Wieviel Arbeit macht glücklich

Wie viel Arbeit macht tatsächlich glücklich, welche Arbeitsumstände fördern dann die Zufriedenheit und muss Arbeit überhaupt sein- Erklärungen von Kommunikationsexpertin Nana Walzer.

Auf die Frage, wieviel Arbeit macht tatsächlich glücklich, gibt es leider keine konkrete Antwort: Macht uns die Arbeit Spaß und kommen wir zugleich zu genügend Zeit für uns selbst und unsere Lieben, so können es mitunter auch mal 10, 12 Stunden am Stück sein. Macht uns die Arbeit aber wenig Spaß, so sollten es so wenig Stunden wie möglich sein.

Betrachten wir Lottogewinner, so sind die meisten wenige Jahre nach ihrem Gewinn ärmer als zuvor. Obwohl sie eigentlich nicht mehr arbeiten müssten, verprassen sie doch das Geld bis es weg ist. Interessanterweise ist nicht mehr arbeiten müssen für die meisten Menschen sogar ein Albtraum: Nach Familie und Partnerschaft rangiert die Arbeit noch vor Freizeit und gesellschaftlichem Engagement auf der Prioritätenliste der Menschen.

Sendungshinweis:

„Radio Wien am Nachmittag“, 18.1.2018

Nur für 25% der Menschen liegt die Arbeit auf dem letzten Platz. Die Liebe zur Arbeit hängt dabei stark vom Alter ab: Alleinstehende, männliche und ältere Befrage nehmen ihre Arbeit besonders ernst. Frauen, die Teilzeit arbeiten und in einer Partnerschaft leben könnten hingegen öfters auf sie verzichten.

Mitarbeiter an einem Besprechungstisch

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Welche Arbeitsumstände fördern Zufriedenheit

Dazu gibt es viele Untersuchungen – und interessanterweise geht es, wenn es um Arbeitszufriedenheit geht, so gut wie nie ums Geld. Geld (Gehaltserhöhungen oder Boni) ist oft nur die Entschädigung dafür, dass die Arbeit eben keinen Spaß macht. Im Ranking um die Faktoren für Zufriedenheit führt die zwischenmenschliche Komponente: Angenehme und inspirierende Kollegen, Respekt und Wertschätzung von Vorgesetzten, ein gutes Arbeitsklima, zufriedene Kunden, wohlwollende Einkäufer und verlässliche Lieferanten.

Ebenso wichtig ist aber auch ein gewisses Gefühl der Selbstbestimmung, also etwa freie Zeiteinteilung, die Wahl des Arbeitsplatzes oder die persönliche Gestaltung desselben, veränderliche Arbeitsaufgaben (bloß keine Routine), die den eigenen Fähigkeiten entsprechen und Weiterentwicklung erlauben.
Vertrauen statt Kontrolle, Leidenschaft statt Druck und Stress.

Wenn man das Gefühl hat, am richtigen Ort zu sein und das richtige zu tun, etwas Positives beizutragen, dafür gesehen und geschätzt zu werden sowie jeden Tag ein paar Schritte in die richtige Richtung am eigenen Lebensweg zu tun, so ist alles da, was für Zufriedenheit nötig ist. Natürlich sollte man von dieser Arbeit auch leben können – aber wie gesagt für die Zufriedenheit ist dann die Höhe der Summe, die über das gute Überleben hinweg nötig ist, wenig ausschlaggebend als die anderen Faktoren.

Ganz im Gegenteil: Egal wie viel wir verdienen, wenn wir dauernd fremdbestimmt werden, in schlechtem Kontakt mit unserem Umfeld stehen, langweilige oder anderweitig frustrierende Tätigkeiten ausführen müssen, hilft und die Höhe des Gehalts wenig.

Muss Arbeit überhaupt sein

Wir Menschen brauchen das Gefühl, etwas Positives zur Gesellschaft oder zur Gemeinschaft beizutragen. Wir wollen uns prinzipiell nützlich fühlen. Wir sehnen uns auch nach Anerkennung von anderen dafür. Die wenigsten sind fürs Einsiedlerdasein geboren. So verstandene Arbeit, nämlich als sinnvolle Leistung fürs gute Zusammenleben, ist für unser psychisches Wohlbefinden essenziell.

Allerdings hängt alles am Wort „sinnvoll“. Die Beurteilung ob eine Arbeit sinnvoll oder nicht ist liegt allerdings nur bei uns selbst. Für die einen kann das Familienleben ausreichend sein, für zweite ist das Bierdeckelsammeln sinnvoll, dritte wollen lieber forschen, vierte Menschen bewegen. Es gibt wohl so viele Wege zum Sinn wie es Menschen gibt.

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Nana Walzer
Nana Walzer: „Die Kunst der Begegnung“