Schauspieler Otto Tausig gestorben

Schauspieler Otto Tausig ist am Montag im Alter von 89 Jahren nach langer, schwerer Krankheit gestorben. 2009 wurde er mit dem Nestroy-Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Seit Jahren engagierte er sich für die Entwicklungshilfe.

Tausig wurde 1922 in Wien geboren. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft musste er fliehen und wurde 1939 mit dem letzten Kindertransport nach England gebracht. Dort schlug er sich als Land- und Fabrikarbeiter durch und verbrachte 20 Monate in einem Internierungslager.

Tausig

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Nach dem Krieg zurück nach Wien

1946 kehrte Tausig nach Wien zurück und begann ein Studium am Max-Reinhardt-Seminar. Sein Bühnendebüt gab er am Neuen Theater in der Scala in Wien, wo er bis 1956 auch als Regisseur und Chefdramaturg tätig war. Nach der Schließung des Theaters 1956 ging Tausig mit Kollegen ans Deutsche Theater in Ostberlin. Es folgten Engagements in Zürich, Wien, Berlin, Köln, Hamburg, Frankfurt und München. Von 1970 bis 1983 war er als Schauspieler und Regisseur Ensemblemitglied des Burgtheaters. Seinen offiziellen Bühnenabschied gab Tausig 1999 am Volkstheater als Schnoferl in Nestroys „Das Mädl aus der Vorstadt“.

Günther Franzmeier, Viktoria Schubert und Otto Tausig in Johann Nestroy's "Das Mädl aus der Vorstadt" am Wiener Volkstheater

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Günther Franzmeier, Viktoria Schubert und Otto Tausig in Johann Nestroy’s „Das Mädl aus der Vorstadt“ am Volkstheater

Seit den 60er Jahren war Tausig allerdings nicht nur am Theater, sondern auch wesentlich in Film und Fernsehen tätig. So spielte er unter anderem in der „Alpensaga“ (1977), in Jan Schüttes „Auf Wiedersehen, Amerika“ (1994) und in Peter Wecks Neuverfilmung des „Hofrat Geiger“ (1996). 2001 stand er für „Epsteins Nacht“ mit Mario Adorf und Bruno Ganz vor der Kamera sowie für die Verfilmung von Robert Schindels Roman „Gebürtig“. Auch in „Jedermanns Fest“ von Fritz Lehner war er im Kino zu sehen.

Auf die komischen Typen war Tausig seit Beginn seiner Karriere spezialisiert und kultivierte innerhalb dieses Rollenfachs die Kombination aus tragischen Untertönen mit einem schier unüberschaubaren Repertoire an Vielzahl und Farbigkeit der komödiantischen Facetten. Ihn selbst zeichnete das aus, was er auch seinen Bühnenfiguren mitgab: Charakter, Engagement und Rückgrat. Seiner 2001 erschienenen Autobiografie gab er den Titel „Kasperl, Kummerl, Jud“.

Hilfe für Kinder in Not

Seine eigene Kindheit veranlasste Tausig dazu, sich politisch zu engagieren und Kindern humanitäre Hilfe zu leisten. Bei Dreharbeiten in Indien zum Film „Nocturne indien“ sah der Schauspieler das Elend der Straßenkinder. Seit damals spendete er einen beträchtlichen Teil seiner Einnahmen für ausgebeutete und verschleppte Kinder in der Dritten Welt. Außerdem finanzierte Tausig die Renovierungsarbeiten eines Flüchtlingshauses im niederösterreichischen Hirtenberg.

„Ich kann diesen Beruf (Schauspielerei, Anm.) in meinem Alter nicht mehr so ganz ernst nehmen - ich würde es wertvoller finden, mich mit wissenschaftlichen Büchern zu beschäftigen“, sagte Tausig dazu einmal in einem Interview. „Aber mit diesem Ziel vor Augen gibt mir das so viel Sinn.“

Auch bei seiner Nestroy-Ehrung 2009 ließ er einen Spendenkorb kreisen. Für sein Engagement wurde Tausig 1998 mit dem Bruno-Kreisky-Preis für Menschenrechte ausgezeichnet.

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