„MeToo“: Mehr Anfragen in Kinderschutzzentrum

Durch die „MeeToo“-Bewegung und die Missbrauchsvorwürfe im Sport verzeichnet die Kinderschutzorganisation „möwe“ derzeit deutlich mehr Anfragen. Am Montag präsentierte sie eine neue Kampagne gegen Gewalt an Kindern.

In der letzten Zeit habe sich viel bewegt, berichtete die Leiterin des „möwe“-Kinderschutzzentrums, Annelies Strolz. Vor allem Sportvereine und Schulen zeigten nun stärkeres Interesse an Prävention und Beratung bei Gewalt und Missbrauch. „Die Anfragen sind deutlich mehr geworden“, so Strolz.

Im Zuge der neuen Informations- und Werbekampagne gegen Gewalt an Kindern und Jugendlichen werden Plakate, Inserate und Videos veröffentlicht. Diese sollen aufklären und bei der Prävention helfen. Start ist noch im Dezember, vier verschiedene Sujets soll es bis Jänner geben.

Plakatsujet

möwe

Vier verschiedene Sujets gibt es

Im Schnitt ein bis zwei Betroffene pro Klasse

In jeder österreichischen Schulklasse sitzen nach Schätzungen der Kinderschutzorganisation ein bis zwei Kinder, die selbst Missbrauchserfahrungen gemacht haben. Bei einer im Jahr 2016 von der „möwe“ durchgeführten Studie gaben 24 Prozent der Befragten außerdem an, zumindest „ab und zu eine Tracht Prügel“ erhalten zu haben. 15 Prozent seien „häufig bis selten“ mit einem Gegenstand geschlagen worden.

„Zwölf Prozent der befragten Österreicher, die schon einmal den Verdacht hatten, dass ein Kind in ihrer Umgebung Gewalt erfährt, gaben an, nicht reagiert zu haben“, hielt Hedwig Wölfl, Geschäftsführerin der „möwe“, fest. In neun von zehn Fällen stammt der Täter aus der Familie bzw. dem sozialen Nahbereich des Opfers.

Kinder fühlen sich oft schuldig

„Trotz eines steigenden Bewusstseins für das Thema haben wir gemerkt, es braucht immer noch Aufklärung“, beschrieb Wölfl die Entstehung der Kampagne. Häufig fühlen sich die Kinder auch noch schuldig an dem, was ihnen angetan wurde, sagte Wölfl.

Plakatsujet

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Die weiße Fläche soll die Leere symbolisieren, die Betroffene spüren

Die Motive seien „bewusst nüchtern und nicht reißerisch“ gehalten, erklärte Wölfl. So soll etwa die große weiße Fläche die Leere symbolisieren, die in Kindern durch Gewalt und Missbrauch entstünden. Die Kampagne will ein Aufruf sein, „hinzusehen, über das Thema zu reden und Verantwortung für die Kinder zu übernehmen“. Zudem werden unter anderem Informationen zu den verschiedenen Formen von Gewalt, den Auswirkungen auf betroffene Kinder und Jugendliche, Täterstrategien und Fragen zu Meldepflichten bei Verdacht geboten.

Kein Rückgang bei sexualisierter Gewalt

Obwohl in den vergangenen Jahrzehnten durch das Gewaltschutzgesetz, stärkere Opferschutzmaßnahmen und die Verankerung der Kinderrechte in der Verfassung zumindest die physische Gewalt abgenommen habe, seien die Fälle von sexualisierter Gewalt nach Angaben der Kinderschutzorganisation mit etwa zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen (bis 18 Jahre) gleich geblieben. Psychische Gewalt und auch neue Gewaltformen, etwa im Internet, seien heute große Probleme. Ein Anstieg der Fallzahlen wurde zudem bei Übergriffen durch ältere Jugendliche verzeichnet.

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