Die Kraft der Stille

Warum Reden Silber und Schweigen oft Gold ist, was die Stille besonders auszeichnet und welche Übungen uns zu innerer Ruhe führen können- Kommunikationsexpertin Nana Walzer hat Tipps.

Manchmal ist Schweigen besser, da man dadurch vermeidet, etwas Falsches zu sagen, beispielsweise etwas Unpassendes oder tatsächlich inhaltlich Falsches. Geschwätzigkeit, Tratsch, etwa die legendäre Buschtrommel im Büro, führen schnell zu negativer Stimmung – bis hin zu Intrigen oder Mobbing. Negativität breitet sich leider schnell wie ein Lauffeuer aus. Sobald jemand von ihr „angesteckt“ ist, möchte er sie schnellstmöglich loswerden und gibt sie meist einfach ungebremst weiter.

Sendungshinweis:

„Radio Wien am Nachmittag“, 15.3.2018

Je mehr Menschen negativ gestimmt sind, umso stärker wird die Emotion gefüttert, sie erhält richtiggehend ein Eigenleben. So kommt es dazu, dass einer anfängt, im Kleinen zu zündeln und die nächsten geben dann statt der Flamme der Begeisterung oder Liebe den zerstörerischen Waldbrand der Aggression, der Wut, des Neides etc. weiter. Gerade wenn die Gefühle hochkochen ist es aber umso schwieriger zu Schweigen und damit den Kreislauf der Negativität zu unterbrechen. Hier kann es helfen, in die Stille zu finden und innezuhalten.

meditierende Frau

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Vorteil der Stille

„Die Stille“ meint nicht nur das Schweigen, sondern geht tiefer und damit über das nicht-Reden weit hinaus. Wer an seinen inneren Nullpunkt gelangt, findet einen Ort, der hinter den störenden Emotionen liegt, quasi eine Oase der Neutralität. Er kann dadurch negative Kreisläufe unterbrechen. Aus dieser inneren Sammlung können wir in die notwendige Distanz zu den scheinbar so brennenden Dingen finden. In diesem neu eröffneten inneren Raum, der unter den Wogen der Gefühle wie ein tiefer, ruhiger See liegt, können sich dann Lösungen für tatsächliche Probleme entwickeln.

Oder aber es kann erkannt werden, dass es um Probleme geht, die andere mit sich herumtragen, wobei sie versuchen, uns als Projektionsfläche zu benutzen, d.h. an uns zu erkennen, was sie eigentlich selbst beschäftigt. Die Stille meint also zum einen die Ruhe im Inneren, dazu das Schweigen im Äußeren. Aber um beides überhaupt zu finden, ist es hilfreich auch die innere Stimme verebben lassen zu können. Dabei können beispielsweise verschiedene Meditationstechniken helfen.

Übungen für inneren Frieden

In der Tat gibt es eine Vielzahl an Übungen, die uns in die innere Stille führen. Wir können uns etwa auf den gleichmäßig fließenden Atem konzentrieren und dabei unsere Gedanken und Gefühle wie Wolken an uns vorbeiziehen lassen. Wir können dann zusehen, wie sie kommen und gehen und ihre unbeständige Natur erkennen. Dadurch müssen wir unsere Gefühlsausbrüche und ihre Intensität nicht mehr so ernst nehmen. Nur wenn wir daran festhalten, haben sie uns fest im Griff. Lassen wir los, so lösen sich viele Spannungen und Verspannungen.

Wir können auch unsere Atemzüge sanft und langsam verlängern. Wissenschaftliche Untersuchungen haben bestätigt, dass wenn wir für 3 Minuten jeweils circa 4 Sekunden lang ein- und ausatmen - das Ganze sanft und ohne Druck - sich unser gesamter Gefühlshaushalt beruhigt, wir konzentrierter werden und uns besser auf Lösungen einstellen können, als in der Hitze des Gefühlsgefechts. Wir können uns auch im achtsamen Stehen, Gehen und Sitzen üben. Und natürlich das Schweigen ausprobieren.

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Nana Walzer
Nana Walzer: „Die Kunst der Begegnung“