„Wiener Walk of Fame“ wird still entfernt

Viele Wiener kennen die an Hollywood erinnernden Sterne der Musikmeile Wien, die einst feierlich eröffnet wurde. Mit weit weniger Lärm werden die teuren Denkmäler seit Jahren wieder entfernt. Bald könnten sie ganz verschwunden sein.

Im Jahr 2001 wurden 70 Sterne des „Wiener Walk of Fame“ mit den Namen klassischer Komponisten und Musiker auf einer Route zwischen Theater an der Wien und Stephansdom in den Boden eingelassen. Rund 720.000 Euro war das den Vereinigten Bühnen Wien (VBW), die das Projekt initiierten, wert. Für das Einsetzen der Sterne in den Boden kam die Stadt auf. Drei bis fünf neue Sterne sollten jährlich dazu kommen, hieß es damals.

„Am Höhepunkt waren es ungefähr 100 Sterne, heute sind es nur noch rund 40“, sagt Simon Posch, Direktor des Haus der Musik. An ihn gaben die VBW das Projekt 2008 ab. „Seit Beginn war das Thema eigentlich für uns abgehandelt. Die Sterne werden, wenn sich Gelegenheiten ergeben, sukzessive entfernt“, so Posch. Viele davon gleich beim Umbau der Kärntner Straße im Jahr 2009.

Stern der Musikmeile Wien

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Vor der Oper gibt es noch einige Sterne, auf der Kärntner Straße wurden sie entfernt

Hohe Kosten, wenig Interesse

„In acht Jahren haben uns nur zwei oder drei Leute angesprochen, warum es jetzt einige der Sterne nicht mehr gibt“, meint Posch. Es ist aber nicht nur das geringe Interesse an den musikalischen Bodenplaketten, mit dem Posch erklärt, warum man sich von ihnen trennt. „Viele davon sind kaputt. Einen Stern zu erneuern, hätte 5.000 bis 6.000 Euro gekostet. Das hätte keinen Sinn, außer, dass da eben Sterne liegen“.

Obwohl die Bodendenkmäler vielerorts nicht mehr sehr ansehnlich sind, habe man sich entschieden, sie nicht alle auf einmal zu entfernen, so Posch weiter. „Ein Kostenvoranschlag hat damals ergeben, dass das 240.000 Euro kosten würde. Das wollten wir dem Steuerzahler nicht umhängen“.

Stern der Musikmeile Wien

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Auch in der Opernpassage gibt es die Bodenplaketten noch, die Gesichter der Namensgeber sind aufgrund der Abnutzung durch die vielen Passanten nicht mehr erkennbar

Zwei Jahre als „ungefährer Zeithorizont“

Laut Posch habe man sich wegen der hohen Kosten für ein langsameres, aber günstigeres Modell entschieden. „Wir kooperieren mit der Baudirektion. Wenn irgendwo gebaut wird, wo ein Stern liegt, werden wir informiert. Der Steinmetz, der die Sterne angefertigt hat, holt sie dann ab und lagert sie“. Die Lagerung koste dabei nur 100 Euro im Jahr. Für alle Sterne gemeinsam, wohlgemerkt.

In ungefähr zwei Jahren will man dann alle entfernt haben. „Es kann aber sein, dass einige länger stehen bleiben“, so Posch. Wenn alle abmontiert sind, werde man sich eine günstige Lösung zur Entsorgung überlegen. Eine Auktion oder gar eine kostenlose Vergabe der Sterne sei jedenfalls nicht geplant. „Jeder Stern wiegt mit Betonsockel 400 Kilo. Man kann sie also nicht so leicht abholen. Viele sind auch, wie gesagt, kaputt“.

Kurzes „Leben“ für Placido-Domingo-Stern

„Die Sterne hatten eine Zeit lang ihren Sinn und waren schön. Für mich ist aber das ‚Produkt Musikmeile‘ schlicht veraltet“, erklärt Posch die momentane Gangart. Das sei auch der Fall, weil die „Audioguides“, die am Anfang am Stephansdom an Touristen ausgehändigt wurden, nicht mehr zeitgemäß seien. Mit diesen Geräten konnte man etwas über die Namensgeber der Denkmäler erfahren. „Das machen die Leute heutzutage mit ihrem Handy“.

Placido Domingo bei der Enthüllung seines Sternes auf der Musikmeile

APA / HANS KLAUS TECHT

Placido Domingo 2008 bei der Enthüllung seines Sternes. Wenige Monate später war der Stern wieder verschwunden

Die Sterne seien aber nie für die Ewigkeit gedacht gewesen, das Verschwinden sei normal, so Posch. Er räumt aber ein: „Das ist nach außen vermutlich nicht besonders gut kommuniziert worden“. Die Verantwortlichen haben sich also recht still von dem Projekt getrennt. Dass man da auch eine „schiefe Optik“ hineininterpretieren könnte, ist Posch bewusst.

Zum Beispiel wurde noch wenige Monate vor dem Umbau der Kärntner Straße just dort ein Stern für Placido Domingo enthüllt. „Als der Stern verschwunden war, hat sich sein Management bei uns gemeldet“. Der Sänger selbst habe laut Posch aber zumindest Verständnis für den Umgang mit „seinem“ Denkmal gezeigt.

Juan Marhl, wien.ORF.at

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