Kassenhebammen werden aufgestockt

In Wien fehlen seit Jahren Hebammen mit Krankenkassenvertrag. Immer wieder gab es Klagen. Jetzt stockt die Wiener Gebietskrankenkasse auf. Fünf zusätzliche Stellen kommen. Für die Hebammen ist das aber nur ein erster Schritt.

Derzeit gibt es in Wien insgesamt 18 Hebammen, die einen Vertrag mit der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) haben. Jetzt kommen weitere Stellen dazu: „Mit Ende April hat die WGKK die Aufstockung der Hebammenplanstellen in Wien um fünf auf insgesamt 23 Stellen beschlossen, die in den nächsten Wochen besetzt werden“, heißt es bei der WGKK. Damit reagiert man auf die steigenden Geburtenzahlen und harsche Kritik - mehr dazu in Kritik an Hebammenmangel in Wien.

Denn in Wien kommen alleine in den Gemeindespitälern täglich 28 Babys zur Welt. Für die Nachsorge daheim, oder wenn sich Mütter für eine Hausgeburt entscheiden, braucht es eine Hebamme. Die seien derzeit nicht nur zu wenige, sondern auch ungerecht verteilt, sagt das Österreichische Hebammengremium (ÖHG). Denn alleine oberhalb der Donau gebe es sieben Kassenhebammen.

Aufstockung wichtiger Schritt, aber zu wenig

Die Aufstockung ist für Marianne Mayer von der Wiener Landesstelle des ÖHG dennoch ein „wichtiger Schritt in die richtige Richtung“. Auch wenn es mittel- und langfristig „sicher mehr brauchen wird“. Wünschenswert wären laut Mayer mindestens zwei Kassenhebammen pro Bezirk, also insgesamt 46 für ganz Wien. „Idealerweise“ braucht es natürlich noch viel mehr: Um mit dem bundesweiten Schnitt mithalten zu können, müsste die WGKK 62 Kassenhebammen beschäftigen.

Hebamme, Baby

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Immer noch gibt es zu wenige Kassenhebammen in Wien

Um einen Platz bei einer Kassenhebamme zu bekommen, muss man sich vor allem früh anmelden. Wer keinen bekommt, muss zunächst privat zahlen. Ein Besuch kostet zwischen 80 und 100 Euro, bis zu zwölf sind möglich. Die Kosten können zwar bei der Krankenkasse eingereicht werden, die erstattet aber nur 80 Prozent und das nicht vom tatsächlichen Honorar, sondern nur vom Krankenkassensatz.

Krankenkasse will Spitäler in die Pflicht nehmen

Die Gebietskrankenkasse möchte aber auch die Spitäler in die Pflicht nehmen: Man stehe vor der Situation, „dass Frauen nach einer Entbindung immer früher aus dem Spital entlassen werden und dadurch der Bedarf und die Kosten an ambulanter Betreuung steigen.“ Die Zahlungen der Kassen an die Krankenanstalten bliebe aber unverändert. Deshalb wolle man „eine Gesamtlösung zu finden, die sowohl den niedergelassenen als auch den Spitalsbereich berücksichtigt“. In den Spitälern will die Stadt auch aufstocken - mehr dazu in Geburtenstationen: Aufstockung nach Engpass.

Gesunde Frauen mit komplikationsfreien Geburten würden sich zuhause allerdings besser regenerieren, sagt Mayer. Für sie gebe es keinen Grund, lange im Spital zu bleiben - wenn die Betreuung zuhause vorhanden ist.

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