heute“, 13.1.2017, 19.00 Uhr, ORF2

Die am 19. März 1970 geborene SPÖ-Politikerin ist studierte Juristin. Neben dieser Ausbildung, die sie 1995 abschloss, hat sie auch acht Jahre Pädagogik und Psychologie in Wien belegt. Bevor sie als Stadträtin komplett in die Politik wechselte, arbeitete sie als Personalmanagerin in einer Versicherung.

Wehsely ist laut eigenen Angaben „Wienerin mit Leib und Seele“. Sie liebt Obst, trinkt kaum Alkohol und ist erklärte Nichtraucherin. Fit hält sie sich durch Stiegensteigen und Joggen. Sie hat mit ihrem Lebensgefährten, dem roten Parlamentsklubobmann Andreas Schieder, einen Sohn. Wehselys Schwester Tanja (44) ist als SPÖ-Gemeinderätin ebenfalls in der Politik tätig. Sonja Wehsely wird im April in die Privatwirtschaft wechseln - mehr dazu in Wehsely geht zu Siemens.

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