Ludwig Hirsch ist tot

„Vielleicht zum letzten Mal“ hat die letzte Konzerttour von Ludwig Hirsch geheißen. Ein Mal konnte er sie wiederholen, jetzt ist der Musiker mit Liedern urwienerischen Inhalts tot. Hirsch nahm sich am Donnerstag in einem Wiener Spital das Leben.

„Die letzte Wiederholung. Und damit ist es ja vielleicht wirklich das letzte Mal, dass es passiert. Schau ma mal. Vielleicht ist ja schließlich nicht sicher“, sagte Hirsch im September 2010 in einem Interview über die Wiederholung seiner Tournee. Danach veröffentlichte Hirsch noch das Buch „Ich weiß es nicht wohin die Engel fliegen“ mit allen seinen Liedtexten. Noch im Juli gab der Chansonnier Konzerte in ganz Österreich.

Dabei dürfte es ihm jedoch schlechter gegangen sein, als es den Anschein hatte. Zuletzt wurde er wegen einer Lungenentzündung im Wilhelminenspital behandelt. Donnerstagfrüh setzte er seinem Leben ein Ende, wie sein Management gegenüber Radio Wien bestätigte.

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Ein Nachruf des Radio-Wien-Musikexperten Tommy Vitera

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Ludwig Hirsch

Dietmar Lipkovich/www.gib-mir-musik.at

Ludwig Hirsch starb mit 65 Jahren

Auch das Wilhelminenspital bestätigte zuletzt, dass Hirsch in der Früh im Haus verstorben war. Genauere Auskünfte könne man auf ausdrücklichen Wunsch der Familie jedoch nicht geben, hieß es seitens des Krankenanstaltenverbunds (KAV).

„Urwiener“ in der Steiermark geboren

Geboren wurde Ludwig Hirsch am 28. Februar 1946 im steirischen Hartberg. „Ich bin eigentlich Wiener, ich wurde nur zufällig dort geboren“, betonte er. Sein Vater, ein Arzt, sei ein Jahr in der Steiermark tätig gewesen. Genau in dieser Zeit kam Hirsch zur Welt. Danach zog die Familie nach Wien. Bekannt wurde Hirsch mit Liedern urwienerischen Zuschnitts - zumindest was deren inhaltliche Morbidität und Hintergründigkeit betrifft. Sein Debütalbum erschien 1978 und hieß „Dunkelgraue Lieder“.

Radio-Hinweis

In Memoriam Ludwig Hirsch gibt es am Sonntag, den 27. November, von 20.00 bis 21.00 Uhr eine Spezialsendung auf Radio Wien.

Bevor Hirsch sich hauptberuflich der Musik zuwandte, absolvierte er ein Grafikstudium an der Universität für angewandte Kunst in Wien und besuchte die Schauspielschule Krauss. Als Theaterschauspieler war er zuerst auf deutschen Bühnen tätig, bevor er 1975 Ensemblemitglied im Wiener Theater in der Josefstadt wurde. Zu dieser Zeit kam auch der Durchbruch mit seiner ersten LP, der bis dato mehr als 20 Platten folgen sollten.

„Goldener Rathausmann“ als Versöhnung

Im Juli wurde Hirsch mit dem „Goldenen Rathausmann“ ausgezeichnet. „Es ist eine kleine Liebeserklärung der Stadt Wien“, freute sich Hirsch über die Anerkennung. „Das finde ich gut, weil ich dieser Stadt in manchen Liedern so wehgetan habe“, erläuterte der 65-Jährige mit einem Verweis auf manch „bösen“ Liedtext über Wien.

Hirsch wurde vom Landtagspräsidenten Harry Kopietz im Juni 2011 mit dem "Goldenen Rathausmann" ausgezeichnet

Stadt Wien

Hirsch wurde vom Landtagspräsidenten Harry Kopietz im Juni 2011 mit dem „Goldenen Rathausmann“ ausgezeichnet

Der „Rathausmann“ sei nun „eine Art Versöhnung“: „Das ist ein Zeichen, dass man mir deswegen nicht böse ist.“ Kopietz erklärte dazu: „Auch böse Texte haben immer - wenn man genau hinhört - einen Hintergrund.“

„Träumen, Staunen, Lächeln“ als Ziel

Pläne hatte Hirsch jedenfalls noch viele. Sein großer Traum war es nach eigenen Angaben, ein Drehbuch zu schreiben. Zudem wollte er diesen Herbst mit der Arbeit an einem neuen Album beginnen.

Egal ob Musik, Theater oder Lesung, bei Hirsch ging es immer um die Geschichte: „Träumen, Staunen, Lächeln, bissl Gänsehaut immer wieder, und das Zwicken in die Wadeln. Das hab ich immer gern gemacht, die Leute einzulullen, dass sie sich wohl fühlen und zum Schluss ein bissl zwicken“, so Hirsch in einem seiner letzten Interviews.

Ludwig Hirsch war seit 1977 mit der Schauspielerin Cornelia Köndgen verheiratet, mit der er einen Sohn hatte.

Kulturszene zeigt sich erschüttert

Erschüttert zeigte sich die heimische Kulturpolitik über den Tod von Hirsch. Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) würdigte ihn in einer Aussendung als „Teil der österreichischen Seele“ - mehr dazu in wien.ORF.at.

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