Ludwig: „Gewählt, um Probleme zu lösen“

Seit Jahren taucht der Name Michael Ludwig auf, wenn es um die Nachfolge von Bürgermeister Michael Häupl geht. Jetzt tritt er tatsächlich gegen Andreas Schieder an. Seine Positionen zu Wien-Themen hat Ludwig im ORF-Radio dargelegt.

Auf den neuen Wiener Bürgermeister warten zahlreiche Herausforderungen in den verschiedensten Bereichen. Es geht um Integration, Zuwanderung, Arbeitslosigkeit, das Krankenhaus Nord, die Schulden der Stadt, Kriminalität, Kindergärten und anderes mehr. Wolfgang Werth befragte den aktuellen Wohnbaustadtrat der Stadt Wien, Michael Ludwig, zu seinen Standpunkten bei diesen Themen.

Bürgermeister Michael Häupl und Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (beide SPÖ)

ORF

Stadtrat Michael Ludwig (l.) und Bürgermeister Michael Häupl

„Gewählt, um Probleme zu lösen“

Angesichts der Tatsache, dass die Hälfte der Wiener Schulkindern Deutsch nicht als Umgangssprache benützt, sieht Ludwig Handlungsbedarf: „Es muss sicher mehr sein, weil mehr Menschen aus anderen Kulturkreisen zu uns kommen. Sprachvermittlung dient nicht nur dazu, die Umgangssprache zu erlernen, sondern auch unsere demokratiepolitischen Überlegungen.“

Die Wiener Bevölkerung wächst. Gleichzeitig stehen in Spitälern Betten am Gang. Auf die Frage, wie er als Bürgermeister Probleme einer ständig wachsenden Stadt angehen würde, antwortete Ludwig, er sehe immer die Herausforderungen, die mit einer Aufgabe verbunden sind. Er habe immer versucht, in Wien entsprechende Lösungen umzusetzen: „Es muss klar sein, dass wir gewählt werden, um Probleme zu lösen.“

Integration, Studentin mit Kopftuch in Hörsaal

ORF/Roland Winkler

Ganz allgemein zur Integration meinte Ludwig, dass diese nur funktionieren könne, wenn auch die ursprüngliche Bevölkerung groß genug sei, um neue Zuwanderer entsprechend zu integrieren. Es sei eine Frage, wie sinnvoll man sie integriere und aus welchen Ländern und Kulturkreisen die Menschen kommen. Ludwig verwies in diesem Zusammenhang auf den Wienbonus bei geförderten Wohnungen. Der schließe niemanden aus, sichere aber auch, dass schon länger in Wien lebende Menschen einen Vorteil haben.

Schulden in stabiler Wirtschaftslage abbauen

Als Mittel gegen die Arbeitslosigkeit sieht Ludwig es als notwendig an, sich mit bestimmten Zielgruppen besser zu beschäftigen, zum Beispiel mit den über 50 Jahre alten Wienerinnen und Wienern. Hier müssen laut Ludwig Programme angeboten werden, um Unternehmen zu unterstützen, gut qualifizierte Menschen in den Arbeitsprozess zu integrieren.

Schon jahrelang Thema in Wien ist das Krankenhaus Nord. Steigende Kosten, kein Fertigstellungstermin, etwa 8.000 bekannte Baumängel: Ludwig will das Projekt zu einem sinnvollen Ende bringen. Er kenne die Rahmenbedingungen zu wenig, das Projekt müsse man bewerten, wenn es abgeschlossen ist.

Factbox KH Nord

APA / Martin Hirsch

Beim Thema Finanzen sieht Ludwig durchaus Bereiche, wo zusätzliche Investitionen nötig wären, etwa bei der Bildung, und Bereiche, wo für ihn Kürzungen vorstellbar wären wie etwa bei Förderungen. Grundsätzlich müsse beachtet werden, wofür Geld ausgegeben werde, so Ludwig. Infrastrukturelle Leistungen für die Bevölkerung würden Zukunftswerte schaffen. Ludwig sagte, er gehe von einer stabilen Wirtschaftsentwicklung aus. Damit verbunden sei die Möglichkeit, Schulden abzubauen.

Ludwig schließt Koalition mit FPÖ in Wien aus

Politisch betrachtet geht Ludwig davon aus, dass in Wien die Koalition mit den Grünen bis 2020 hält. Für ihn als pakttreuer Mensch sei das klar, sofern sich nicht wichtige Punkte im Koalitionsvertrag ändern. Eine Koalition mit der FPÖ in Wien schloss Ludwig aus - jetzt und auch nach 2020. Beide Parteien seien in vielen Inhalten weit auseinander.

Michael Ludwig zu einer Koalition SPÖ-FPÖ:

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Als „Bollwerk“ gegen eine Koalition von ÖVP und FPÖ auf Bundesebene sehe er Wien nicht. Wien könne aber sicher zeigen, dass wir ein Gegenmodell sind zu einer sehr konservativ rechts orientierten Bundespolitik. Ich glaube aber, dass es trotzderm notwenig sein wird, eine Gesprächsbasis zu haben.

Historiker und Pädagoge

Vor seinem Stadtratsamt setzte Ludwig seine Schwerpunkte vorrangig im Kulturbereich. Seine politische Laufbahn begann vergleichsweise spät. 1991 wurde er zum Landesbildungssekretär der SPÖ ernannt, 1994 zum Bezirksrat in Floridsdorf gewählt. 1996 zog er in den Bundesrat ein, wo er drei Jahre blieb. Im Gemeinderat übernahm Ludwig den Posten des stellvertretenden Vorsitzenden des Kulturausschusses.

Michael Ludwig

ORF

Michael Ludwig

Der studierte Politologe und Historiker ist Vorsitzender des Verbandes Wiener Volksbildung. Ludwig war als Kurs- und Projektleiter in der Erwachsenenbildung tätig, bevor er 1986 zum pädagogischen Leiter einer Volkshochschule avancierte. Daneben war er von 1991 bis 2007 Landesstellenleiter in der politischen Akademie der SPÖ, dem Dr. Karl-Renner-Institut.

Links: