Ostermayer zu Weltmuseum: „Nutzen Chance“

Das Weltmuseum Wien wird auf 3.900 Quadratmeter Ausstellungsfläche verkleinert, gleichzeitig wird ein Haus der Geschichte in der Neuen Hofburg am Heldenplatz geschaffen. Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) sieht darin „eine einmalige Chance“.

Die „gemeinsame Lösung“ wurde heute im Kulturministerium abgesprochen. Das Haus der Geschichte soll rund 3.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche umfassen und 2018 eröffnet werden. „Mit der heutigen Entscheidung nutzen wir die einmalige Chance, die Situation am wohl geschichtsträchtigsten Ort der Republik neu zu gestalten“, kommentierte Ostermayer die Pläne, in der Neuen Hofburg sowohl das zum Weltmuseum Wien umgebaute Völkerkundemuseum als auch ein Haus der Geschichte unterzubringen. Auch der Tiefspeicher werde in die Überlegungen einbezogen.

Über fast zwei Jahrzehnte hat sich der Anlauf für das „Haus der Geschichte“, das am Montag erneut spruchreif geworden ist, erstreckt. Die Idee dazu hatte 1998 Leon Zelman, Leiter des Leiter des Jewish Welcome Service, der sich eigentlich für ein „Haus der Toleranz“ im Palais Epstein aussprach. Mehrere Regierungen, Arbeitsgruppen und Plädoyers später soll es nun 2018 - 20 Jahre später - eröffnen - mehr dazu in Haus der Geschichte: Anlauf über fast zwei Jahrzehnte.

Mit Lösung „insgesamt glücklich“

„Dieser Platz ist mit seiner Geschichte und seiner Symbolkraft der beste Standort um Österreichs kulturelle, wirtschaftliche und soziale Geschichte in einem zeitgemäßen Rahmen zu vermitteln, und der beste Ort für ein Haus der Geschichte der Republik Österreich“, so Minister Ostermayer in einem schriftlichen Statement gegenüber der APA.

„Ich danke der Geschäftsführung des Kunsthistorischen Museums und dem Direktor des Weltmuseums, die mit ihrem überarbeiteten Konzept den Weg zur Realisierung eines historisch und finanziell verantwortungsbewussten Projekts in der ‚Neuen Burg‘ eröffnet haben. Damit können wir gemeinsam ein modernes, zeitgemäßes Weltmuseum als Haus der Kulturen umsetzen.“

Man sei mit der akkordierten Lösung „insgesamt glücklich“, weil deutlich signalisiert worden sei, dass das Projekt in der ursprünglich vorgelegten Form keine Zustimmung gefunden hätte, sagte KHM-Generaldirektorin Sabine Haag, zu deren Museumsverband das Weltmuseum gehört, im Gespräch mit der APA. Natürlich gebe es auch „ein bisschen ein weinendes Auge“, das aber „längst abgewischt“ sei, weil es einzig Sinn habe, in die Zukunft zu schauen: „Wir freuen uns, dass es uns gelungen ist, unser Konzept auch weiterhin verwirklichen zu können, dass das Projekt nicht gestoppt wurde und wir wie vorgesehen spätestens im Herbst 2017 aufsperren können.“

Kein „Korridor des Staunens“

Das „redimensionierte Museum“ sei „kein schlechtes Museum und kein sinnloses Museum, und (Weltmuseum-Direktor Steven, Anm.) Engelsman ist uns auch im Wort, dass er diesen Vorschlag mitträgt - im Haus und in der internationalen Community“, so Haag.

Konkret werde das Weltmuseum Wien fünf burggartenseitig gelegene Schausäle verlieren, auch die vom ZOOM Kindermuseum bespielten Räume werden nicht realisiert, ebenso sei der als begehbares Schaudepot konzipierte „Korridor des Staunens“ in den modifizierten Plänen nicht mehr enthalten. „Wir haben die Dauerausstellung komprimiert, aber vom Grundkonzept keine Abstriche gemacht“, so Haag, die die geplante Abbildung aktueller Themen des Zusammenlebens unterschiedlicher Kulturen weiterhin für gewährleistet hält. Ein Museumscafe ist auch in der neuen Variante enthalten.

Die bisher getätigten Architekturpläne sollen in das überarbeitete Konzept einfließen. Auch an der Konkretisierung der Pläne für das Haus der Geschichte werde man gerne konstruktiv mitarbeiten. Eines schließt Haag allerdings kategorisch aus: „In den KHM-Museumsverband wird das Haus der Geschichte sicher nicht integriert.“

Kritik von den Grünen, Freude bei NEOS

Eine „kulturpolitische Schande“ orten die Grünen hinsichtlich der „Redimensionierung“ des Weltmuseums. In dem Zusammenhang wurde auch eine parlamentarische Anfrage an Ostermayer angekündigt. Der grüne Kultursprecher Wolfgang Zinggl begründete die Anfrage, die der APA vorliegt, damit, dass eine „umfassende Neupositionierung des Weltmuseums als kritisches, diskursives (...) Haus der Kulturen“ unerlässlich wäre. Stattdessen sei aber das ehemalige Völkerkundemuseum seit 2001 von den Regierungen „sukzessive seiner Bedeutung beraubt“ und „von der Kulturpolitik systematisch ruiniert“ worden. Man fordert unter anderem auch Auskunft darüber, warum „die künftigen Betriebskosten eines zu sanierenden Weltmuseums nicht bedacht wurden“.

Kritisch beurteilte Zinggl die mögliche Zusammenführung des Weltmuseums mit einem Haus der Geschichte: „Wie können Sie zwei Museen zum gleichen Preis ermöglichen, wenn der Betrieb nicht einmal für eines der beiden reicht?“ Darüber hinaus forderte er eine Ausgliederung des Weltmuseums aus dem Verband des Kunsthistorischen Museums. Eine „ausgebaute Institution als ein Haus der Kulturen“ wäre aus seiner Sicht „ein Signal für die kulturelle Vielfalt Österreichs“. Aktuell bleibe dem Weltmuseum „nur noch die Verwaltung des Stillstandes“.

NEOS-Kultursprecherin Beate Meinl-Reisinger freut sich dagegen in einer Aussendung, „dass es hier zu einer Einigung gekommen ist. Ein Weltmuseum ist ein wesentlicher Baustein einer vollständigen Museenlandschaft. Das Haus der Geschichte ist ebenfalls längt überfällig.“ Kritik übt Meinl-Reisinger dagegen am Standort: Die Hofburg sei „aufgrund ihrer Historie kein neutraler Ort, um Geschichte aufzuarbeiten“. Deshalb hätte sie sich einen Neubau gewünscht, für den „der Hauptbahnhof Wien mehr als geeignet gewesen wäre“.

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