Ex-Diplomat unter Missbrauchsverdacht

Ein ehemaliger hochrangiger Diplomat soll eine Vierjährige missbraucht haben. Der Mann sitzt in U-Haft und bestreitet die Vorwürfe. Diese sollen aber der Grund dafür sein, dass eine 37-Jährige ihren Sohn tötete und Suizid begehen wollte.

Vor knapp einer Woche soll die Frau im Donauspital ihren acht Monate alten Buben erstickt haben. Eine Spitalsmitarbeiterin entdeckte, dass der Bub tot war, worauf der Vater verständigt wurde. Die 37-Jährige wurde unmittelbar danach noch im Nahbereich des Krankenhauses gefunden. Sie hatte versucht, sich das Leben zu nehmen - mehr dazu in Mutter soll Baby erstickt haben.

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„Wien heute“, 19.00 Uhr, ORF2

Hintergrund für die Verzweiflungstaten soll sein, dass der Großvater die vierjährige Tochter der Frau während der Weihnachtsfeiertage missbraucht haben soll - angeblich soll dies fünf Mal geschehen sein. Die Frau alarmierte die Behörden. Sie und ihre beiden Kinder wurden zum Schutz ins Donauspital gebracht, berichtete die „Kronen Zeitung“. Das Spital gibt keine Auskünfte über den Fall.

Verdächtiger „fassungslos“

Der Großvater steht unter dem dringenden Tatverdacht des sexuellen Missbrauchs. Er wurde am Wochenende festgenommen, bestätigte die Staatsanwaltschaft den Bericht der „Kronen Zeitung“. Sprecherin Nina Bussek wollte aber keine weitere Details aufgrund laufender Ermittlungen bekannt geben. Die Übergriffe sollen nach Angaben des Anwalts des Verdächtigen, Rudolf Mayer, bei einem Familienbesuch zu Weihnachten in der Wohnung des Pensionisten in Niederösterreich stattgefunden haben.

Der Ex-Diplomat bestreitet die Vorwürfe. Am Montag kam er in Untersuchungshaft, bestätigte Gerichtssprecherin Christina Salzborn. Der Verdächtige habe sich bei der Haftverhandlung am Montag „fassungslos“ ob der Aussagen des Kindes gezeigt, so Mayer. Der unbescholtene Pensionist verstehe nicht, dass die Vierjährige diese Anschuldigungen gemacht habe, so Mayer. Es sei nie etwas dergleichen vorgefallen. „Zur Festnahme reichten die Aussagen des Kindes, auch ohne Sachbeweis“, sagte der Anwalt.

Auch Mutter in Untersuchungshaft

Laut dem Anwalt soll die Mutter auch versucht haben, ihrer Tochter etwas anzutun. Dafür gibt es aber keine Bestätigung. Die Obduktion des Buben ergab, dass das Kind erstickt wurde. Daraufhin wurde über die Mutter Untersuchungshaft verhängt und die Frau in eine geschlossene psychiatrische Abteilung eingeliefert.

„Man darf nicht wegschauen“

Warum die Frau ihren - unbeteiligten - Sohn getötet hat, kann auch Rosa Logar von der Interventionsstelle gegen Gewalt nicht beantworten. Sie sagte aber im „Wien heute“- Interview, die Scham über das Bekanntwerden von sexuellen Missbrauch in der eigenen Familie könne so groß werden, dass die Welt einstürzt. Man komme in eine Situation, in der man etwas macht, was man nie vor hatte. Es gebe keine andere Möglichkeit, als aus dieser Welt zu gehen.

Logar sagte, dass die Staatsanwaltschaft in der Regel nur dann Untersuchungshaft bei solchen Delikten verhänge, wenn sie genügend Anhaltspunkte, „sehr erhärtete Fakten“ dafür hat, die auf so eine Gewalttat hinweisen. Missbrauch in Familien werde oft als normales elterliches Verhalten dargestellt, Kinder würden oft schon von klein auf missbraucht. Um das nicht aufkommen zu lassen, werde oft sehr viel Gewalt eingesetzt. Das könnte auch in diesem Fall passiert sein, denn die Mutter sei offenbar sehr alleine gewesen, habe keinen Ausweg mehr gewusst.

Es sei bekannt, welche Macht sexueller Missbrauch habe. Schlimm sei, dass Anzeichen dafür in der heutigen Gesellschaft oft nicht erkannt würden. Zudem würden Täter sogar die Institutionen verunsichern. All das führe dazu, dass Missbrauchsfälle in der Familie oft nicht verfolgt und geahndet werden, dass Kinder jahrelang missbraucht werden, so Logar: „Wir haben viele historische Fälle, wo Kinder als Erwachsene eine Anzeige machen.“ Wichtig wäre es, schon die ersten Anzeichen ernst zu nehmen: „Man darf nicht wegschauen.“

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