Atomreaktor hat noch lange Laufzeit

Es ist der einzige Atomreaktor Österreichs. Die Anlage befindet sich neben Kleingartenhäusern beim Prater. Betrieben wird er vom Atominstitut der Technischen Universität. Die Brennstäbe können laut Vertrag bis 2025 genutzt werden.

Der „TRIGA Mark II Reaktor“ hat eine Leistung von 250 Kilowatt. Das entspricht etwa jener eines Sportwagens. „Ungefähr das 12.000-fache sind Energiekraftwerke zur Energieproduktion stärker in der Leistung als dieser Reaktor zu Forschungszwecken“, erklärt Reaktor-Betriebsleiter Mario Villa gegenüber „Wien heute“.

25 bis 30 Studierende und Wissenschafter nutzen den Reaktor zur Ausbildung und Forschung. In Betrieb ist er im Jahr an rund 200 Tagen immer von 8.00 bis 16.00 Uhr. Baubeginn für den Reaktor war 1959. Eröffnet wurde die Anlage dann im März 1962.

Reaktor „ist deppensicher“

„Im Rahmen von Projektarbeiten ist der Reaktor quasi ein Mikroskop in die Quantenphysik. Was hier geforscht wird kann in den nächsten zehn bis 15 Jahren eine industrielle Nutzung finden, und kann etwa in Technologien wie Datenverarbeitung und Datensicherheit genutzt werden“, so Villa.

Gefährliche Momente für die Gesundheit habe es in den 56 Betriebsjahren noch nicht gegeben, sagt Reaktor-Operator Ernst Klapfer. „Weil der Reaktor praktisch deppensicher ist. Man muss nur bei den Proben aufpassen“. Durch den Einsatz eines bestimmten Brennstofftyps könne der Reaktor nicht überhitzen. „Bei einem Temperaturanstieg hat der Reaktor eine Bremse und regelt die Kettenreaktion von selbst ab. Dadurch ist er auch im Stadtgebiet ohne Probleme zu betreiben“, ergänzt Villa.

Wiens Atomreaktor hat noch lange Laufzeit

Österreichs einziger Atomreaktor steht im Prater direkt neben Kleingartenhäusern. Betrieben wird er vom Atominstitut der TU.

2012 wurde die Anlage um fünf Millionen Euro generalsaniert. Es wurden auch neue Brennstäbe aus den USA angekauft, diese kosteten ebenfalls fünf Millionen Euro. Die Brennstäbe sollen aus derzeitiger Sicht bis 2025 genutzt werden. „Wir haben Verträge mit dem amerikanischen Departement of Energy, dass nach der Nutzungsdauer dieses Reaktors auch die abgebrannten Brennstäbe nach Idaho Falls zurückgeschickt werden“, so Villa. Die Kosten - inklusive Transport betragen dann „noch mehrere Millionen Euro“.

Kühlwasser wird in Donaukanal geleitet

Gekühlt wird der Reaktor mit Grundwasser aus zwei Brunnen. Danach wird das Wasser in den angrenzenden Donaukanal geleitet. Es sind rund 16.500 Liter pro Stunde, die Temperatur beträgt rund 25 Grad Celsius. Kontrolliert wird die Anlage einmal pro Jahr von Mitarbeitern des Wissenschaftsministeriums und auch Safeguards der IAEA prüfen jährlich, ob der Reaktor nur zu zivilen Zwecken genutzt wird.

Interesse an dem Forschungsreaktor gibt es derzeit aus England. „In Summe sind zwölf Studierende aus England vor Ort, die den Reaktor nutzen, um praktische Erfahrungen zu bekommen. Der Hauptgrund ist, dass England wieder plant in die Kernenergie einzusteigen, und keinen Reaktor wie unseren hat“, sagt Villa.

Besucherzahlen stark zurückgegangen

Aber auch Laien können den Reaktor besichtigen. Im vergangenen Jahr sind rund 1.000 Besucherinnen und Besucher - hauptsächlich Schulklassen - durch die Reaktorhalle geführt worden. Die Zahl ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Vor sechs Jahren waren es noch 4.500 Besucher.

„Die Führungen werden von Kolleginnen und Kollegen am Atominstitut durchgeführt. Das heißt, der Aufwand, neben Forschung und Lehre auch noch Öffentlichkeitsarbeit zu machen, ist gestiegen. Das ist eine Zeitfrage, deswegen mussten wir das zurückfahren“, sagte TU-Sprecherin Bettina Kunnert. Konkrete Pläne, um wieder mehr Besucherinnen und Besucher durch die Anlage zu führen gebe es derzeit nicht, aber man arbeite daran.

Ein Abbau der Anlage ist übrigens nach der endgültigen Abschaltung nicht sofort möglich. Wegen der Strahlung kann der Reaktor erst zehn Jahre nach dem Abschalten abgebaut werden. Die Anlage am Rand des Praters bleibt damit Wien noch einige Zeit erhalten.

Hubert Kickinger, wien.ORF.at

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