Flüchtlingskinder in Traiskirchen nicht zu finden

Heute hätten 37 Kinder und Jugendliche aus Traiskirchen nach Wien gebracht werden sollen. 14 davon waren in Traiskirchen aber nicht auffindbar. Für den Wiener Flüchtlingskoordinator Peter Hacker ein „Skandal“. „So kann es nicht weitergehen.“

In der betreuten Wohngemeinschaft der Volkshilfe Wien in Liesing war am Freitagnachmittag alles bereit für die Flüchtlingskinder aus Traiskirchen. Insgesamt 22 Kinder, die ohne Eltern flüchteten und alle unter 14 Jahre alt sind, sollten dort untergebracht werden. Nur: Im Erstaufnahmezentrum waren neun von ihnen am Freitagnachmittag nicht zu finden. Dafür waren zwei Kinder da, die auf der Liste des Ministeriums gar nicht aufschienen.

Die Zustände sind offenbar derart chaotisch, dass die Mitarbeiter der zuständigen Betreuungsfirma ORS die Minderjährigen nicht finden konnten. Auch beim Zweiten Georg-Danzer-Haus in Favoriten, wo 15 jugendliche Flüchtlinge einziehen hätten sollen, waren für die Helfer fünf nicht auffindbar. Ähnlich sei die Situation gewesen, als Wien vor einigen Wochen Mädchen, die älter als 15 sind, aus Traiskirchen abholen wollte.

Hacker: „Inakzeptabel und ein Skandal“

Der Wiener Flüchtlingskoordinator Peter Hacker kritisiert in erster Linie, dass bei den unter 14-Jährigen der Überblick fehle. „Es ist eine Katastrophe für die Kinder, die dort in diesem Lager alleine offensichtlich herumirren, für die Menschen, denen wir Schutz und Hilfe geben sollten, weil sie gerade einem Bürgerkrieg entflohen sind. Es ist eine Katastrophe für die österreichische Verwaltung. Das darf nicht sein, das muss Konsequenzen haben, davon bin ich überzeugt“, sagt Hacker gegenüber „Wien heute“. „Es ist inakzeptabel, und es ist ein Skandal. Es muss nächste Woche darüber gesprochen werden, was geschehen muss. So kann das nicht weitergehen.“

Aus dem Innenministerium hieß es, man wisse von den nicht auffindbaren Kindern in Traiskirchen, sehe die Aufsichtspflicht allerdings nicht verletzt. „Asylsuchende liegen nun einmal nicht in Ketten“, so ein Sprecher wörtlich gegenüber „Wien heute“.

150 Familien sollen nächste Woche kommen

Die Aufnahme der minderjährigen Kinder, die ohne Eltern nach Österreich gekommen sind, ist erst der Anfang. Wie von Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) am Donnerstag angekündigt, sollen kommende Woche auch 150 Familien mit Kindern aus Traiskirchen nach Wien geholt werden - mehr dazu in Kinder aus Traiskirchen nach Wien?.

„Wir wissen, dass wir das in der nächsten Woche schaffen. Wir haben die entsprechenden Kapazitäten bereits in Vorbereitung. Die genauen Ablaufpläne werden über das Wochenende erarbeitet. Da stehen auch viele parat, die mithelfen wollen. Das ist das Tolle im Moment, wie viele unterstützen und helfen wollen", sagte dazu der zuständige Stadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ) gegenüber „Wien heute“. Oxonitsch und der Wiener Landtagspräsident Harry Kopietz forderten am Freitag angesichts der Lage in Traiskirchen den Rücktritt von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) - mehr dazu in SPÖ-Politiker fordern Rücktritt Mikl-Leitners.

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