Die richtige Lehrstelle finden

In Wien suchen aktuell viele junge Menschen eine Lehrstelle. Leider ist die Zahl der offenen Stellen in Wien geringer als im Rest Österreichs. Darum ist die richtige Lehrstelle unser Thema in „Ganz auf Ihrer Seite“.

Der erste Schritt ist zu wissen, welcher Beruf für mich der richtige ist. Hilfe dafür bietet der Berufsinteressentest der Arbeiterkammer Der Test gibt einen Überblick über Interessen, aber er hilft auch zu klären, wie viel man gerne mit Menschen arbeitet oder lieber alleine an einem Problem tüftelt. Oder in welchem Verhältnis gute Bezahlung und die eigenen Interessen stehen sollen.

Die Bezahlung ist schon das nächste Stichwort: Einen Überblick über alle Lehrberufe bietet das LehrberufsABC der Arbeiterkammer – inklusive Informationen zur Lehrlingsentschädigung, also der Bezahlung.

Chef und Lehrling

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Qualitätssiegel für Lehrbetriebe beachten

Wenn der Lehrberuf klar ist, heißt es: Lehrstelle suchen. Es gibt viele gute Lehrbetriebe, aber leider auch solche, die sich kaum oder auch gar nicht um die Lehrlinge kümmern. In Wien gibt es das Qualitätssiegel „Top-Lehrbetrieb“, das von Arbeiterkammer, Wirtschaftskammer und der Gemeinde Wien verliehen wird. Wenn ein Betrieb dieses Qualitätssiegel hat, kann man sich drauf verlassen, dass die Ausbildung dort gut ist. Denn wir schauen uns diese Betriebe sehr genau an. Eine Liste der Betriebe, die derzeit das Qualitätssiegel führen dürfen, gibt es auf der Internetseite der Wiener Wirtschaftskammer.

Sendungshinweis:

„Radio Wien am Vormittag“, 18.01.2018

Neben dem Qualitätssiegel sind die persönlichen Erfahrungen von anderen Lehrlingen oder ehemaligen Lehrlingen eine gute Informationsquelle, um die richtige Lehre und den richtigen Betrieb zu finden.

Die Checkliste zur richtigen Lehrstelle

1. Die rechtlichen Rahmenbedingungen und die Bezahlung müssen stimmen: Der Betrieb muss den Lehrling zur Sozialversicherung und zur Berufsschule anmelden und die Lehrlingsentschädigung regelmäßig in der im Kollektivvertrag festgelegten Höhe bezahlt wird. Überstunden für jugendliche Lehrlinge sind verboten. Es dürfen also maximal 40 Stunden pro Woche gearbeitet werden – und zwar mit Berufsschulzeit!

2. Es muss eine Ansprechperson im Betrieb geben, die für die Lehrlinge zuständig ist – das kann in kleineren Betrieben der Chef oder die Chefin sein, in größeren Betrieben ist es oft ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin, der oder die sich um die Lehrlinge kümmert. Jemand, der/die sich darum kümmert, dass die Lehrlinge etwas lernen, sie den Sinn ihrer Tätigkeiten verstehen – und der/die darauf schaut, dass alles, was für die Lehrabschlussprüfung gebraucht wird gelernt und auch verstanden und gekonnt wird.

Jugendlicher

ORF.at/Roland Winkler

3. Es muss einen Ausbildungsplan geben sodass man als Lehrling weiß, wann man was lernt und wann man was bereits können sollte. Am Anfang der Lehrzeit erscheint die Lehrabschlussprüfung in weiter Ferne. Aber die Zeit vergeht schnell und es ist wichtig, dass es Hilfe bei der Vorbereitung zur Lehrabschlussprüfung gibt – das kann sein, dass die Lehrlinge im Betrieb für die Prüfung üben und lernen können und/oder dass sie Vorbereitungskurse besuchen können. Diese Kurse sind für sie kostenlos.

Feedback und positives Lernklima

4. Ein guter Lehrbetrieb sucht den Kontakt mit Lehrling, Erziehungsberechtigten und Schule: Mit dem Lehrling gibt es regelmäßige Feedback-Gespräche über die Ausbildung: darüber, was er oder sie gut macht und wo noch Entwicklungsbedarf ist. Probleme und Konflikte werden besprochen. Es gibt regelmäßigen Kontakt zu Erziehungsberechtigten. Es gibt regelmäßigen Austausch mit der Berufsschule – im Idealfall sollte es eine Abstimmung der Lerninhalte mit der Berufsschule geben.

5. Es herrscht ein positives Lernklima: Lehrlinge werden zu auch interessanten und für sie neuen Tätigkeiten herangezogen – also nicht nur zu den immer gleichen oft auch eintönigen Hilfstätigkeiten. Die Lehrlinge werden tatsächlich als Lehrlinge also als Lernende und nicht als billige Hilfskräfte zu immer wiederkehrenden Routinearbeiten eingesetzt, ohne dass ihnen der Sinn dafür erklärt wird. Motivation ist sehr wichtig, das bestätigt auch eine Umfrage der Arbeiterkammer zu diesem Thema. Man sollte als Lehrling auch mal etwas ausprobieren und Fehler machen dürfen, um aus diesen Fehlern zu lernen. Und es gibt auch die Möglichkeit zu fragen und sich etwas erklären zu lassen.

Betriebe haben große Verantwortung

Betriebe, die junge Menschen ausbilden haben eine große Verantwortung: denn es gilt, nicht nur auf die fachliche Ausbildung zu achten. Junge Menschen entfalten während ihrer Lehrzeit ihre Persönlichkeit und das muss auch der Lehrbetrieb positiv fördern, z.B. auch durch zusätzliche Kurse. Lehrlinge möchten als Kolleginnen und Kollegen angesehen werden. Einen guten Lehrbetrieb erkennt man also nicht zuletzt daran, dass den Lehrlingen auf Augenhöhe begegnet wird.

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