Vorteile des Älterwerdens

Warum ist es für viele Menschen schwierig mit zunehmendem Alter sich selbst und der Welt gegenüber positiv eingestellt zu bleiben und was ist eigentlich so richtig gut am Älterwerden- Tipps von Kommunikationsexpertin Nana Walzer.

Obwohl die Konsumindustrie die älteren Semester charmant mit Begriffen wie Best Ager, Silver Surfer oder Golden Ager umschmeichelt, fühlen sich beileibe nicht alle ab der Lebensmitte noch immer voll im Saft stehend. Es ist wohl eher andersrum: wir werden müde, die Wehwehchen werden mehr, wenn nicht sogar ernsthaftere Krankheiten an unserer Lebenskraft zehren.

Sendungshinweis:

„Radio Wien am Nachmittag“, 6.12.2018

Ab 40 steigt auch oft der Grad an Verantwortung, etwa im Rahmen der Arbeit und heranwachsende Kinder im Jugendalter sind ebenfalls eine Herausforderung, sodass die Lebenslast zunehmend als schwerer empfunden wird. Die Zeit scheint vor lauter Aufgaben dahinzurasen. Viele verausgaben sich über die Jahre im Beruf, die Gesundheit und die Beziehungen werden belastet, das allgemeine Wohlbefinden und mitunter auch Grundvertrauen nimmt ab. Im höheren Alter bleibt einem dann meist nichts anderes übrig als mit den Folgen der eigenen Lebensentscheidungen zurechtzukommen.

Senioren Schneeballschlacht

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Dem Älterwerden etwas abgewinnen

Ab der Lebensmitte verändert sich der Körper, aber auch der Geist. Die Kraft lässt nach, die Regerationszeiten werden länger – man denke nur daran wie lang man nach ein bisschen feiern braucht, um sich wieder davon zu erholen. Das hormonelle Gleichgewicht verändert sich auch, die eigene Attraktivität sinkt am Beziehungsmarkt und die ekstatischen Höhenflüge nehmen mit der Libido gemeinsam ab.

Dafür bleibt bei vielen ein eher dumpfes Gefühl übrig, das Leben nicht ausreichend genossen zu haben. Die Erwartungen an den Rest des eigenen Lebens werden mit zunehmendem Alter heruntergeschraubt und der Kunst des Möglichen und dem Diktat des Notwendigen unterworfen. Auch die Dinge, die früher Freude gemacht haben, werden schaler. Man hat schon viel gesehen und getan – es wird immer schwieriger, wirklich Neues und Tolles zu erleben. Worauf kann man denn noch hoffen, fragen sich dann viele. Aber überraschenderweise gibt es wunderschöne Seiten des Alterns, auf die uns die Werbung nicht hinweist.

Vorteile des Älterwerdens

Die einfachen Dinge werden wertvoller. Die Natur, das Leben an sich, gute Beziehungen zu Menschen. Dinge, die früher als selbstverständlich gesehen werden gewinnen an Qualität. Wir sind vielleicht langsamer, dafür haben wir etwas mehr Geduld, reagieren überlegter, lassen uns nicht mehr so leicht aus der Fassung oder zur Weißglut bringen.

Mit dieser gestärkten Gelassenheit sehen wir auch durch so manche Fassade: Dem Übermut der Jugend schenken wir Mitgefühl, dem Sturm und Drang der frühen Erwachsenenzeit mit seinem Leistungsdruck bemessen wir nicht mehr so viel Wert bei. Zeit ist hier und jetzt und nur wenn wir wirklich achtsam sind rinnt sie uns nicht durch die Finger.

Wir können von allen Zielen und Aufgaben loslassen, die uns nicht wirklich entsprechen und erlangen die innere Freiheit, uns selbst und anderen nichts mehr beweisen zu müssen. Anerkennung muss nicht mehr von außen kommen, denn wir wissen genau wer wir sind, was wir können – und nicht mehr wollen. So fällt es uns auch leichter, uns abzugrenzen. Der Druck der Erwartungen anderer, sei es in der Arbeit oder in Beziehungen, wird langsam weniger und sofern wir geistig flexibel bleiben, können wir unsere Lebenszeit jenen Dingen und Menschen widmen, die uns wirklich wichtig sind.

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Nana Walzer