Zahl der Privatkonkurse sinkt

In Wien ist die Zahl der Privatkonkurse im ersten Halbjahr stark gesunken. Offenbar warten viele Betroffene auf das neue Privatkonkursrecht im Herbst. Die Schuldnerberatung rät aber, schon jetzt mit Anträgen zu beginnen.

Wer sich an die Wiener Schuldnerberatung wendet, steht im Schnitt mit 40.000 Euro in der Kreide. Ab November kann man im Idealfall in fünf Jahren ohne etwas zurückzuzahlen schuldenfrei werden. Dann dürfte die Zahl der Privatkonkurse wieder steigen, sagte Alexander Maly von der Wiener Schuldnerberatung gegenüber Radio Wien.

Er fürchtet, „dass die Wartezeiten bei den Gerichten eventuell länger werden könnten. Daher raten wir den Menschen, den Privatkonkurs schon jetzt zu beginnen. Gläubigern ist zu raten, ab sofort noch sorgfältiger zu prüfen, mit wem sie Geschäfte machen und ihre Leistungen besser abzusichern.“

Rückgang um ein Fünftel

1.427 Anträge auf Privatkonkurse hat der Gläubigerschutzverband Creditreform im ersten Halbjahr in Wien gezählt - ein Fünftel weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahre. Den neuen Privatkonkurs lehnt Gerhard Weinhofer von Creditreform ab: „Jetzt gibt es einfach keine Waffengleichheit mehr. Der Schuldner kann seine Schulden loswerden, ohne einen Cent zurückzuzahlen.“ Weinhofer rechnet damit, daß viele das Risiko auf die Kunden abwälzen und die Preise erhöhen, vor allem im Online-Handel.

Der Statistik der Gläubigerschutzverbände AKV zufolge sind die eröffneten Privatinsolvenzen in Österreich im ersten Halbjahr 2017 verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um mehr als 28 Prozent auf knapp mehr als 3.000 gesunken. Bei den Firmen wurden von 1.394 Gesamtinsolvenzen nicht protokollierter Einzelunternehmen 742 abgewiesen, nachdem es im ersten Halbjahr 2016 lediglich zu 570 Abweisungen gekommen war.

Die größte Insolvenz nach Verbindlichkeiten war laut Creditreform im ersten Halbjahr jene der oberösterreichischen FS Agrartech GmbH mit Passiva in Höhe von 68,4 Mio. Euro. Nach Arbeitnehmern war es die Wiener Troges Gesellschaft für Trocknungs- und Wärmetechnik m.b.H mit 119 Mitarbeitern.

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