Neue U-Bahn mit „Panoramafenster“

Die Stadt und die Wiener Linien haben am Donnerstag die neuen U-Bahn-Züge präsentiert. Die X-Wagen bieten durch eine transparente Trennwand zur Fahrerin den Passagierinnen eine neue Perspektive auf die Strecke.

Der erste X-Wagen soll bereits Mitte 2020 im Wiener U-Bahn-Netz unterwegs sein. Er kann sowohl mit Fahrpersonal als auch vollautomatisch eingesetzt werden. Bereits vor Inbetriebnahme der vollautomatischen U5 2024 wird er auf den Linien U1 bis U4 zum Einsatz kommen. Bis 2030 werden alle 34 Züge ausgeliefert und ersetzen schrittweise die „Silberpfeile“, die bereits seit den 70er Jahren unterwegs sind.

Das Design des 111 Meter langen X-Wagens ist an jenes des ebenfalls von Siemens gebauten V-Wagens angelehnt. Gebaut wird der sechsteilige X-Wagen ab Anfang 2019 bei Siemens in Simmering. Die neuen Züge werden 928 statt bisher 882 Fahrgäste aufnehmen können. Das liegt auch daran, dass die Stehplätze mehr und die Sitzplätze weniger werden.

Blaue Sitze für Menschen, die sie brauchen

Das - wie beim V-Wagen durchgehend begehbare - Innere wird hingegen offener gestaltet. Vorgesehen sind etwa großzügigere Einstiegsbereiche, was das Ein- und Aussteigen beschleunigen soll. Auch die Sitze sind neu angeordnet und damit auch geringfügig reduziert. Im X-Wagen wird es eine Kombination der gewohnten Quersitze mit Längs- und Klappsitzen geben. Gleichzeitig wird der Platz für Rollstühle und Kinderwagen vergrößert.

Manche Sitze sind zudem nicht rot, sondern blau gefärbt. Damit werden sie als Plätze für Personen ausgewiesen, die einen Sitz besonders brauchen - also etwa Ältere, Schwangere und gehbeeinträchtigte Menschen. Die Fahrgastinformation wird vor allem digital erfolgen. Bildschirme über den Türen werden künftig nächstgelegene Aufgänge und Abfahrtszeiten von Anschlussverbindungen anzeigen.

Fahrerinnenstand kann auch demontiert werden

Unklarheit herrschte zuletzt über ein vor allem den „Öffi“- und Eisenbahnfans wichtiges Feature: über die Aussicht. Denn in anderen vollautomatischen U-Bahn-Zügen, also etwa in London und Paris, ist der direkte Blick nach vorne möglich. Da die Wiener Züge aber nicht nur fahrerinnenlos auf der neuen U5 eingesetzt werden, sondern auch auf den anderen Linien mit Fahrerinnen betrieben werden sollen, ist sehr wohl ein Cockpit vorgesehen.

Allerdings ist dieses durch eine Glasscheibe vom Fahrgastraum getrennt. Damit ist der Blick vorne hinaus möglich, wie der Geschäftsführer der Wiener Linien, Günter Steinbauer, erläuterte. Sollte später ein Zug ausschließlich automatisch fahren, kann der Fahrerinnenstand auch demontiert werden.

Auftragsvolumen beträgt 550 Millionen

Ab 2020 sollen die ersten Fahrzeuge im Untergrund zu sehen sein, vorerst noch im „normalen“ Netz außer auf der U6. Nach Fertigstellung der U5 im Jahr 2024 folgt dann der fahrerinnenlose Betrieb. Die neuen Stationen werden dafür eigens ausgestattet: Glaswände und Schiebetüren werden den Bahnsteig vom Gleisbereich trennen. Ein Personalabbau, so wurde einmal mehr versichert, ist nach Aufnahme des automatischen Betriebs nicht geplant.

Bis zu 45 der neuen Züge könnten in den kommenden Jahren bestellt werden, erläuterte die zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) die Vereinbarung. Konkret werden bis 2030 insgesamt 34 Züge ausgeliefert. Zudem gibt es noch eine Option auf elf weitere Exemplare. Das Auftragsvolumen beträgt 550 Millionen Euro, wobei auch die Instandhaltung Teil des Vertrags ist. „Der Auftrag ist von enormer Wichtigkeit für den Standort“, sagte der Chef von Siemens Österreich, Wolfgang Hesoun. Der Auftrag sichere in Wien 200 Arbeitsplätze - und beschäftige auch zahlreiche Zulieferbetriebe.

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* Anlässlich des Weltfrauentags hat sich wien.ORF.at entschlossen, auf unserer Nachrichtenseite ein sprachliches Experiment durchzuführen. Wir werden heute die Berichte und Meldungen in weiblicher Form publizieren. Es geht nicht um klassisches Gendern, sondern darum, etwa Mehrzahlwörter, die Frauen einschließen, rein weiblich zu bilden. Das heißt: Bei der Formulierung „die Bürgerinnen“ werden Männer an diesem Tag eingeschlossen sein.