Cafetier Leopold Hawelka gestorben

Wiens wohl bekanntester Cafetier ist tot: Leopold Hawelka ist am Donnerstagnachmittag im 101. Lebensjahr zu Hause im Kreise der Familie gestorben. Das teilte seine Tochter Herta Hawelka mit.

„Mein Vater ist in seinem Bett gelegen und ohne Schmerzen eingeschlafen“, berichtete seine Tochter. Er habe sich den ganzen Tag schon schwach gefühlt. Hawelka hatte erst im vergangenen April seinen 100. Geburtstag gefeiert. Einem großen Fest zu diesem Anlass war er aus gesundheitlichen Gründen aber bereits ferngeblieben.

Hawelka

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Leopold Hawelka war bereits zu Lebzeiten eine Wiener Legende

Mit Frau Josefine Cafe übernommen

Am 11. April 1911 im niederösterreichischen Mistelbach geboren, heiratete Hawelka 1936 seine Frau Josefine, mit der er knapp 70 Jahre - bis zu ihrem Tod 2005 - ein Paar blieb. Bereits im Jahr ihrer Trauung eröffneten die beiden mit dem Cafe Alt Wien in der Bäckerstraße ihren ersten Betrieb. Drei Jahre später wechselten sie den Standort und zogen in die Dorotheergasse.

Die dortigen Räumlichkeiten wurden 1906 als „Je t’aime“-Bar eröffnet, Liveband und „Chambre separee“ inklusive. Dieser Raum dient jetzt als Lager. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im September 1939 wurde die Bar geschlossen, und Leopold zog ein. Den Krieg überstand das Cafe wie dessen Besitzer relativ unbeschadet, und so folgte bereits im Herbst 1945 die Wiedereröffnung.

„Wohnzimmer“ für Avantgardeszene

Ab den 1960er Jahren etablierte sich das nicht einmal 100 Quadratmeter große Kaffeehaus zum Künstlertreff der heimischen Avantgarde. Protagonisten wie Helmut Qualtinger, Oskar Werner und Friedensreich Hundertwasser diente es als zweite Heimat. Ab 1975 wurde dann das Kaffeehaus - sozusagen - international bekannt gemacht durch Georg Danzers Lied „Jö schau, ...“.

Hawelka

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Wohnzimmeratmosphäre im Hawelka

Verschlagen hatte es die Künstlergilde in das kleine Kaffeehaus mitunter auch wegen dessen Wohnzimmeratmosphäre - dicke Rauchschwaden inklusive. Mit letzteren war es ab Mitte des Vorjahres vorbei. Aufgrund der Änderungen im Tabakgesetz mussten die Hawelkas ihren Gästen das „Pofeln“ im Lokalinneren verbieten. Die Errichtung einer Trennwand lehnte die Familie ab.

Stattdessen wollte man mit Hilfe des Denkmalschutzes die Raucherregelung bzw. eine verpflichtende Raumtrennung umgehen. Das Bundesdenkmalamt lehnte den entsprechenden Antrag jedoch ab - weshalb Glimmstängel im Hawelka auch künftig nicht mehr zu sehen sein werden. Um Ausfälle zu kompensieren, hat die Cafetier-Familie den traditionellen Ruhetag am Dienstag vor einigen Monaten aufgegeben.

Hausherr schrieb Touristen Autogramme

Das Interieur blieb jedenfalls seit Jahrzehnten unverändert. Die Kreativszene wurde jedoch zum großen Teil von Touristen verdrängt, denen der Hausherr bis zuletzt Autogramme gab.

Der Alt-Cafetier selbst habe indes immer „solid“ gelebt, nannte Leopold Hawelka vor zwei Jahren in einem Interview das Geheimnis seines langen Lebens. Rauchen und andere Laster hatte der Alt-Cafetier keine. Nur die Schwäche für Süßigkeiten gab der Seniorchef immer zu. Die hauseigenen Buchteln gehörten zu seinen Lieblingsspeisen, wie er selbst bekannte.

Hawelka

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Hawelka war auch im hohen Alter oft im Kaffeehaus anzutreffen

Die Mehlspeise aus dem Hause Hawelka brachte es im Laufe der Jahrzehnte ebenfalls zum Legendenstatus. Bis zu ihrem Tod im Jahr 2005 schob Leopolds Gattin Josefine den gefüllten Germteig selbst in den Ofen. Seither kümmert sich Sohn Günter - gelernter Konditor und ebenfalls bereits im Pensionsalter - um das begehrte Backwerk.

Täglich zwei bis drei Stunden im Hawelka

Zeit seines Lebens konnte sich Leopold Hawelka ein Leben ohne sein Cafe in der Innenstadt nicht vorstellen. Trotz seines hohen Alters kam der Cafetier auch heuer noch beinahe täglich in sein berühmtes Lokal in der Dorotheergasse. Er hat immer noch seine 20-Stunden-Woche", sagte Enkel Michael Hawelka zuletzt noch über seinen Großvater. Gemeinsam mit seinem Bruder Amir führt er inzwischen die legendäre Institution.

Sohn Günter (Mitte) und die Enkel Michael (l.) und Amir Hawelka

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Sohn Günter und die Enkel Michael und Amir Hawelka

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