Praterbrücke: Kosten steigen erneut

Die Sanierung der meistbefahrenen Brücke Österreichs - der Wiener Praterbrücke an der Südosttangente - wird noch teurer als geplant. Derzeit rechnet die ASFINAG mit Gesamtkosten von mindestens 51 Millionen Euro.

Die Generalsanierung hätte laut ersten Angaben der ASFINAG 22,7 Millionen Euro kosten sollen. Doch es kam anders. Im Frühling 2013 wurde krebserregendes Asbest im Anstrich des Stahltragwerkes gefunden, die Kostenschätzung wurde angehoben. Auch die Ergebnisse von Probeuntersuchungen zeigten, dass die Sanierung teurer wird als geplant - mehr dazu in Praterbrücke: Massiver Kostenanstieg.

Praterbrücke: Eine der ersten veröffentlichten Zahlen zu den Sanierungskosten

ORF/Hubert Kickinger

Vor Beginn der Bauarbeiten war die Rede von 22,7 Millionen Euro

Die von der ASFINAG daraufhin budgetierten 33 Millionen Euro konnten aber nicht eingehalten werden, der Autobahnbetreiber veranschlagte für die Sanierung schließlich 47 Millionen. Doch die Sanierung wird nun noch teurer, bestätigt ASFINAG-Geschäftsführer Gernot Brandtner gegenüber „Wien heute“.

„In erster Linie zusätzliche Stahlbauleistungen“

„Wir erwarten aus heutiger Sicht 51 Millionen Euro Gesamtprojektkosten“, sagt Brandtner. Als Grund nennt er „in erster Linie zusätzliche Stahlbauleistungen. Das hat sich eben erst gezeigt, wie wir auf der Brücke saniert haben.“ Die Stahlplatte unter der Fahrbahn musste verstärkt werden, im Tragwerk selbst seien „fast keine zusätzlichen Leistungen“ erforderlich gewesen.

Praterbrücke

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Die Kosten für die Praterbrückensanierung steigen weiter

TV-Hinweis:

„Wien heute“, 7. Februar 2017, 19.00 Uhr, ORF2.

Aufgrund der Mehrkosten war es zum Streit zwischen der insolventen oberösterreichischen Baufirma GLS und der ASFINAG gekommen. Doch die Firma wird die derzeit ruhenden Arbeiten an der Praterbrücke wieder aufnehmen. Auf welchen Betrag man sich geeinigt hat, wird nicht bekanntgegeben, aber die GLS sei „deutlich nach unten gegangen“, hieß es beim Autobahnbetreiber.

Nach der erfolgten Einigung werden die Arbeiten Ende Februar wieder aufgenommen. Die Erneuerung der Praterbrücke an der Wiener Südosttangente (A23) bleibt damit laut ASFINAG im Zeitplan. „Die Sanierung wird dann Ende August komplett abgeschlossen sein“, sagt Brandtner.

„Auch nicht so viel Erfahrung wie bei Betonbrücken“

Die ASFINAG will jedenfalls die „Lehren aus der Sanierung ziehen“. Aber reine Stahlbrücken wie die Praterbrücke seien selten. „Die ASFINAG hat in Summe 5.500 Brücken in ganz Österreich in ihrer Erhaltung, und nur circa zehn Brücken davon sind reine Stahlbrücken. Wir sanieren nur relativ selten Stahlbrücken im Vergleich zu Betonbrücken und konnten in den letzten Jahren auch nicht so viel Erfahrung wie bei Betonbrücken sammeln“, so Brandtner.

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Im August soll die Sanierung abgeschlossen sein

Fehler bei der Vorbereitung der Sanierung will die ASFINAG keine gemacht haben. „Grundsätzlich ist es bei Sanierungen generell so, dass man die Voruntersuchungen selten so tief macht, dass man wirklich alle Leistungen im Vorfeld erkennt“, sagte Brandtner.

Kammer kritisierte Vorgehen

Kritik am Vorgehen der ASFINAG hatte es bereits nach dem Asbestfund im Jahr 2014 aus der Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten für Wien, Niederösterreich und das Burgenland gegeben. Denn dass sich der krebserregende Stoff in der Brücke befindet, hätte bekannt sein können, schließlich wurde die Brücke zwischen 1967 und 1970 gebaut - einer Zeit, in der Asbest am Bau gang und gäbe war, kritisierten Experten.

Hubert Kickinger, wien.ORF.at

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