Ute-Bock-Preis für verhinderte Abschiebung

Einem 22-jährigen Wiener und vier weiteren Aktivisten wird am Donnerstag der Ute-Bock-Preis 2011 für Zivilcourage von SOS Mitmensch verliehen. Robert Zahrl und seine Mitstreiter haben die Abschiebung eines Mannes nach Guinea verhindert.

Als die Polizei Ousmane C. im Dezember 2010 zum Flugzeug brachte, hielt sich der junge Mann verzweifelt am Treppengeländer des Flugzeugs fest. Daraufhin beschloss der Kapitän, den Abzuschiebenden nicht mitfliegen zu lassen. Nur einen Tag nach dem Abschiebeversuch entschied der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte, dass die Abschiebung aufgrund der großen Gefahr für Ousmane C. gar nicht zulässig ist.

Zahrl hatte dafür gesorgt, dass das höchste europäische Menschenrechtsgericht von C.s Abschiebung und der Gefahr, die den Aktivist der guineischen Studentenbewegung zu Hause erwarte, erfuhr. Seit er den Westafrikaner im Polizeianhaltezentrum als Mithäftling kennengelernt hatte - Zahrl saß eine Verwaltungsstrafe ab - versuchte er, Unterstützung zu organisieren.

„SOS Mitmensch erachtete Einsatz als vorbildhaft“

Die fünf Preisträger machten den Fall öffentlich, fanden mit Georg Zanger einen Anwalt, der den Westafrikaner vertrat, und kauften Tickets für den Abschiebeflug, um gegebenenfalls helfen zu können. Sie informierten Fluggäste und Crew von der geplanten Abschiebung.

„SOS Mitmensch erachtet diesen Einsatz als vorbildhaft und möchte durch die Preisverleihung mehr Menschen zu couragiertem Handeln ermutigen“, begründet SOS-Mitmensch-Sprecher Alexander Pollack die Entscheidung, den mit 4.000 Euro dotierten Preis an die Aktivisten zu vergeben.

Dass solches Engagement riskant sein kann, beweisen die Ermittlungen wegen Terrorverdachts nach Paragraf 278b gegen Zahrls Mitstreiter. „Trotz der repressiven Erfahrung, die sie gemacht haben, haben sie dabei geholfen, im Dezember 2010 die Abschiebung von Ousmane C. zu verhindern“, so SOS Mitmensch.

Prozess gegen Ousmane C. läuft weiter

Und auch Ousmane C.s Lage ist weiter prekär, berichtete „Der Standard“. Der Prozess wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt, der nach der Szene an der Gangway gegen ihn angestrengt wurde, ist weiter am Laufen. Und er hat keine Wohnung: „Ich wurde in Grundversorgung nach Oberösterreich verlegt, aber ich muss allein schon wegen des Prozesses in Wien bleiben“, schilderte er gegenüber der Zeitung.

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