Zu teuer: Seltene Aufzüge zersägt

Zwei der letzten Paternoster in Wien sollen in den nächsten Wochen entfernt und zersägt werden. Die Betreiber sprechen von zu hohen Strom- und Wartungskosten. Die seltenen Aufzüge sind in Wien vom Aussterben bedroht.

In Wien gehören sie zu den letzten ihrer Art: die beiden Paternoster im Bundesrechenzentrum (BRZ). Nun werden die Aufzüge durch moderne Fahrstühle ersetzt. Zuerst soll das grüne, dann das orangefarbene Modell abgebaut werden: „Die Kabinen werden im Keller entfernt und zersägt“, sagt Daniela Feuersinger, Kommunikationsleiterin des BRZ.

Die Paternoster im Bundesrechenzentrum haben nach 44 Jahren ausgedient

Daniela Feuersinger

Die Paternoster im Bundesrechenzentrum haben nach 44 Jahren ausgedient

„Zu hoher Stromverbrauch“

Ein Paternoster besteht aus türlosen Kabinen, die ständig in Bewegung sind. Die Kabinen sind an zwei Ketten befestigt und bewegen sich in einem Kreislauf bergauf und bergab. Wer zusteigen will, muss rechtzeitig in die Kabine hüpfen. Die Paternoster im BRZ wurden 1972 gebaut und sind seit 1973 in Betrieb. Sie sind an Werktagen von 6.00 bis 18.00 Uhr im Einsatz. Pro Sekunde legen sie 0,25 Meter zurück.

TV-Hinweis

„Wien heute“, 27.3.2017, 19.00 Uhr, ORF2 und danach online unter tvthek.ORF.at

Die Transportgeschwindigkeit soll aber nicht dafür verantwortlich sein, dass die Kabinen nun zersägt werden: „Der Hauptgrund, warum die Paternoster abgebaut werden, ist ihr hoher Stromverbrauch“, erklärt Feuersinger. Der monatliche Stromverbrauch eines Paternosters liege bei 750 Kilowattstunden (kWh). Er verbraucht damit etwa doppelt so viel Strom, wie ein Haushalt mit vier Personen.

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Vom Aussterben bedroht

Noch acht Paternoster sind in Wien in Betrieb. Die Aufzüge im Bundesrechenzentrum sind nur für Mitarbeiter zugänglich.

Eine Kabine soll im Museum landen

Auch die Prüf- und Wartungskosten seien höher als bei normalen Aufzügen, erklärt Feuersinger. Die Paternoster im BRZ sind nicht öffentlich zugänglich, sondern werden nur von Mitarbeitern verwendet. In Wien gibt es, neben den Modellen im BRZ, nur noch sechs Paternoster, die in Betrieb sind. Zu ihnen gehört auch der angeblich älteste Paternoster der Welt. Der dreht seit über 100 Jahren im Haus der Industrie seine Runden - mehr dazu in Ältester Paternoster fährt wie geschmiert.

Geht es nach dem BRZ, sollen aber nicht alle Kabinen im Müll landen: „Aktuell gibt es Gespräche mit dem Technischen Museum Wien über die Nutzung einer orangen Kabine für eine Ausstellung. Wir sind da laufend in Kontakt“, berichtet Feuersinger. Die Paternoster im BRZ stehen nicht unter Denkmalschutz.

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