Hooligans: Polizistin brach sich Schienbein

Rund um das Spiel zwischen Rapid und Slovan Bratislava ist es am Donnerstag zu mehreren Zwischenfällen gekommen. Hooligans randalierten, der Betrieb einer U-Bahn-Linie musste unterbrochen werden. Eine Polizistin brach sich das Schienbein.

„Die Fans setzten zahlreiche Verwaltungsübertretungen und Pyrotechnik-Vergehen“, sagte Polizeisprecher Patrick Maierhofer. Bereits gegen 18.45 Uhr, kurz nachdem sich die Anhänger von Slovan Bratislava in Oberlaa versammelt hatten, um gemeinsam zum Allianz Stadion in Hütteldorf zu fahren, wurde ein Mann festgenommen. Laut Polizei ging es um eine Verwaltungsübertretung wegen aggressiven Verhaltens.

Zwei Polizistinnen verletzt

Im Zuge der weiteren Auseinandersetzungen wurden auch zwei Polizistinnen verletzt. Eine brach sich das Schienbein, die zweite Beamtin bekam offenbar Pfefferspray ab. Augenzeugen berichteten, dass die Slowaken die einschreitende Polizei mit Sprechchören wie „Rassist - Faschist - Hooligan“ bedachten. Mitten unter den Anhängern befand sich demnach ein Vorsänger der führenden Austria-Wien-Fangruppe Fanatics.

Austria-Vorstand Markus Kraetschmer sagte dazu auf APA-Anfrage am Freitagnachmittag: „Uns liegt bis dato noch nichts vor. Aber wenn es Fakten in Form von Bild- oder Videomaterial gibt oder ein Polizeibericht dazu vorliegt, dann werden wir das zum Anlass nehmen, das abzustellen.“

U-Bahn-Linie U4 unterbrochen

Der Betrieb der U-Bahn-Linie U4 musste unterbrochen werden. „Wir mussten den Strom abdrehen, weil die Fans über die Gleise aus der Station von der Polizei nach oben gebracht wurden“, sagte Wiener-Linien-Sprecher Michael Unger gegenüber wien.ORF.at. Der Vorfall ereignete sich in der U4-Station Schönbrunn. Die U4 war deshalb ab 19.45 Uhr für längere Zeit nur zwischen Längenfeldgasse und Spittelau unterwegs.

Hooligans von Polizei eingekesselt

„Wien heute“ hat den Polizeieinsatz mit der Kamera verfolgt. Die Polizei hat auf Durchsagen in slowakischer Sprache gesetzt.

Auch „Bim“-Linien betroffen

Polizeisprecher Maierhofer zufolge rissen slowakische Schlachtenbummler die Tür eines U-Bahn-Zuges heraus. „Außerdem hat es im U-Bahn-Bereich Sachbeschädigungen gegeben. Hier wurden dann auch mutwillig Kabel herausgerissen, sodass die U-Bahn auch technisch nicht mehr weiterfahren konnte.“ Wie viel etwa die Reparatur der kaputten Zugtür bei der U-Bahn kostet, ist laut Wiener Linien noch nicht klar. Sollte der Schuldige ausgeforscht werden, muss er zahlen. Wahrscheinlicher ist aber, dass man auf den Reparaturkosten sitzen bleibt.

Die Polizei versuchte in weiterer Folge, die slowakischen Fans zu Fuß zum Stadion zu lotsen. Doch auch da sorgte der Tross für Ärger. Wegen weiterer „Fanausschreitungen im Bereich Schönbrunn“ mussten von den Wiener Linien einige Straßenbahnen gestoppt werden. Betroffen waren die Linien 10, 49 und 52.

Tankstelle geplündert

Schließlich plünderten die Randalierer auch noch auf der Linzer Straße das Geschäft einer kleinen Tankstelle. Wie Polizeisprecher Maierhofer vorrechnete, wurden Gegenstände im Wert von mehreren hundert Euro gestohlen. Daraufhin reichte es der Polizei. Der Marsch wurde gestoppt und die Beamten kontrollierten die Ausweise von allen Slowaken. Laut Polizeisprecherin Irina Steirer stellten die Beamten die Identität von insgesamt 480 Personen fest. Bisher gab es eine Anzeige nach dem Strafrecht. Es ist aber davon auszugehen, dass diese Zahl deutlich steigen wird.

Das dauerte bis kurz vor Spielende, weshalb die Randalierer auch den 4:0 Sieg von Rapid über „ihren“ Klub Slovan Bratislava verpassten. Die Polizei organisierte schließlich Busse, um die Slowaken zurück nach Oberlaa zu deren Autos zu fahren. Denn die Wiener Linien weigerten sich, die Fans erneut zu befördern. Noch nicht bekannt ist, wie viel der große Polizeieinsatz gekostet hat. Den Großteil werden aber die Steuerzahler übernehmen, denn Rapid muss nur für die Kosten im Stadion aufkommen.

Polizei und Fußballfans bei U4-Station

ORF/Matthias Lang

Fans und Polizei bei der Station Schönbrunn

Fans bereits an Grenze zurückgewiesen

Die Fans hatten sich gegen 16.00 Uhr in der slowakischen Hauptstadt getroffen und waren mit Bussen, Bahn und Privatfahrzeugen nach Wien gefahren, wo sie sich gegen 18.00 Uhr in Oberlaa versammelten. Laut Maierhofer und dem Sprecher der NÖ Polizei, Johann Baumschlager, wurden die 1.000 bis 1.200 Anhänger von Slovan - unter ihnen wurden auch 400 bis 600 gewaltbereite erwartet - von der Einsatzeinheit (EE) Niederösterreich bereits an der Grenze kontrolliert.

Polizei und Fußballfans bei U4-Station

ORF/Matthias Lang

Slowakische Fans in Wien

Dabei wiesen die Beamten zehn Fans zurück und beschlagnahmten mehrere Waffen und Ausrüstungsgegenstände. Darunter waren Schlagringe, Schlagstöcke, Messer und Sturmhauben. Die Polizei hatte bereits im Vorfeld konsequentes Vorgehen angekündigt, nicht zuletzt weil es in der Vergangenheit zu Ausschreitungen von Slovan-Fans in Wien gekommen war.

„Mehrfach Ausschreitungen“ in der Vergangenheit

Die Europa-League-Begegnung wurde als „Hochrisikospiel“ eingestuft. Deshalb galt rund um das Stadion in Hütteldorf eine breite Sicherheitszone. Die Polizei setzte unter anderem ihre Diensthunde und die Spezialeinheit WEGA ein. Insgesamt waren rund 1.000 Beamte im Einsatz.

Auch im Stadion selbst gab es Kontroversielles: Im Rapid-Sektor hing ein Transparent, das je zur Hälfte die Wappen von Slovan Bratislava und Austria Wien zeigte. Dazu war der Text „We hate Homos“ (Wir hassen Homos, Anm.) zu lesen. Dem SK Rapid war das homophobe Banner während des Spiels nicht aufgefallen, auch in der Nachbesprechung habe es nichts dazu gegeben, hieß es auf APA-Anfrage. „Generell sind jegliche diskriminierenden und damit auch homophoben Äußerungen nicht mit dem Leitbild des SK Rapid vereinbar“, hieß es.

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