865 Kinder weniger in Deutschklassen
In diesem Semester gibt es in Wien aktuell 4.966 Kinder in 355 Deutschförderklassen. Nach den Semesterferien wird es schon anders aussehen: 865 Kinder konnten ihre Deutschförderklassen verlassen und in den Regelunterricht zurückkehren. Das sind 15,4 Prozent. Für das Bildungsministerium sind diese ersten Zahlen ein guter Start. Die Kinder seien jetzt gezielter dort, wo sie dem Unterricht auch folgen können, heißt es.
Kleinere Gruppen gewünscht
24 Kinder besuchen etwa die Deutschförderklasse in der Volksschule Pastorstraße in der Großfeldsiedlung. „Die Lerngruppe ist sehr groß mit 24 Kindern. Wenn man das umrechnet, dann sind das bei einer Unterrichtsstunde zwei Minuten pro Kind. Das ist eigentlich sehr wenig“, sagt Lehrerin Sabine Satzinger im „Wien heute“-Interview. Es gibt keine Schülerhöchstgrenzen, kleinere Gruppen oder mehr Lehrpersonal wird daher dringend gewünscht.
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Generell begrüßen die Direktorin und Lehrerin der Volkschule Pastorstraße jede Maßnahmen zur Sprachförderung, trotzdem sehen sie den getrennten Unterricht kritisch. „Das liegt vor allem daran, dass es nur ein Sprachvorbild in einer Deutschförderklasse gibt und das ist der Lehrer oder die Lehrerin“, so Direktorin Josefine Pesendorfer.
Ab April einheitliche Sprachmessungen
Ab April steht den Schulen mit MIKA-D ein einheitliches Sprachen-Mess-Instrument zur Verfügung. „Die Kinder werden zweimal im Jahr gescreent, jeweils am Ende des Semesters. Anhand dieses Ergebnisses wird dann festgestellt, hat sich ein Kind sprachlich verbessert und kann in die nächste höhere Schulstufe aufsteigen“, Josefine Pesendorfer. Das werden, so die Direktorin, auch ein paar Kinder der jetzigen Deutschförderklasse schaffen.
Bilanz: Deutschförderklassen
Die seit Herbst von Bildungsminister Heinz Faßmann, von der ÖVP, eingeführten Deutschförderklassen zeigen Wirkung.
Für den Wiener Stadtschulrat sind die aktuellen Zahlen wenig aussagekräftig, da „zwar die Deutschförderklassen mit diesem Schuljahr gestartet wurden, aber die vorgesehenen Begleitmaßnahmen durch den Bund noch immer nicht vorhanden sind“, heißt es in einer Stellungnahme. Bildungsdirektor Heinrich Himmer unterstreicht das im „Wien heute“-Interview: „Wir wissen, dass leider heuer 120 Lehrerinnen und Lehrer weniger vom Bund zur Verfügung gestellt wurden. Hier gibt es einen großen Bedarf an zusätzlichem Personal.“
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Auch der Lehrplan für die Deutschförderklassen sei erst wenige Tage vor Schulbeginn erlassen worden – für die meisten Schulen viel zu spät, weshalb sie diesen erlaubterweise auch nicht angewandt haben - mehr dazu in Deutschklassen: Kritik an späten Lehrplänen.
Kein Unterschied zu vorheriger Deutschförderung
Auch die grundsätzliche Kritik an den Deutschförderklassen bleibe aufrecht: Man habe gute Erfahrungen mit dem früheren integrativen Modell der Sprachförderung gemacht, bei dem die Kinder in der Klasse verbleiben können. „Im Verhältnis zur Deutschförderung vorher ergibt sich für uns kein ganz neues Bild. Auch vor den Deutschförderklassen hat es in etwa so viele Kinder gegeben, die nach einem Semester Deutsch so gut gekonnt haben, dass sie dem Unterricht folgen konnten“, so Himmer.
Jetzt wolle man sich gemeinsam mit dem Bund noch einmal anschauen, ob man nicht nachjustieren könne. „Sind die Deutschförderklassen wirklich der einzige Weg der soll es vielleicht schulautonom noch andere Möglichkeiten geben“, so Himmer.
Links:
- In 41 Schulen kein Platz für Deutschklassen (wien.ORF.at; 1.8.2018)
- „Schulkooperationsteams“ für Lehrer und Eltern (wien.ORF.at; 15.1.2019