Kritik an Securitys in Psychiatrie

Schwere Vorwürfe erheben Patientenvertreter gegen den Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV). Demnach würde das in der Psychiatrie beschäftigte private Securitypersonal auch Arbeiten erledigen, für die es nicht qualifiziert ist.

Securitys, die Fixierungen bei Patienten vornehmen oder Druck bei der Medikamenteneinnahme ausüben: „Wir wissen von solchen Fällen, das ist ein rechtlich inakzeptables Vorgehen“, sagt Bernhard Rappert, Bereichsleiter der Patientenanwaltschaft Wien bei VertretungsNetz. Die Anwaltschaft muss bei einer zwangsweisen Einweisung auf die Psychiatrie nach dem Unterbringungsgesetz verständigt werden und nimmt dann Kontakt mit dem Patienten und auch dem Personal auf.

„Unkontrollierter Wildwuchs an Situationen“

„Der KAV hat die privaten Securitys vor circa zehn Jahren auch auf der Psychiatrie etabliert, und heute haben wir da einen unkontrollierten Wildwuchs an Situationen, wo Securitys bei Menschen herangezogen werden, die sich gerade in einer emotionalen Krise befinden“, sagt Rappert.

Die Patientenanwaltschaft hat in den vergangenen Jahren mehrere höchstgerichtliche Entscheidungen gegen die privaten Securitys erwirkt. „Alle überprüften Fälle wurden von den Gerichten für rechtswidrig erklärt“, sagt Rappert. So wie etwa der Fall, als ein 16-jähriges Mädchen mit Missbrauchserfahrungen in einer akuten Krise auf der Erwachsenenpsychiatrie von zwei in schwarz gekleideten Securitys festgehalten und von Pflegepersonal bis auf die Unterwäsche ausgezogen worden war.

Trotz der Erfolge vor Gericht würden ähnliche Vorfälle täglich in den psychiatrischen Abteilungen von Wiener Spitälern passieren, kritisiert Rappert. Private Securitys gebe es österreichweit nur in Innsbruck und Wien. „Alle anderen Psychiatrien kommen ohne Securitymitarbeiter aus. Kurzfristig erspart sich der KAV natürlich Geld, wenn er Securitymitarbeiter statt ausgebildete Pflegekräfte beschäftigt“, so Rappert. Gespräche mit dem KAV hätten bisher keine Ergebnisse gebracht.

KAV: „Geht nicht um Einschüchterung“

Vom Wiener Krankenanstaltenverbund heißt es, dass Sicherheitsmitarbeiter ausschließlich in prekären Situationen hinzugezogen würden. Sie „greifen nur auf Anordnung des medizinischen Personals in Notwehr- bzw. Nothilfesituationen ein“.

Dabei gehe es nicht um Einschüchterung, sondern nur um Deeskalation. „Damit soll verhindert werden, dass sich der Patient selbst oder andere verletzt“, heißt es einer Stellungnahme des KAV. Zudem seien die Sicherheitsmitarbeiter „speziell für den Umgang mit Patienten geschult“.

Links: