Klimawandel: Grüne kritisieren SPÖ

Die designierte Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) fordert im Kampf gegen den Klimawandel einen „Fünfjahresplan“, um Hitzepole in der Stadt zu entschärfen. Sie kritisiert auch die „unterschiedlichen Signale“ der SPÖ.

„Spätestens seit dem vergangenen Sommer spüren die Wiener, dass die Klimakrise alle betrifft“, sagte Hebein, die Ende Juni auch das Verkehrs- und Stadtplanungsressort von Maria Vassilakou übernimmt, und erinnerte an die vielen Hitzetage des Vorjahres. Dabei gebe es diverse Maßnahmen, die recht rasch umsetzbar wären und mehr Abkühlung für die Hauptstadt brächten.

Grüne Vizebürgermeisterin Birgit Hebein

ORF

„Wir gehen in die Offensive“, kündigte Hebein an

„Bankerl, Bäume, Brunnen“

Hebein schlug etwa vor, einen „Fünfjahresplan“ zu erarbeiten. Nach der Erhebung aller Hitzeinseln soll diesen mit den „drei Bs“ - „Bankerl, Bäume, Brunnen“ - der Garaus gemacht werden. Dahinter steht das Ansinnen, dass kein Stadtbewohner länger als 250 Meter gehen muss, um zu einer „Grünoase“ zu gelangen.

Dass schon jetzt rund die Hälfte der Fläche Wiens Grünraum ist, nannte Hebein zwar „einmalig in Europa“, aber manche Bezirke seien von diesem Wert trotzdem „noch weit entfernt“. Die Stadt müsse neue Parks errichten - etwa auf der Brachfläche beim Verteilerkreis. Das Geld dafür soll aus einem noch zu dotierenden Klimaschutzfonds kommen. Außerdem regte die künftige Ressortchefin an, derzeit nicht zugängliche Erholungsräume wie jenen beim Französischen Kulturinstitut an der Währinger Straße zu öffnen. Reden müsse man auch über Begrünungsmöglichkeiten von Innenhöfen, die vielerorts „Betonwüsten“ seien.

Rückenwind orten die Grünen durch die jüngsten Klimademos, an denen auch in Wien Tausende Schüler teilnahmen. Insofern will Hebein die Jugend bei der Erarbeitung von Maßnahmen mitbestimmen lassen, ohne noch konkretere Details zu nennen - mehr dazu in 10.500 Schüler bei Klimaprotesten.

SPÖ für Grüne zu wenig engagiert

Einigermaßen unzufrieden ist die grüne Spitzenkandidatin allerdings mit dem Regierungspartner SPÖ: „Ich erhalte unterschiedliche Signale.“ Einerseits gebe es Lob und Zustimmung für die Klimademos, anderseits „kommen drei Tage später Jubelmeldungen für die dritte Piste auf dem Flughafen und dafür, dass Wien noch mehr CO2 in die Atmosphäre blasen soll“. Die Roten müssten „in der einen oder anderen Frage“ umkehren, denn „Zündeln und Löschen gemeinsam geht sich nicht aus“.

Auf die Frage, ob ihr die von Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) kürzlich bei der roten Klubtagung angekündigten Schritte wie Fassadenbegrünungen und die Errichtung von Nebelduschen und Wasserflächen an ausgewählten Orten zu wenig seien, meinte Hebein, die Klimakrise sei zu ernst, um sich auf „Einzelmaßnahmen“ zu beschränken. Bei der Gelegenheit richtete sie der SPÖ auch gleich aus, dass es mit ihr keine Erhöhung der 365-Euro-Jahreskarte für die „Öffis“ geben werde.

Kritik an Bundesregierung

Klubchef David Ellensohn konzentrierte sich unterdessen auf die Kritik an der Bundesregierung. Österreich sei im internationalen Klimaschutzindex auf Platz 36 abgerutscht und liege damit etwa hinter Indien, Rumänien und der Slowakei. Die CO2-Emissionen würden hierzulande steigen, obwohl man sich im Zuge des Pariser Klimaabkommens eigentlich verpflichtet habe, bis 2030 eine Reduktion von 36 Prozent (gegenüber 2005, Anm.) zu erreichen.

„Das ist so nicht zu schaffen“, sagte Ellensohn und geißelte die ÖVP-FPÖ_Regierung unter anderem für Tempo 140 auf Autobahnen, die dritte Flughafenpiste und die Streichung von Förderungen für Radwege - mehr dazu in Wirtschaft erfreut über Dritte-Piste-Entscheid.

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