Eiserner Vorhang mit Gedanken

Zum 14. Mal ist der denkmalgeschützte Eiserne Vorhang in der Staatsoper von einem Künstler gestaltet worden. Der Brite Cerith Wyn Evans hat philosophische Gedanken in riesigen Lettern auf schwarzen Hintergrund gestellt.

„Eine schöne Ouvertüre zu gelungenen Opernvorstellungen“ nannte Staatsoper-Direktor Dominique Meyer die neue temporäre Arbeit für den 16 Tonnen schweren Eisernen Vorhang. Die aktuelle Spielzeit zeigt sich dabei zweigeteilt, wurde doch in den vergangenen beiden Monaten das Original, ein „Orpheus und Eurydike“-Motiv des umstrittenen Künstlers und Kunstfunktionärs Rudolf Eisenmenger (1902-1994), gezeigt.

Evans meinte bei der Präsentation seines Vorhangs am Freitag etwas süffisant, dass er eigentlich gar nicht wisse, wozu der Brandschutzvorhang diene. „Wohl um zu verhindern, dass das Publikum vor der Aufführung in Flammen aufgeht.“ Aber natürlich fühle er sich sehr geehrt, „in diesem heiligen Raum eine Intervention durchführen zu dürfen“.

Staatsopern-Direktor Dominique Meyer und Cerith Wyn Evans bei der
Präsentation des Eisernen Vorhangs in der Staatsoper

APA/Georg Hochmuth

Drei Sätze sollen „zum Nachdenken anregen“

Die Gestaltung von Evans reduziert sich auf drei Sätze: „Lass es zu, von dem, was du gerade jetzt liest, in eine andere Situation hinüberzugleiten, in ein anderes Handeln innerhalb der historischen und psychischen Orte, in denen dein Lesen im Hier und Jetzt geschieht. Hier - und jetzt - den Platz einnehmend für andere leidenschaftliche und aufgeladene Verbindungen zwischen uns. Stell dir eine Situation vor, in der du dich mit größter Wahrscheinlichkeit noch nie befunden hast.“ Gerade das gut betuchte Opernpublikum wolle Evans damit zum Nachdenken anregen und „gewisse Zweifel“ wecken.

Unterstützt wird die Aktion vom „museum in progess“ und der Tageszeitung „Die Presse“. Ausgewählt wurde der 1958 im walisischen Llanelli geborene Künstler von einer internationalen Jury. Evans hat sich als Bildhauer, Filmemacher und Konzeptkünstler einen Namen gemacht, 2003 vertrat er Wales bei der 50. Kunstbiennale Venedig im allerersten walisischen Pavillon. Noch bis zum 20. November sind einige seiner Arbeiten im Rahmen der Ausstellung „Die fünfte Säule“ in der Secession zu sehen.

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